Aktionstag gegen Rassismus und Diskriminierung

Zentrum · Berufsschüler setzen Zeichen

Der angehende Kirchenmaler Christian Schulz beim Graffiti-Workshop des Berufsbildungszentrums anlässlich des Aktionstags gegen Rassismus und Diskriminierung.	Foto: Julia Stark

Der angehende Kirchenmaler Christian Schulz beim Graffiti-Workshop des Berufsbildungszentrums anlässlich des Aktionstags gegen Rassismus und Diskriminierung. Foto: Julia Stark

Zentrum · Kritisch vergleicht Christian Schulz die Figur, die er soeben auf eine Leinwand gesprüht hat, mit dem Foto in seiner Hand. Die Rap-Musik aus dem CD-Spieler ist nur ganz leise zu hören – die Sprayer wollen sich konzentrieren. Das Graffiti des auszubildenden Kirchenmalers zeigt einen jungen Mann mit Engelsflügeln und Farbsprühdose.

»In der Graffiti-Szene sind Herkunft und Sprache egal«, erklärt er die Botschaft seines Werks, das beim Aktionstag gegen Rassismus am Städtischen Berufsbildungszentrum für Gestaltung und Bau in der vergangenen Woche entstanden ist. Ziel sei, dass die Schüler das Thema Diskriminierung handwerklich umsetzen und sich geistig damit auseinandersetzen, sagt Projektleiter Clemens Abert, der an der Berufsschule Ethik und Religion unterrichtet. Die Anleitung zum friedlichen Miteinander werde an der Einrichtung als ein »wichtiger Bildungsauftrag« verstanden. Dabei gehe es nicht nur um Ausländerfeindlichkeit, sondern um Benachteiligung in jeder Form, unter anderem auch um Mobbing. An der Schule habe man damit zwar keine Probleme, allerdings wolle man die Schüler dafür sensibilisieren, in solchen Fällen nicht wegzuschauen. Mobbing komme nämlich nur dann zustande, wenn eine große Mehrheit sich entweder daran beteilige oder zumindest die Augen davor verschließe. Deshalb werde das Thema im Unterricht immer wieder diskutiert.

Bei den Schülern zeigt dies Wirkung. Persönliche Erfahrung habe er mit Diskriminierung zwar nicht, sagt Rico Klein, Auszubildender für Schilder- und Lichtreklameherstellung. Allerdings sei er bereit, einzugreifen: »Wenn eine große Gruppe auf einen einzelnen losgeht, muss man das verhindern.« Sein Klassenkamerad Damian Regn hingegen ist im Alltag immer wieder ausländerfeindlichem Spott ausgesetzt. Er selbst nennt es »positiven Rassismus«. Als »Negerkuss oder Eismohr« bezeichnet zu werden, sei für ihn keine Seltenheit, erzählt der gebürtige Nürnberger. Ob er sich dagegen wehrt? »Das kommt auf den geistigen Horizont meines Gegenübers an«, sagt er und lacht.

Mit dem Aktionstag beteiligt sich das Berufsbildungszentrum an dem bundesweiten Aktionsbündnis »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«. Sämtliche Schüler haben eine Unterschriftenliste unterzeichnet, die nun an die Bundesstelle für Schule ohne Rassismus nach Berlin geschickt wird. Damit verpflichtet sich die Einrichtung, regelmäßig Projekte zum Thema Diskriminierung durchzuführen. Dies sei an der Schule ohnehin jedoch schon seit Jahren gängig, sagt Abert. js

Artikel vom 19.04.2011
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