Vaterstettener Einrichtung will Angebot optimieren

Vaterstetten · MGH auf dem Prüfstand

Einmal im Monat kochen der ehemalige Küchenchef und jetzige Pensionär Theo Klitzpera und Johanna Klitzpera ehrenamtlich beim MGH-Projekt „Günstiger Mittagstisch“. 	Foto: lia

Einmal im Monat kochen der ehemalige Küchenchef und jetzige Pensionär Theo Klitzpera und Johanna Klitzpera ehrenamtlich beim MGH-Projekt „Günstiger Mittagstisch“. Foto: lia

Vaterstetten · Im Mehrgenerationenhaus (MGH) Vaterstetten ist man um Harmonie bemüht. Der Blick soll in die Zukunft gehen. Zu turbulent verliefen die Monate nach dem plötzlichen Ausscheiden der langjährigen MGH-Leitung im Juni 2010.

„Von einem Tag auf den anderen war da ein Vakuum“, erklärt Lisa Neunaber, Schriftführerin des Trägervereins des MGH. Diese Lücke hatte Werner Donath füllen wollen und vorübergehend Vereinsvorsitz und die MGH-Leitung übernommen. Doch Anfang des Jahres war Donath über den Wunsch nach einer Aufwandsentschädigung gestolpert. Zu spät hatte der Vorsitzende den Verein über seine Verhandlungen mit dem Gemeinderat informiert. Einige Vereins- und Vorstandsmitglieder reagierten mit Austritten. Nun erfolgte der klare Schnitt. „Unser vergangener Vorsitzender hat alles niedergelegt“, bestätigt Neunaber. Seit 14. April ist ein neuer Vorstand im Amt. Der Verein aktiver Bürger hat offenbar gelernt aus dieser Krise. So sollen Doppelposten künftig vermieden werden.

Der Trägerverein des MGH zieht sich auf seine Kernkompetenz zurück. „Aus dem Vakuum haben wir ganz gut herausgefunden. Es ist kein einziges Projekt baden gegangen“, bilanziert Neunaber. Ziel müsste es nun sein, sich um Sponsoren zu kümmern und Projekte zu optimieren. Das ist dringend notwendig, denn die jährliche Förderung mit 40.000 Euro durch das Bundesfamilienministerium läuft Ende 2011 aus. In das Nachfolgeförderprogramm aus Berlin (30.000 Euro pro Jahr) werden nur 450 der bundesweit 500 Mehrgenerationenhäuser aufgenommen. Das MGH Vaterstetten will sich im Sommer darum bewerben. „Dazu müssen wir Projekte auf den Prüfstand stellen. Welche sind interessant, welche sind lebenswichtig“, fordert Neunaber. Die Voraussetzungen für die Nachfolgeförderung erfülle das MGH bereits. „Unser Angebot passt voll hinein in die Anforderungen“, ist Neunaber sicher. An der Außendarstellung müsse jedoch gearbeitet werden. „Die Bürger sollen sofort wissen, wenn sie von einem Projekt hören oder lesen, dass das MGH dahinter steckt“, wünscht sich Neunaber.

Bunter Strauß an Hilfsangeboten

Das dürfte angesichts des großen, bunten Straußes an Hilfsangeboten ein schwieriges Unterfangen werden. Die Angebotspalette wirkt konfus. „Wir müssen mit unseren Einsatzgebieten aufpassen, dass sie weder mit der Nachbarschaftshilfe noch mit der VHS kollidieren“, ist sich Neunaber der Herausforderung bewusst. Zumal die Stelle der MGH-Leitung noch nicht wieder besetzt ist. Als Orientierung für die Weiterentwicklung des Hauses hat der neue Vorstand das Leitbild verfeinert. Es soll den roten Faden für alle Projekte bilden.

Erfolgreiche Initiativen wie der „Günstige Mittagstisch“ (montags, dienstags und donnerstags gibt es ein Menü für 4 Euro), das Sommerferienprogramm und die Kinderspielgruppen sollen gepflegt und gesichert werden. Neue Projekte sind indes willkommen, gleiches gilt für ehrenamtliche Helfer, die das MGH stets sucht.

So soll im Sommer wieder ein Kurs für Freiwillige stattfinden. Trainer ist Jürgen Gilbert, selbst vielfach ehrenamtlich engagiert. Der 67-Jährige vermittelt dort seine langjährige Erfahrung im Management von Hilfsprojekten an Menschen, die bereits ehrenamtlich tätig sind oder es werden wollen. In den Startlöchern steht außerdem der „Freiwilligendienst aller Generationen“ (FDaG). Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich ehrenamtliche Tätigkeit in einer gemeinnützigen Einrichtung, zu der sich Freiwillige jeden Alters vertraglich verpflichten können.

Ein halbes Jahr im Ehrenamt verpflichtet

Mindestens acht Stunden pro Woche und ein halbes Jahr lang sollen sich sowohl der „Arbeitgeber“ als auch der FGaG-ler, der für die Dauer seiner Tätigkeit versichert wird, aufeinander verlassen können. „Womöglich kann diese Initiative das Potenzial entfalten, dort einzuspringen, wo durch Wegfall von Zivildienstleistenden Bedarf entsteht“, hofft Projektleiter Gustav Lorenz. Die erste Anwärterin wird sich voraussichtlich in der Beratung von Eltern behinderter Kinder engagieren. Ein Thema, das dem MGH am Herzen liegt: Zum Thema Inklusion hat sich unlängst eine Arbeitsgruppe gegründet.

Auslöser war eine Gesetzesinitiative des Freistaates. Diese sieht ab Herbst Schulklassen vor, in denen Kinder mit erhöhtem sonderpädagogischen Förderbedarf das Recht haben, gemeinsam mit anderen Kindern an einer Regelschule zu lernen. „Die gemeinsame Ausbildung behinderter und nicht behinderter Kinder wirft viele Fragen auf, da gibt es immer noch Unsicherheiten und Berührungsängste. Die wollen wir abbauen“, so Lorenz, der durch eine betroffene Familie in seinem Bekanntenkreis für das Thema sensibilisiert wurde. Denn Aufklärungs- und Informationsbedarf besteht laut Lorenz an den Schulen und bei den Eltern gleichermaßen.

Von Liane Killmann

Artikel vom 12.05.2011
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