Auch Mauersegler finden immer weniger geeignete Brutplätze

München · Keine Schwalben, kein Sommer?

Jeder findet sie süß: Junge Mehlschwalben im Nest. Gefahr droht ihnen durch Unwissenheit und das wachsende Sauberkeitsbedürfnis.  	Foto: Dieter Damschen

Jeder findet sie süß: Junge Mehlschwalben im Nest. Gefahr droht ihnen durch Unwissenheit und das wachsende Sauberkeitsbedürfnis. Foto: Dieter Damschen

München · »Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer«, sagt der Volksmund. Seit Jahrhunderten leben Schwalben und die ihnen optisch ähnlichen Mauersegler in enger Nähe zu den Menschen. Aber vor allem der Gebäudesanierung und einem überzogenen Sauberkeitsverständnis fallen immer häufiger die Nistplätze zum Opfer. Das muss nicht sein.

Zudem gilt es auch zu beachten, dass Gebäudebrüter wie Schwalben, Mauersegler und auch Haussperlinge nach dem Naturschutzgesetz besonders geschützt sind. Anfang April kehren die Schwalben aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten zum Brüten zurück. Die maximal 25 Gramm schweren Vögel haben dann eine beschwerliche Reise von vielen tausenden Kilometern hinter sich. Während die an der kastanienbraunen Kehle und ihrem tief gegabeltem Schwanz leicht erkennbare Rauchschwalbe bevorzugt in Ställen und Scheunen in Nestern aus Schlamm und Stroh brütet, bauen Mehlschwalben ihre Nester an senkrechten Außenwänden unter die Dachtraufe.

Schwalben sind die Maurermeister

Dazu mörtelt die Schwalbe mit der mehlig weißen Kehle ihr Nest aus Lehmklümpchen. Ihr Baumaterial suchen Schwalben in der unmittelbaren Umgebung. Neubaugebiete mit Lehmpfützen sind dabei besonders attraktiv. Je nach Qualität des Materials beginnen die Bauwerke schon nach wenigen Jahren zu zerfallen. Die Baustelle ist dann längst Geschichte und der Transport von Lehm über längere Strecken viel zu kräftezehrend. Die Nester werden aufgegeben.

Mauersegler treffen um den 1. Mai bei uns ein. Wie keine andere Vogelart sind sie an ein Leben im Flug angepasst. Außerhalb der Brutsaison verbringen die Vögel monatelang ohne Pause in der Luft. Sie jagen Insekten im Flug und schlafen sogar im Fliegen. Durch ihre sichelförmigen Flügel, ihre rußschwarze Farbe und ihre schrillen Rufe lassen sie sich gut von Schwalben unterscheiden. Auch Mauersegler brüten gerne gesellig. Als ehemalige Felsenbrüter nutzen sie Hohlräume mit kleinen Einschlupfmöglichkeiten in Hausdächern und in Mauernischen als Brutplätze. Aber Unmut erregt bei vielen Haus- oder Wohnungsbesitzern vor allem der Kot, den die Jungschwalben aus dem Nest fallen lassen, und der Hausfassaden verschmutzen kann. Häufig werden Nester deshalb entfernt oder den Schwalben wird durch Netze der Zugang versperrt.

Im Gegensatz zu den Jungvögeln der Mehlschwalben hinterlassen die Jüngsten der Mauersegler keinerlei sichtbare Spuren. Werden Altbauten wärmegedämmt, verschwinden aber Fugen, Spalten und Löcher. Die Mauerseglerbrutplätze werden dadurch zerstört. Die Brutbestände von Rauch- und Mehlschwalben sowie des Mauerseglers sind deshalb in den letzten Jahren besorgniserregend zurückgegangen.

Wirkungsvoll helfen durch Nichtstun

Generell dürfen Sanierungsarbeiten an von Gebäudebrütern bewohnten Bauten nur außerhalb der Brutzeit und mit schriftlicher Genehmigung der Naturschutzbehörden erledigt werden. Wenn man das Glück hat, dass Schwalben oder Mauersegler als Untermieter eingezogen sind, kann man mit etwas gutem Willen viel für diese Vogelarten tun: Unterhalb von Schwalbennestern können Bretter angebracht werden, die für die Dauer ihrer Anwesenheit die Kotbällchen der Jungschwalben auffangen. Ohne großen Aufwand können in Alt- und Neubauten vorgefertigte oder selbstgebaute Mauersegler-Nistkästen im Traufbereich installiert und spezielle Hohlblöcke zum Mauerbau verwendet werden.

Besonders wirkungsvoll helfen kann man den Segelkünstlern durch gezieltes Nichtstun. Von Hauseigentümern und Mietern erfordert dies allerdings die Bereitschaft, die Tiere für die Dauer ihrer Anwesenheit einfach gewähren zu lassen.

Das Landratsamt München (Michael Wagner, 089/62 21-23 67, michael.wagner@lra-m.bayern) und natürlich auch der Landesbund für Vogelschutz (Sylvia Weber, 089/20 02 70 83, s-weber@lbv.de) beraten gerne.

Unter www.lbv-muenchen.de können auch Informationsbroschüren zu Gebäudebrütern kostenlos bestellt werden.

Der Landesbund bittet auch, Brutplätze von Schwalben, Mauerseglern oder auch Haussperlingen zu melden.

Artikel vom 12.04.2011
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