Wieder Einsatz mit der Harvester im Perlacher Forst beklagt

Perlach/Harlaching · BA empört über Schneise der Verwüstung

Rückegassen durchziehen das schmale Forstareal zwischen S-Bahn-Strang und Marklandstraße am Fasangarten – hier aus Sicht der Marklandstraße.	Foto: HH

Rückegassen durchziehen das schmale Forstareal zwischen S-Bahn-Strang und Marklandstraße am Fasangarten – hier aus Sicht der Marklandstraße. Foto: HH

Perlach/Harlaching · Joachim Lorenz (Grüne) ist sauer auf die staatlichen Forstbetriebe. Der Mann ist nicht nur Münchner Umweltschutzreferent und zudem Mitglied im Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten – er ist auch Anwohner des Fasangartens selbst. Dort wandeln derzeit die Harvester – jene Multifunktionsausholzungs- und Auslichtungsmaschinen, die zunehmend in die Kritik von Naturschützern geraten.

Weil sie ähnlich wie Panzerfahrzeuge tiefe Schneisen in die Waldsäume pflügen und mit ihren Rodungen oft bleibende Spuren gerade auch im Perlacher Forst hinterlassen. Besonders auffällig wirken die umstrittenen Riesengerätschaften derzeit entlang des nur rund 100 Meter breiten Waldstücks zwischen der Marklandstraße und der S-Bahnschneise entlang des Fasangartens. Gleich vier sogenannte Rückegassen wurden hier für die mächtigen Greifarmfahrzeuge geschlagen. Lorenz kritisierte im BA keinesfalls »von Zeit zu Zeit durchaus notwendige Auslichtungen mit Maß und Ziel« – seine Kritik richtete sich vielmehr auf den hier forcierten Umfang und die Art des Vorgehens.

Eigenmächtiges Vorgehen kritisiert

Weder mit der beim städtischen Planungsreferat angegliederten Unteren Naturschutzbehörde wie auch mit der örtlichen Revierförsterin hätten die Forstbetriebe des Freistaates die Maßnahme abgestimmt oder wenigstens abgesprochen, so Lorenz. Vielmehr werde hier in Hausherrenmanier vorgegangen – obwohl sich das Areal in einem geschützten Landschaftsareal befinde. Auch auf die heimatlichen Vogelarten nehme das Vorgehen der Staatsforsten keine Rücksicht. Obwohl zum Schutz der gefiederten Freunde und ihrer Brut eine Abholzung nach dem 15. März jeden Jahres nicht mehr erlaubt sei, scherten sich die Staatsbetriebe nach Ansicht der Grünen wenig darum »und holzten munter weiter«.

Das zeige auch eine schlechte Vorbildwirkung für Privatleute. »Wenn sich selbst die Staatsforsten nicht mehr an Vorgaben und Vorschriften halten, dann denkt halt auch der Privatmann, er könne auf seinem Grund und Boden tun, was er will«, schimpfte Lorenz. Im BA forderte Lorenz nun Aufklärung in der Sache. »Wie konnte es zu einem derart massiven Eingriff kommen« und wie solle es im derzeit noch »unbehandelten« Bereich weiter nördlich weitergehen, will er von der Unteren Naturschutzbehörde als dem fachlichen Ansprechpartner der Bezirksausschüsse wissen. Sein Grünen-Fraktionskollege Michael Heeger ging gar einen Schritt weiter. Nach seiner Auffassung müsse bis zur Klärung aller offenen Fragen ein Baustopp erlassen werden. Der BA sah dies – fast – einstimmig ebenso. Lediglich FDP-Mandatar Heribert Wagner stimmte gegen die Forderung.

Freilich verspricht sich Inge Hügenell wenig von solchen Aufforderungen. »Das wird wie unsere Forderungen bisher ins Leere laufen – es hat schon so viele derartige Auseinandersetzungen gegeben, aber das ist den Staatsforsten völlig egal«, berichtete die BA-Mandatarin aus ihrer jahrelangen Erfahrung als Vorsitzende des Vereins der Freunde des Perlacher Forstes und weiter: »Die Staatsforsten sind mittlerweile sogar so weit gegangen, die ehrenamtliche Waldarbeit unseres Vereins zu verbieten.« Lorenz widersprach ihrer Einschätzung nicht, will aber offenbar nach der Logik der kleinen Schritte vorgehen, um Teilerfolge in der wichtigen Sache zu erstreiten. Hettich

Artikel vom 18.04.2011
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