Konzert des Oratorienchors von der Aktualität eingeholt

Heimstetten · Japanisches Requiem

Ein ungewöhnliches Konzert in vielerlei Hinsicht, auch bei der  Besetzung: Fritz Nagel (re.) wird die Shakuhachi blasen, eine  japanische Flöte, aus Bambusrohr gefertigt.	 Fotos: VA, Sonja Diller

Ein ungewöhnliches Konzert in vielerlei Hinsicht, auch bei der Besetzung: Fritz Nagel (re.) wird die Shakuhachi blasen, eine japanische Flöte, aus Bambusrohr gefertigt. Fotos: VA, Sonja Diller

Heimstetten · »Die Mitwirkenden verstehen die Aufführung als eine Verbeugung vor den Opfern der Erdbebenkatastrophe in Japan.« Ein Satz nur, auf den Werbekarten und im Internet zu lesen. Was hat der Oratorienchor Heimstetten mit Japan zu tun, fragt man sich da unwillkürlich. Es steht wieder mal eine Aufführung an für die konzerterfahrenen Laien, nichts Ungewöhnliches für einen Kirchenchor …

…in der vorösterlichen Zeit. Aber das jetzt anstehende Konzert am kommenden Samstag, 16. April, in der Heimstettener Kirche St. Peter wird etwas Besonderes werden.

Kirchenmusikerin Christine Gampl hatte vor Monaten – zur Passionszeit passend – ein Requiem ausgesucht. Diesmal nicht das von Mozart und auch nicht das Deutsche Requiem von Brahms, welche der Chor schon mehrfach aufgeführt hat. Dieses Mal sollte es das des walisischen Zeitgenossen Karl Jenkins (*1944) sein, der der fernöstlichen Kultur nahe steht, und in diesem Werk auch japanische Texte vertont hat. Dazu befragt, äußerte sich der Komponist einmal so: »Grundsätzlich habe ich die üblichen lateinischen Texte verwendet, aber, indem ich in meinen Kompositionen die Verbindung zu anderen Kulturen suche, habe ich auch fünf japanische Haikus eingefügt.« Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform, aus kurzen, offenen Wortgruppen, die immer eine Jahreszeit andeuten und in einer speziellen Form auch als Todes-Haikus geschrieben wurden. So lautet eines der Haikus im Requiem »Mamede iyo, miwa nara washino, kusa no tsuyu.« (»Lebt wohl! Ich gehe, wie es alle Dinge tun, wie Tau auf dem Gras.«) Christine Gampls Tochter, die Tänzerin Julia Gampl, wird die Haiku-Kompositionen in einer eigenen Choreographie während des Konzerts vertanzen.

Zum Stil passend werden die Haikus neben klassischen Streicher- und Harfenklängen von einem speziell japanischen Instrument begleitet, der Shakuhachi. Dabei handelt es sich um ein Blasinstrument, eine Art Flöte, das aus Bambusrohr angefertigt wird. Der Augsburger Solist Fritz Nagel wird beim Heimstettener Konzert die Shakuhachi blasen. Er baut aus zwei verschiedenen Bambussorten seine Instrumente selbst. Fritz Nagel: »Die Wurzelstücke, also die Shakuhachi- Rohlinge, ernte ich im Piemont und in der Toscana. Die Trocknung dauert etwa zwei Jahre.«

Zum Einsatz kommen auch Hörner und eine Fülle von Percussion Instrumenten, etwa eine arabische Darabuca und eine japanische Daiko. Die Besucher erwartet ein mitreißendes, poppiges, emotionales, junges Werk; im »Dies Irae« (»Tage des Zorns«) finden sich sogar Hip-Hop-Rhythmen. Der Komponist Jenkins war zunächst als Jazzmusiker, Saxophonist und Keyboarder erfolgreich.

In den 1980er-Jahren begann er als Komponist für die Werbung zu arbeiten und landete dabei in den Neunzigern mit »Adiemus« einen großen Hit. Das eigentlich für einen Werbespot für eine amerikanische Fluglinie komponierte Stück schaffte es an die Spitze sowohl der Klassik- wie der Popcharts auf der ganzen Welt. Jenkins’ Requiem wurde 2005 in London uraufgeführt.

Reverenz an die vielen Toten der Katastrophe

Wochenlang probte der Chor schon an dem Werk. Und dann kam der 11. März, und die schrecklichen Ereignisse in Japan verliehen der Arbeit an der Totenmesse eine bewegende Aktualität. Auch der Chorleiterin Christine Gampl, sonst nicht zu Sentimentalitäten neigend, merkt man an, wie sehr ihr dieser ungewollte aktuelle Bezug nahe geht: »Um ein Zeichen zu setzen, haben wir auf unsere Plakate die japanischen Schriftzeichen für ›Hoffnung‹ gesetzt. Durch die Ereignisse erhält das Konzert eine neue, tiefere Dimension, verstehen wir doch die Aufführung dieser musikalischen Symbiose zwischen westlicher und östlicher Kultur jetzt auch als eine Reverenz an die vielen Toten in Japan.«

Der Beginn der Aufführung ist um 19 Uhr. Kartenvorverkauf im Pfarrbüro St. Peter, Maria-Glasl-Straße 16 in Heimstetten, im Buchladen, Münchner Straße 1 in Kirchheim und im Bücherwurm, Glockenblumenstraße 7 in Heimstetten, sowie an der Abendkasse. Karten zu 14 Euro, ermäßigt 10 Euro. Gabriele Heigl

In Anteilnahme an die Opfer der Katastrophe in Japan

Artikel vom 12.04.2011
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