Der Kunstverleih im Kulturhaus Milbertshofen ist seit einem Jahr erfolgreich

Milbertshofen · Raumschmuck auf Zeit

Kunstverleiherin Neeltje Dijkshoorn berät die Milbertshofer Bürgerin Tania Harris. Die Auswahl an zeitgenössischen Werken ist groß.	Foto: ws

Kunstverleiherin Neeltje Dijkshoorn berät die Milbertshofer Bürgerin Tania Harris. Die Auswahl an zeitgenössischen Werken ist groß. Foto: ws

Milbertshofen · Seit einem Jahr gibt es den Kunstverleih Milbertshofen. Bilder leihen wie Bücher in einer Bibliothek: Das ist unkompliziert, preiswert und findet bei den Bürgern großen Anklang. »Das Konzept ist super«, schwärmt eine junge Frau, die zum ersten Mal da ist und den Kunstverleih Milbertshofen ausprobiert.

Sie geht über den roten Teppich, der eigens jeden Donnerstagnachmittag im ersten Stock des Kulturhauses Milbertshofen ausgerollt wird. Gemälde, Fotografien, Collagen, Grafiken, Siebdrucke, Zeichnungen und andere Arbeiten sind dort ausgebreitet.

Die Idee, Kunstwerke monateweise bei sich zu Hause an die Wand zu hängen und ein Original auf Zeit zu besitzen, kennt man in München schon seit mehr als 20 Jahren. Noch ziemlich neu ist hingegen der Kunstverleih Milbertshofen: Er wurde am 8. April 2010 von den beiden Geschäftsführerinnen des Kulturhauses, Marta Reichenberger und Tatiana Hänert, ins Leben gerufen. Jetzt, nach fast genau einem Jahr, ist es Zeit für eine erste Bilanz: »Wir haben viele Ausleihen«, berichtet Reichenberger. In einem Jahr habe man gut 150 Ausleihen verzeichnet.

Manchmal schmückte ein Bild ein halbes Jahr lang ein- und dieselbe Wohnung, weil sich der Besitzer nur schwer von dem Kunstwerk trennen konnte. Moderne Malerei geht am besten. »Es gibt Bilder, die werden immer wieder geholt«, berichtet Helene Häusler, eine von vier ehrenamtlichen Kunstverleiherinnen im Kulturhaus Milbertshofen. Ist das Bild gerade nicht da, kann man es trotzdem anschauen: In einer roten Mappe sind alle Kunstwerke, die gerade unterwegs sind, als Fotografie zu sehen. Auch das Rückgabedatum steht da. Natürlich kann verlängert werden, doch nicht ewig. Entdeckt man in dieser roten Mappe sein Lieblingsbild, lässt man es einfach reservieren und bekommt einen Anruf, wenn es zurückgebracht wurde. Kaufen geht nicht. »Alle unsere Kunstwerke sind Leihgaben und gehören der städtischen Artothek München«, erläutert Marta Reichenberger. Die Artothek sei im Stadtmuseum beheimatet und habe einen Fundus von mehreren 1000 Bildern.

Die Stadt habe diese von zeitgenössischen Münchner Künstlern angekauft. Vor dem Start des Kunstverleihs Milbertshofen »haben wir eine Liste gemacht, welche Künstler wir gerne hätten«, berichtet Reichenberger. Moderne Malerei von Tanja Mohr ist dabei: Ihr Bild ist farbig mit viel Gelb und Orange, wie ein Blick in die rote Mappe zeigt. Das kommt bei den Bürgern im Münchner Norden an, eben wurde die Ausleihzeit für dieses begehrte Stück um ein halbes Jahr verlängert. Von dem Münchner Maler, Zeichner und Bildhauer Franz Kochseder kann man auch Bilder ausleihen. Gerade sind seine Kunstwerke bei einer Ausstellung im Kulturhaus Milbertshofen zu sehen, die noch bis 27. Mai in dem Bürgerhaus läuft. Bei einem Künstlergespräch am Donnerstag, 12. Mai, um 19 Uhr kann man Kochseder auch persönlich kennen lernen. 70 Bilder hat die städtische Artothek dem Kulturhaus Milbertshofen als Leihgaben zur Verfügung gestellt. »Wir haben die ganze Palette der Kunstrichtungen«, freut sich Neeltje Dijkshoorn, eine der vier Kunstverleiherinnen.

Viele Arbeiten haben typische Maße wie 43 mal 53 Zentimeter oder 66 mal 51 Zentimeter. Die passen genau in eine typische Zwei- oder Drei-Zimmer-Wohnung. Aber auch Mini-Bilder (22,5 mal 29,5 Zentimeter) oder längliche Kunstwerke gehören zum Bestand. Das Motto des Kunstverleihs lautet: »Mehr Kunst in Milbertshofner Wohnungen«. Doch nicht alle Bilder können auf dem roten Teppich präsentiert werden. Dann blättert man eben in der weißen Mappe: Darin sind alle Bilder als Fotografie abgebildet, die zur Ausleihe zur Verfügung stehen und die man gleich mitnehmen kann. Vier Verleiherinnen haben viel zu tun Die junge Frau, die zum ersten Mal da ist und das Konzept toll findet, kann sich noch nicht so recht entscheiden. Aber eins freut die Milbertshofnerin: »Man wechselt immer wieder das Aussehen der Wohnung.«

Tania Harris ist ebenfalls zum ersten Mal da, sie hat von ihrer Nachbarin von dem Projekt erfahren. Die junge Mutter will im Kinderzimmer ihres 14 Monate alten Sohns Julian ein Bild aufhängen. Doch die Milbertshofner Bürgerin hat Pech: Zwei Linoldrucke gefallen ihr sehr gut, aber beide sind gerade ausgeliehen. »Heute nehme ich nichts mit. Dann komme ich eben noch einmal im Mai.« Die vier Kunstverleiherinnen Neeltje Dijkshoorn, Helene Häusler, Regina Jula und Annette Ziller haben alle Hände voll zu tun: Es herrscht ein Kommen und Gehen. Die einen geben Bilder zurück, die anderen leihen welche aus. Jeder Benutzer hat einen Leihausweis: orange für Milbertshofner, grün für Bürger aus anderen Stadtbezirken.

Ein Teil der Bilder ist im Internet zu sehen

Der erste Monat kostet für alle gleich viel: 2,60 Euro. Wenn man ein Bild länger ausleiht, zahlen Nicht-Milbertshofner ab dem zweiten Monat etwas mehr als die »Einheimischen«. Trotzdem ist die Ausleihe preiswert. Und der Umtausch ist in dem Fall regelrecht erwünscht. Als Sicherheit muss man kein Pfand leisten, sondern die Nummer seines Personalausweises angeben. Das genügt. Und man muss versprechen, mit dem Kunstwerk sorgsam umzugehen.

Die Verleiherinnen freuen sich im Übrigen, wenn man das Bild zuhause bei sich fotografiert und es dann im Kunstverleih herzeigt und es vielleicht sogar dort lässt. Der Kunstverleih im Kulturhaus Milbertshofen, Curt-Mezger-Platz 1, Ecke Schleißheimer-/Keferloher Straße, findet jeden Donnerstag von 16 bis 19.30 Uhr im Foyer des Hauses im ersten Stock statt.

Wer neugierig ist, kann sich einige der vielen Kunstwerke schon vorher im Internet anschauen: www.kulturhaus-milbertshofen.de. Unter dem Link Kunstverleih klickt man auf »Galerie« und bekommt dort bereits eine kleine Auswahl an Bildern zu sehen. Wally Schmidt

Artikel vom 26.04.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...