»Nachbarn in Moosach« zieht ein Jahr nach der Gründung positive Bilanz

Moosach · Beliebte Helfer in der Not

Brigitte Fischer (links) und Gisela Werner vermitteln die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe »Nachbarn in Moosach«.	Foto: VA

Brigitte Fischer (links) und Gisela Werner vermitteln die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe »Nachbarn in Moosach«. Foto: VA

Moosach · Momo hat jetzt auch ein Herrchen: Vier- bis fünfmal pro Woche geht Walter Heinrich von der ehrenamtlichen Nachbarschaftshilfe »Nachbarn in Moosach« mit dem Schäferhund Gassi – nur eine Hilfeleistung der Nachbarschaftshilfe, die schon im ersten Jahr nach ihrer Gründung gut angenommen wird. Wenn es geht, kann Frauchen ihren Momo begleiten.

Doch Hergith Albrecht ist an den Rollstuhl gefesselt. Manchmal geht es ihr so schlecht, dass es ihr nur unter größten Anstrengungen möglich ist, mit ihrem Hund spazieren zu gehen. Dann kann sie beruhigt daheim bleiben, denn Momo bekommt trotzdem Auslauf und dreht brav mit seinem neuen Herrchen ein paar Runden. Der Schäferhund folgt aufs Wort. Ein Nachbar erzählte der behinderten Moosacherin Anfang des Jahres von dem neuesten Projekt der Diakonie Moosach, bei dem man bedürftigen Bürgern im Stadtbezirk 10 kleine kostenlose Hilfsdienste vermittelt.

Brigitte Fischer und Gisela Werner fanden den 67-jährigen Moosacher, der spontan bereit war, diesen Hilfsdienst zu übernehmen. »Ich habe das Helfer-Syndrom«, sagt Walter Heinrich über sich. Das sei schon seit seiner frühesten Jugend in ihm. Seit 50 Jahren ist er denn auch beim Bayerischen Roten Kreuz aktiv. Doch seit der Mann in Ruhestand ist, kann und will er sich in seiner Freizeit noch viel stärker sozial engagieren. Der behinderten Frau kommt das gerade recht. Zum einen, weil sie entlastet werde, und zum anderen, weil sie das nichts koste, berichtet Hergith Albrecht. Seit Februar hat ihr Hund nun das Interims-Herrchen. Und sie selbst hat beim Gassi gehen mit Momo nun Ansprache, schließlich lebt die Behinderte ganz allein in ihrer Wohnung.

Seit März 2010 läuft die Nachbarschaftshilfe. Nach gut einem Jahr ziehen Brigitte Fischer und Gisela Werner nun eine positive Bilanz: 250 Hausbesuche wurden vermittelt, manchmal war es nur eine einmalige Aktion, manchmal ist sie von Dauer – wie im Falle von Momo. In den meisten Fällen wollen ältere Leute, die kaum oder gar nicht aus ihren vier Wänden kommen, einfach ein bisschen Ansprache zuhause – also soziale Kontakte: eine nette, freundliche Person, die sich zu ihnen setzt und mit ihnen redet. Gefragt sei eine Art Gesellschafterin, berichtet Vermittlerin Werner. Denn für regelmäßige Haushaltshilfen seien die professionellen Sozialdienste da. Und mit diesen will die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe keinesfalls in Konkurrenz treten.

Auch kleine technische Hilfen am Computer oder im Haushalt werden vermittelt, ebenso kurzfristige Nachhilfe für Schüler oder Kinderbetreuung am Abend, wenn etwa die alleinerziehende Mutter zum Elternabend gehen will. Eine junge Frau wollte zum Beispiel, dass ihr jemand ihre Nähmaschine erklärt. Eine ältere Dame brauchte die tatkräftige Mithilfe eines Mannes beim Entrümpeln ihres Kellers. Ein Indonesier lernt gerade in einem Intensiv-Kurs Deutsch und freut sich, wenn ein pensionierter Lehrer ihn bei der Konversation auf Fehler aufmerksam macht. »In Zukunft wollen wir mehr Migranten erreichen, um die Integration im Stadtteil zu fördern«, beschreibt Brigitte Fischer eines der Ziele für die Zukunft. Denn hauptsächlich handele es sich bislang um ältere Menschen, die zu Hause besucht werden wollen, sich nicht mehr alleine auf die Straße trauen oder eine Begleitperson zum Arzt oder auf ein Amt brauchen.

Doch auch die Unterstützung der Seniorinnen und Senioren will man ausbauen. Denn »es gibt noch viel, viel mehr Leute, die Hilfe bräuchten, aber nicht den Mut haben, sich an uns zu wenden«, weiß Brigitte Fischer zu berichten. Die Betroffenen hätten Berührungsängste und Furcht, eine wildfremde Person zu sich nach Hause zu lassen. Diese Ängste seien zwar durchaus nachvollziehbar, aber unbegründet. Denn die Vermittlerinnen suchten sorgfältig einen entsprechenden Helfer aus und eine von ihnen begleite diesen beim ersten Hausbesuch. Ein bisschen Fingerspitzengefühl gehört natürlich schon dazu, den richtigen Helfer für die jeweilige Person zu finden. Es muss sozusagen die Chemie zwischen beiden stimmen. 32 Helfer sind derzeit im Einsatz, nicht nur Frauen, auch etliche Männer. Trotzdem werden noch weitere Helferinnen und Helfer gesucht. Denn man will das Angebot ausbauen und den Bekanntheitsgrad steigern. Mit jedem neuen Helfer wird ein Aufnahmegespräch geführt und auch Schulungen gehören zum Standard. Die Helfer sind unfall- und haftpflichtversichert. »Nachbarn in Moosach« ist bei der Diakonie Moosach an der Hugo-Troendle-Straße 51 gleich neben der Heilig-Geist-Kirche angesiedelt. Es ist jedoch ein Gemeinschaftsprojekt aus drei Einrichtungen: dem städtischen Sozialbürgerhaus Neuhausen-Moosach, der gemeinnützigen Gesellschaft Wohnforum München und der Diakonie Moosach.

»Nachbarn in Moosach« ist ein rein ehrenamtliches Projekt. Helfer und Hilfesuchende können sich per Tel. unter 89 05 29 40 melden oder sich per E-Mail info@nachbarn-moosach.de ) an den Nachbarschaftsdienst wenden.

Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.nachbarn-moosach.de.
Wally Schmidt

Artikel vom 19.04.2011
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