Mit Geoinformationssystem schneller Bebauungspläne finden

Haar · Haar hat alles im GIS

Mit paar Klicks alle Infos über Bebauungspläne finden. Haarer Bürgervertreter sollen einen Nutzungscode für GIS testweise bekommen.	Foto: ar

Mit paar Klicks alle Infos über Bebauungspläne finden. Haarer Bürgervertreter sollen einen Nutzungscode für GIS testweise bekommen. Foto: ar

Haar · Noch vor einem Jahrzehnt dauerte es meist Tage, wollte ein Bürger oder ein Unternehmen beispielsweise exakte Angaben zur Bebauung eines Grundstücks im Ort haben. Händisch mussten von den Fachleuten im Rathaus die weitverzweigten Daten zusammengestellt werden. Heute ist dies alles nur mehr eine Frage von Minuten …

…dank GIS, dem Geoinformationssystem der Gemeinde Haar, in dem fast alles gespeichert ist. »Wir können schneller, präziser und kostengünstiger arbeiten, der Effekt ist unglaublich«, schwärmte Bürgermeister Helmut Dworzak über die »Werkzeugbasis«.

Im Jahr 2003 – das Internet war damals gerade den Kinderschuhen entwachsen – entschieden die Kommunalpolitiker, ein Geoinformationssystem der Firma Riwa aus Kempten einzuführen, das via Internet Daten zur Verfügung stellt. Die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens richten sich an kommunale Verwaltungen, Zweckverbände, Stadtwerke, Industriebetriebe und Baufirmen, Energieversorger sowie gewerbliche und private Bauherren. Inzwischen hat der Konzern bereits mehr als 300 Kunden. »Das war damals eine zukunftsweisende Entscheidung«, kommentierte rückblickend Dworzak die Kooperation.

Welcher berechtigte Mitarbeiter im Rathaus auch immer eine Information benötigt, kann diese nach Eingabe eines Passworts abrufen. Testweise sollen nun interessierte Bürgervertreter des Gemeinderats den Code nutzen dürfen, um sich über Planungen und Vorbereitungen informieren zu können. »Und wir machen uns Gedanken, wie wir’s später den Bürgern sinnvoll zur Verfügung stellen können«, erläuterte der erste Mann der Kommune das Projekt im Gemeinderat. Natürlich muss in diesem Zusammenhang auch die Datenschutzfrage geklärt werden, wenn es irgendwann den Bürgern zugänglich gemacht werden sollte. Aber dies ist noch alles Zukunftsmusik im Gegensatz zum praktischen Nutzen beispielsweise bei der Feuerwehr. In der Funkzentrale sind mannigfaltige Unterlagen in einer Datendank hinterlegt – wie direkte Anfahrt, Zufahrten für Dreh­leiterfahrzeuge, optimale Zugänglichkeit, Lage der Brandmelderzentrale, besondere Gefahren wie Elektro- oder Lagerräume für chemische Substanzen, angrenzende und damit eventuell vor Flammenübergriff zu schützende Gebäude, Lage der Hydranten, weitere Wasseranschlüsse zum Löschen oder auch befahrbare Forstwege bei einem Waldbrand und vieles mehr werden diese Informationen durch GIS noch schneller zugänglich. Noch während die Fahrzeuge der Feuerwehr unterwegs sind, werden den Verantwortlichen per Funk Angaben durchgegeben, die im Notfall kostbarste Zeit sparen und somit Schäden verhindern zu können. Doch ein Verharren an diesem Punkt der Funktionalität kommt für den Bürgermeister nicht in Frage, er orientiert sich nach vorn, will dem System quasi Beine machen: »Es muss doch möglich sein, dass zumindest in einigen Fahrzeugen Laptops angeschlossen und mit dem Internet verbunden werden können, damit ein direkter, noch schnellerer Zugang zu den Informationen im Fall des Falles möglich ist«.

Der große Vorteil dieser Internetgestützten Technik für die Gemeinde ist, dass der Kauf von Hard- und Software für ein GIS nicht mehr erforderlich ist. »Denn eigene GIS-Software und Updates sowie die Pflege der zur Verfügung gestellten Daten werden vom GIS-Zentrum übernommen«, erläuterte Dworzak den Hintergrund. Die Anschaffung der einzelnen Module – ver­einfacht ausgedrückt ein Schrank für ein Sachgebiet – wurde überdies mit den Gemeindewerken und dem Eigenbetrieb Entwässerung abgestimmt, so dass sich die Kosten reduzierten. Auch der Landkreis München hat sich vor rund vier Jahren für das selbe Geoinformationssystem entschieden. Die Daten der Bebauungspläne und der Bauantragsverwaltung werden vom Landratsamt München am Mariahilfplatz eingepflegt, wodurch sich zwischen Haar und dem Landkreis Synergieeffekte ergeben. Wie breitgefächert die Info-Möglichkeiten sind, verdeutlichen die verschiedenen eingesetzten Module: Eines umfasst das allgemeine Liegenschaftsbuch samt digitaler Flurkarte und Orthofotos, also maßstabsgetreue Abbildungen der örtlichen Oberfläche. Ein anderes enthält Angaben zu Flächennutzungs- und Bebauungsplänen sowie zu den Bauanträgen.

Via GIS ist auch die Verkehrszeichenplanung mit verkehrsrechtlichen Anordnungen möglich – Fahrbahnbaustellen können somit sicher und schnell eingerichtet werden. Weitere Modulbausteine: Friedhofsverwaltung, Baumkataster, Grün- und Ökoflächen, Altlasten, Biotope sowie Verlauf von Kanal-, Wasser- und Gasleitungen. Und auch der Straßenzustand ist mit Fotos im einem Zehn-Meter-Raster im Computer erfasst. Das Modul Strom soll als nächstes folgen.

ikb

Artikel vom 19.04.2011
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