Lebendige Erinnerung an angsterfüllte Stunden

Zentrum · Bunker als Museum

FDP-Fraktionsvorsitzender Michael Mattar kann sich sehr gut vorstellen, dass aus dem Luftschutzhochbunker an der Blumenstraße ein Museum wird – um nicht zu vergessen. 	Fotos: scy/LaK

FDP-Fraktionsvorsitzender Michael Mattar kann sich sehr gut vorstellen, dass aus dem Luftschutzhochbunker an der Blumenstraße ein Museum wird – um nicht zu vergessen. Fotos: scy/LaK

Zentrum · Der Zweite Weltkrieg. Bombenangriffe auf München. Sirenengeheul. Menschen flüchten in Todesangst in die Bunker. Dort warten sie eng aneinander gepfercht, beten, schwitzen, hoffen, bis die Entwarnung kommt. Was aber, wenn sie nicht kommt? Die Angst bleibt. Angst, dass die Wohnungen nach dem Angriff zerstört sind.

Angst, dass sie selbst verschüttet und lebendig begraben werden könnten. Angst um Verwandte und Freunde, von denen niemand weiß, wo und ob sie Zuflucht gefunden haben. – Es war Angst in einer Dimension, die man sich nur schwer vorstellen kann, wenn man den Krieg nicht am eigenen Leib erlebt hat. Doch diese Angst und die Erlebnisse der Menschen im Bunker sollen nicht einfach in Vergessenheit geraten.

Die FDP-Stadtratsfraktion hat jüngst einen Antrag gestellt, aus dem Hochbunker an der Blumenstraße 22 ein Museum zu machen. »Die Landeshauptstadt München sollte sich dafür einsetzen, dass der Hochbunker durch Führungen, Ausstellungen, Tonbandaufnahmen und Filmpräsentationen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wird«, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Michael Mattar. Eine Idee, die nicht von ungefähr kommt. »Wir konnten bereits feststellen, dass viele Bürger daran interessiert sind.« Am Tag des offenen Denkmals im September 2010 sei der Andrang groß gewesen.

Zahlreiche Münchner ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, den sonst der Öffentlichkeit unzugänglichen Luftschutzhochbunker zu besichtigen. Die Führungen fanden unter Leitung des Experten Karlheinz Kümmel statt, unter anderem mit Original-Tonbandaufnahmen, die die damalige bedrohliche Atmosphäre näher brachten. »Diese Erlebnisse gehören zu unserer Geschichte. Es ist wichtig, sie zu dokumentieren und dadurch an sie zu erinnern«, sagt Mattar. »Unser Konzept soll deshalb so erlebnisnah wie möglich sein.« Da das Stadtmuseum nur ein paar Meter entfernt, also quasi um die Ecke liegt, bietet es sich laut der FDP regelrecht an, hier eine Kooperation einzugehen. Nach Ansicht der Partei soll, so Mattar, »der Luftschutzhochbunker Blumenstraße 22 an das Stadtmuseum angegliedert werden«.

Mit einem Ticket sollen die Besucher dann Zugang zu beiden Stätten haben. »Diese Verbindung ist mehr als günstig«, so der Fraktionsvorsitzende. »Zudem ist die zentrale Lage attraktiv. Warum sollte der Luftschutzhochbunker also weiterhin leer stehen? Ein Museum wäre der ideale Nutzungszweck.« Etwas anderes wird auch kaum möglich sein, denn die Immobilie befindet sich wegen ihrer einmaligen Dachform unter Denkmalschutz. Bauliche Veränderungen sind deshalb nicht machbar. Anders bei anderen Weltkriegs-Bunkern: In Allach-Untermenzing beispielsweise wird der Hochbunker an der Lautenschlägerstraße gerade in ein Hotel umgewandelt. Und der Hochbunker an der Prinzregentenstraße wird momentan als Kunstgalerie genutzt.

Der Hochbunker an der Blumenstraße 22 ist der achte in München ab 1941 gebaute Bunker. Bis zu 1.200 Menschen fanden in Kriegszeiten darin Platz. Mit Ende des Kalten Krieges 1989 hat der Hochbunker allerdings seine Funktion verloren. Wenngleich er auch heute noch, sollte es zu einer Katastrophe kommen, binnen weniger Tage zum Schutzraum hergerichtet werden könnte. Der Bunker befindet sich noch im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. »Deshalb muss auch geklärt werden, ob die Stadt die Immobilie kaufen will und ob der Bund überhaupt zum Verkauf bereit ist«, so Mattar.

Der Antrag der FDP-Stadtratsfraktion liegt nun bei Bau-, Kultur- und Kommunalreferat vor. Eine Entscheidung kann erst in ein paar Wochen bekannt gegeben werden. »Wir sind zuversichtlich, dass der Antrag durchgeht«, so Mattar. »Das Luftschutzmuseum wäre auf jeden Fall eine Bereicherung für die Stadt. Eine Stadt, die es sich ohnehin auf die Fahne geschrieben hat, niemals vergessen zu wollen.« scy

Artikel vom 19.04.2011
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