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Garteln verbindet: Projekte in und um München boomen
München · 90 Quadratmeter Glück
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Krautgärtnerin Brigitte Dohmeier freut sich schon darauf, selbst gezüchteten Salat auf den Tisch zu bringen. Fotos: au/Planungsreferat
München · „Ist das jetzt das Beet mit den Kartoffeln oder den Zwiebeln? Oder waren es doch Radieschen?“ Brigitte Dohmeier ist irritiert. Kein Wunder, schließlich hat die 53-Jährige bisher keine Erfahrung im Anbau von Gemüse, ist aber ab sofort für ein Jahr Pächterin von einem 90 Quadratmeter großen Krautgarten, in dem sie im Herbst selbstgezüchteten Salat und Gemüse ernten möchte.
Dohmeier ist eine der rund 900 Münchner, die in diesem Jahr einen der begehrten Krautgärten ergattern konnten.
- München · Zum Thema: Über die neue Lust am Grün
Artikel vom 19.05.2011: Münchner SamstagsBlatt-Redakteurin Heike Woschée - München · Zum Thema: Über die neue Lust am Grün
Artikel vom 19.05.2011: „Da schau her!“ Albrecht Ackerland zum Münchner SamstagsBlatt
Die Münchner Krautgärten sind ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtgüter München und der „Grüngürtel-Bauern“. Die Idee dahinter: Bisher ungenutzte Ackerfläche wird in einzelne Parzellen aufgeteilt, die dann für einen geringen Betrag für ein Jahr gepachtet werden können. Erfahrene Landwirte übernehmen im Vorfeld die Vorbereitung des Beets, das Anpflanzen und die Aussaat, die Krautgärtner sind dann für die Pflege und natürlich die Ernte verantwortlich. Jede Parzelle hat außerdem noch Freiflächen, auf denen die Pächter eigene Ideen zur Bepflanzung verwirklichen können. Gießwasser und Werkzeug werden bereitgestellt. „Durch die Krautgärten soll das wachsende Bedürfnis der Münchner nach einem eigenen Garten befriedigt werden“, erklärt Ruth Kleinöder von den Stadtgütern München. „Schließlich haben vor allem in der Stadt nur wenige einen Garten, gleichzeitig steigt aber die Nachfrage nach Nahrungsmitteln, bei denen man weiß, wo sie herkommen.“ Die Krautgärten sind als reine Nutzfläche gedacht. Einrichtungen für Freizeitaufenthalte, wie man sie aus Schrebergärten kennt, gibt es keine. Auch Geräteschuppen dürfen nicht gebaut werden. Kleinöder: „Bei den Krautgärten handelt es sich nicht um Daueranlagen. Die Parzellen werden jedes Jahr aufs Neue verlost, damit keine Besitzansprüche entstehen.“
Krautgärten gibt es in München bereits seit 1999. „Mit 13 Parzellen wurde das Projekt damals am Standort in Johanneskirchen begonnen. In diesem Jahr zählen wir schon 14 Standorte“, erzählt Hans Ernstberger vom Münchner Planungsreferat. „Und die Nachfrage wächst, es gibt sogar Wartelisten für die Gärten.“ Wer einen Krautgarten pachten möchte, muss also früh dran sein. Diese Erfahrung machte auch Neugärtnerin Dohmeier: „Als ich von dem Projekt gehört habe, habe ich mich sofort beworben. Zum Glück: Die Gärten waren total schnell vergeben.“ Von dem Projekt war sie sofort begeistert: „Meine Familie und ich essen sehr viel Gemüse und Salat. Beides schmeckt natürlich aus eigenem Anbau gleich noch besser.“ Dank des Krautgartens kann sie sich jetzt außerdem sicher sein, dass zu Hause nur Bioprodukte auf den Tisch kommen. Denn eines ist den Krautgärtnern strikt untersagt: Die Anwendung von chemischen Produkten und Mineraldüngern. Doch nicht nur gesundes Gemüse verspricht sie sich. „Man lernt seine Parzellen-Nachbarn ja sehr schnell kennen. Ich hoffe, dass hier ein richtiges Gemeinschaftsgefühl aufkommt und man sich auch mal gegenseitig beim Gießen unterstützt, etwa wenn einer im Urlaub ist.“
Dass der Gemeinschaftsgedanke sehr wichtig ist, betont auch Ernstberger. „Wir finden es toll, wenn unter den Krautgärtnern ein starkes Miteinander entsteht.“ Besonders schön sei, dass unter den Hobby-Gärtnern so viele Menschen aus anderen Ländern seien. Die nutzen die Gärten meist, um dort Gemüsesorten aus ihrer Heimat anzubauen, die man hier oft nicht kennt. „Da fragen natürlich die Parzellennachbarn auch mal nach, was das für ein Gemüse ist. So kommt man ins Gespräch und der Austausch zwischen den Kulturen wird gefördert.“ Gerade an Standorten wie dem Hasenbergl oder Feldmoching könne man sehen, dass die Gärten auch einen starken Beitrag zur Integration leisten, so Ernstberger.
Damit in Zukunft noch mehr Menschen von den Krautgärten profitieren können, sei man ständig auf der Suche nach neuen Standorten. „Zwei neue Standorte pro Jahr sind unser Ziel“, sagt Ernstberger. In diesem Jahr kamen die Gärten in Hohenbrunn und in der Blumenau dazu. Für 2012 sei man bereits auf der Suche nach geeigneten Flächen. Von Sara Austen
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