Gibt es nächstes Jahr noch eine Chance für den Haarer Waldkindergarten?

Haar · Waldkindergarten hat 22.000 Euro Minus

Thomas Kroll (li) und Gretel Heinrich von der AWO, daneben Rathaus-Geschäftsleiter Helmut Schmid und Bürgermeister Helmut Dworzak.  Foto: ikb

Thomas Kroll (li) und Gretel Heinrich von der AWO, daneben Rathaus-Geschäftsleiter Helmut Schmid und Bürgermeister Helmut Dworzak. Foto: ikb

Haar · Der Waldkindergarten der Arbeiterwohlfahrt (AWO) bereitet den Kommunalpolitikern Sorgen: Nur sieben Kinder sind derzeit angemeldet, Platz wäre für maximal 15 Buben und Mädchen.

Daraus ergibt sich bis dato ein Defizit von rund 22.000 Euro, bis Ende des Kindergartenjahres 2011 dürfte sich das Minus auf rund 42.000 Euro erhöhen. Im kommunalen Haushalt stehen aber lediglich 25.600 Euro zur Verfügung. Guter Rat im Gemeinderat war in jedem Fall teuer: Einhellig beschlossen die Lokalpolitiker, den zu erwartenden Fehlbetrag zu übernehmen. Die christsoziale Fraktion wollte sofort einen Beschluss, die Einrichtung mit Ablauf des Kindergartenjahres zu schließen, Sozialdemokraten und Grüne setzten sich indes mit ihrer Vorstellung durch: Zunächst die Anmeldezahlen für 2011/ 2012 abwarten, um dann eine Entscheidung über die Weiterführung treffen zu können.

CSU-Rat Paul Wieser plädierte dafür, das zu Anfang September vergangenen Jahres gestartete Projekt nicht weiter zu verfolgen, sofort über die Weiterführung abzustimmen, »weil wir nächstes Jahr wieder vor dem gleichen Problem stehen«. Just Bürgervertreter Wieser hatte im Januar 2010 im Gremium argumentiert: »Ich kenne den Waldkindergarten in Holzkirchen. Ich war positiv von der Sache überrascht. Das ist eine tolle Einrichtung. So etwas würde das Angebot in Haar ergänzen.« Diese Aussage deckte sich seinerzeit mit den engagierten und kompetenten Erläuterungen der AWO-Fachberater Gretel Heinrich und Thomas Kroll. Beispielhaft wurde dafür von ihnen der Waldkindergarten »Wichtelgruppe« in Siegertsbrunn und sein Konzept angeführt. Laut der Initiatorin, so berichtete damals Ortsoberhaupt Helmut Dworzak, »besteht in Haar schon jetzt eine Interessentenliste mit 20 Namen«.

Das Fazit nach etwa einem halben Jahr Waldkindergarten der Experten im Rathaus bei der März-Tagung des Gemeinderats: »Ursprünglich war der Kindergarten lediglich als ein Angebot für Haarer Kinder gedacht. Das Angebot erfordert jedoch einen überörtlichen Bezug, da die Auslastung bei reformpädagogischen Angeboten vielfach nicht über einen gemeindlichen Bezug gewährt werden kann. Durch personelle Unwägbarkeiten und Veränderungen konnte bislang kein stabiles und damit verlässliches Angebot aufgebaut werden. Seit geraumer Zeit bemüht sich der AWO-Kreisverband um eine Beständigkeit in der Vorhaltung des Personals sowie um eine entsprechende Auslastung durch unterschiedliche Werbeaktionen«.

Ein Herz für Kinder – diesen Slogan könnte sich die Kommune ins Gemeindewappen gravieren lassen. Denn »positiv am Waldkindergarten ist die Bereicherung der pädagogischen Landschaft in Haar durch die Vielfalt verschiedener Träger. Und die Aufwendungen für die Einrichtung sind überschaubar, da kein festes Gebäude notwendig ist«, wie Bürgermeister Helmut Dworzak zur Sache ausführte.

»Die Kinder dort sind total zufrieden. Wenn wir jetzt die Schließung zum Ende des Kindergartenjahres befürworten, drehen wir denen den Hahn sofort ab«, meinte Vize-Gemeindechefin Gabi Müller. Grünen-Fraktionschef Mike Seckinger ergänzte: »Wir sollten die Anlaufzeit einhalten, signalisieren, dass die Sache eine gute Idee ist, dass wir optimistisch sind, dass mehr Kinder kommen werden.« Dagegen Paul Wieser: »Man sieht keinen Erfolg, obwohl wir viel Geld reinstecken.« Für interessierte Eltern die Vorzüge eines Waldkindergartens laut Fachberaterin Heinrich: Weniger Haltungsschäden, weniger Übergewicht, mehr Kreativität, mehr Naturverbundenheit der Kinder. Und die Unterschiede zu »festen« Kindergärten: Keine Mauern, keine Zäune, mehr Ruhe, mehr Platz; die Kleinen können mit Naturmaterialen experimentieren und vieles spielend erlernen.

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.awo-kvmucl.de

ikb

Artikel vom 06.04.2011
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