Flammende Reden bei einer Demonstration auf dem Marienplatz

Freimann · Der Kampf um das Atelierhaus 49

Freimann · Die Wellen um den Steit zwischen Domagk-Ateliers und Stadt schlagen weiter hoch. Das zeigte auch eine Demonstration am Freitag auf dem Marienplatz. Die Genossenschaft Wagnis wollte ursprünglich zusammen mit Künstlern das Haus 49 an der Domagkstraße kaufen und umgestalten.

Aber Wagnis stellte fest, dass ein Substanzerhalt nicht finanzierbar sei. Die Stadt übernahm das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsberechnung der Genossenschaft. Nun erscheint auch der Stadt der Abriss von Haus 49 unvermeidlich. Das Kulturreferat bietet Ausweichateliers an der Dachauer Straße an, aber nur temporär. Es steht aber neben Haus 49 das Haus 50, welches beweist, dass der Substanzerhalt möglich ist. Dieses städtische Atelierhaus ist 2009 vom Oberbürgermeister feierlich an die Künstler übergeben worden. Von ehemals etwa 10 Künstlerhäusern mit über 300 Künstlern sind nur zwei übrig.

Lars Mentrup, Sprecher der Kunstvereine der Domagk­ateliers von 2000 bis 2003, sagte auf dem Marienplatz, hier werde ein Grundstück in städtischem Eigentum »der unsichtbaren Hand des Marktes überlassen«, einer Hand, die scheinbar unaufhaltsam Ärmere durch Reichere ersetze. Dabei bestünde »nur hier und jetzt die einmalige Jahrhundertchance«, das Künstlerquartier an der Domagkstraße – die Cité des Artistes – mit dem U-förmigen Haus 50 durch das daneben liegende, riegelförmige Haus 49 abzurunden und einen kleinen, feinen Hof zwischen den Häusern nur für die Kunst zu schaffen. Ein Ort, der beispielsweise für Skulpturenausstellungen genutzt werden könnte. An allen Ecken der Stadt würden Künstler vertrieben. Hier zähle nun der politische Wille. Jeder Euro sei hier besser angelegt als in der Olympiabewerbung, sagte er. 2000 standen »Domagker« bereits auf dem Marienplatz und kämpften für den Erhalt ihrer Ateliers, erinnerte der Redner.

Es war die größte Künstlerkolonie

Damals konnten sie mit der Demo erreichen, dass sie in die Planungen eingebunden wurden. Sie konnten, so Mentrup, das Bewusstsein wecken, dass in den Do­magk­ateliers etwas Besonderes gewachsen war: Die größte Künstlerkolonie Europas mit über 300 Menschen. Damals habe man bei Null angefangen. Nun gelte es, Haus 49 zu retten. An die Künstler appellierte er, die Stadt möglichst schnell mit einem »Plan B« zu überraschen. Werner Lederer-Piloty (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, erinnerte an den rechtsgültigen Bebauungsplan, der 20.000 Quadratmeter Atelierflächen vorsehe. Das Kommunalrefeat aber habe nun »Knall auf Fall« der Genossenschaft Wagnis die Pistole auf die Brust gesetzt und einen Auflösungsvertrag erzwungen. Nun stelle man es so dar, dass die Genossenschaft Wagnis die fehlende Wirtschaftlichkeit attestiert habe, behauptete er. »Welche Substanz hat diese Wagnis-Behauptung«, fragte Lederer-Piloty auf dem Marienplatz. Fazit des BA-Chefs: Die Stadt führe »unseriöse Argumente« ins Feld. Das hochgesteckte Ziel einer »Cité des artistes« werde vorbei am Stadtrat »verwaltungstechnisch liquidiert«, beklagte Lederer-Piloty.

Artikel vom 20.04.2011
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