Plätze als Party-Treffpunkte: Münchner Bündnis will helfen

München · Lärm nervt die Anwohner

Bei einer Pressekonferenz haben Wilfried Blume-Beyerle, Robert Kopp und Peter Reichl die aktuellen Ergebnisse von SAMI kürzlich vorgestellt. Foto: js

Bei einer Pressekonferenz haben Wilfried Blume-Beyerle, Robert Kopp und Peter Reichl die aktuellen Ergebnisse von SAMI kürzlich vorgestellt. Foto: js

München · Ob es um das Partyvolk am Gärtnerplatz oder die Drogenszene an der Plettstraße in Neuperlach geht – bei Problemen im öffentlichen Raum arbeiten Polizei und Kreisverwaltungsreferat (KVR) seit genau zwei Jahren zusammen.

Das sogenannte „Sicherheits- und Aktionsbündnis Münchner Institutionen“ (SAMI) zog jetzt bei einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium Bilanz. Das Ergebnis: Nicht immer ist Druck das geeignete Mittel, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

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Auch in diesem Sommer dürfte den Anwohnern am Gärtnerplatz wieder eine harte Zeit bevorstehen. „Rund 300 bis 400 Leute treffen sich dort abends oft“, berichtet KVR-Leiter Wilfried Blume-Beyerle. Laut Robert Kopp, Vizepräsident der Polizei, komme es zwar selten zu Straftaten. Allerdings verursache die große Masse an Menschen Lärmbelästigung: „Wenn sich 200 Leute unterhalten und die Anwohner das Fenster offen haben, macht das Probleme.“

Abhilfe schaffen könnte vielleicht ein Alkoholverbot auf dem Platz wie in der Fußgängerzone. Diese Maßnahme werde bei der Stadt bereits seit längerem diskutiert, sagt Beyerle. Denn meistens genießen die Feiernden den Abend mit einer Flasche Bier oder Wein. Kopp räumte zwar ein, übermäßiger Alkoholkonsum sei nicht der Anlass der Beschwerden. Allerdings gehe er davon aus, dass ein derartiges Verbot den Andrang eindämmen könnte: „Wenn die Leute dort nicht mehr trinken dürfen, gehen sie nicht mehr hin.“

Beyerle indes steht diesem Vorschlag eher kritisch gegenüber. Die „knallharte Lösung“ halte er nicht für sinnvoll. Der Gärtnerplatz werde nicht von Problemgruppen angesteuert, sondern sei Treffpunkt der „Prosecco-Gesellschaft“. Meist seien es junge Berufstätige, die dort ihren Feierabend verbrächten. Wenn sie dazu eine Flasche Wein mitnähmen, könne ihnen dies „niemand verübeln“, ein Verbot sei ein „Eingriff in die persönliche Freiheit“. Zudem gebe es dafür derzeit keine rechtliche Grundlage.

Die Situation am Gärtnerplatz mit rechtlichen Mitteln zu regeln, sei deshalb so schwierig, weil es keine einzelnen Störer gebe, die man zur Verantwortung ziehen könne, erklärte KVR-Sprecherin Daniela Schlegel. Der Einzelne verhalte sich korrekt, nur aufgrund der Masse komme es zu Problemen. Daher setzt die Stadt nun auf die Einsicht der Bürger. Gemeinsam mit dem Bezirksausschuss Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt (BA 2) veranstaltete das Sozialreferat kürzlich in der Riemerschmid Wirtschaftsschule in der Frauenstraße ein zweitägiges Treffen mit den Anwohnern und Partygästen, zu dem knapp 25 Teilnehmer kamen. Als belästigend werde von den Bewohnern vor allem der Lärm zwischen Mitternacht und 1 Uhr morgens empfunden, berichtete die Mediatorin Stefanie Wagner. Ein Alkoholverbot sei zwar erwähnt worden, gehöre jedoch nicht zu den favorisierten Lösungen. Im Gespräch sei vielmehr, am Platz Fahnen aufzustellen, die die Besucher zur Rücksichtnahme mahnen. Zudem werde der Platz von zahlreichen Anwohnern abends selbst gern genutzt.

Vermittlungsgespräche haben auch in der Plettstraße zum Erfolg geführt. Allerdings habe man es dort mit einem ganz anderen Klientel zu tun, sagte Beyerle: „Am Gärtnerplatz verursachen 200 Leute 100 Dezibel, in Neuperlach produzieren 20 Personen die gleiche Lautstärke.“ Die dort ansässige Drogenszene habe bei den Anwohnern immer wieder zu Unmut geführt, es sei zu Vermüllung und Pöbeleien gekommen. Bei einem runden Tisch mit allen Beteiligten habe man jedoch eine gemeinsame Lösung gefunden und den Suchtkranken einen alternativen Treffpunkt angeboten.

Auch Marina Achhammer (SPD), Vorsitzende des Bezirksausschusses Perlach-Ramersdorf (BA 16), ist mit dem Ergebnis zufrieden: „Wir haben für die Leute ein Eck im Ostpark gefunden, und das wurde auch angenommen.“ Zudem habe man die Betroffenen überzeugen können, künftig rücksichtsvoller mit den Anwohnern umzugehen. Im Gegenzug werde ihnen von den Bewohnern seither mehr Toleranz entgegengebracht: „Immer wenn Menschen miteinander reden und sich über ihre Befindlichkeiten austauschen, wird es besser.“ Auch Beyerle gibt zu Bedenken, dass beim Umgang mit Menschen aus gesellschaftlichen Randmilieus kreative Methoden zielführender sein könnten als die gängigen, repressiven Mittel wie etwa ein polizeilicher Platzverweis. Das Vorgehen in der Plettstraße habe dazu geführt, dass aus einer „Problemgruppe“ nun eine „Gruppe von Menschen mit Problemen“ geworden sei.

Von Julia Stark

Artikel vom 12.05.2011
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