Garteln am städtischen Straßenrand: Bürger dürfen das jetzt!

Schwabing · Paten fürs Grün

Mit der Grünpatenschaft haben die Schwabinger Anwohner an der Franz-Joseph-Straße nun die Möglichkeit, ihr »eigenes« Beet zu bestellen.	Foto: js

Mit der Grünpatenschaft haben die Schwabinger Anwohner an der Franz-Joseph-Straße nun die Möglichkeit, ihr »eigenes« Beet zu bestellen. Foto: js

Schwabing · Seit rund zwei Jahren ziert in München illegales Grün den öffentlichen Raum: Unterstützt vom Verein Green City haben es sich Guerilla-Gärtner zur Aufgabe gemacht, städtische Flächen mit Blumen zu verschönern. Am vergangenen Samstag ist auf dem Grünstreifen an der Franz-Josef-Straße auf Höhe der Habsburger Straße ein weiteres Beet entstanden.

Das Besondere daran: Erstmals fand die Bepflanzung unter Genehmigung der städtischen Verwaltung statt. Gekonnt holt Kathrin Schmid mit einer dreizinkigen Grabegabel Steine aus der Erde. Gelegenheit zur Gartenarbeit hatte sie in den vergangenen Jahren nur, wenn sie ihre Eltern besuchte – ihre Etagenwohnung am Bonner Platz bietet ihr diese Möglichkeit nicht. »Es ist schön, dass ich hier ohne Verpflichtung wieder gärtnern kann«, sagt sie, während sie den Boden auflockert. Gemeinsam mit acht anderen Hobby-Gärtnern bereitet sie das Begleitgrün am Straßenrand auf, um später Waldsteinien, ein Rosengewächs, Begonien, Japansegge, die vornehmlich in sumpfigen Gebieten in Japan wächst, Kaukasus Vergissmeinnicht und Hortensien einzusetzen. Bei der Pflanzenauswahl habe die Gruppe »lange getüftelt«, erklärt Konrad Buchner, der in Solln lebt, sich aber dennoch an der Aktion beteiligt hat. Ziel sei, ein Beet zu schaffen, das langfristig erhalten werden könne: »Die Gewächse müssen Schatten vertragen und trittfest sein.« Zudem sei darauf geachtet worden, dass den ganzen Sommer über stets ein Teil der Pflanzen blühe.

Zustimmung findet die Aktion auch bei den Anwohnern. »Ich begrüße das sehr«, sagt Stephanie Klein, die in der Adelheidstraße wohnt und von ihrem Fahrrad gestiegen ist, um die Gärtner zu beobachten. Anna Toma, Inhaberin der Bäckerei vor dem Beet, verspricht sogar, die Pflanzen regelmäßig zu gießen. »Ich hatte mir selbst schon überlegt, hier Blumen einzusetzen«, sagt sie. Was vielen Bürgern Freude bereitet, war offiziell bislang jedoch verboten. »Wir haben es nur geduldet«, sagt Nina Lindinger, Sprecherin des Baureferats.

In Schwabing wachsen die Pflanzen nun jedoch mit Erlaubnis der Verwaltung – aus Guerilla-Gardening wurde erstmals eine Grünpatenschaft. Bereits im vergangenen Herbst hätte Green City beim Gartenbaureferat nach legalen Möglichkeiten der Begrünung öffentlicher Flächen angefragt, berichtet Buchner. Nachdem der Verein der Behörde seine Pläne zur Bepflanzung und Pflege des Beets vorgelegt habe, sei das Amt bereit gewesen, das Projekt zu unterstützen. Das Gartenbaureferat habe Standorte vorgeschlagen und sogar die Gewächse stammen aus der städtischen Gärtnerei. Eine gelungene Kooperation, findet auch Lindinger: »Jetzt hat das ganze endlich eine legale Basis und steht auf sicheren Füßen.« Die Grünpaten sind eine neue Kooperation des Vereins Green City, der Münchner Guerilla Gärtner und des städtischen Baureferats, Abteilung Gartenbau, bei der das Engagement gefördert wird, den eigenen Stadtteil zu verschönern.

Weitere »offizielle« Beete geplant

Laut Svenja von Gierke, Sprecherin von Green City, ist geplant, künftig noch weitere offizielle Beete im Stadtgebiet anzulegen. Interessenten können sich über Green City eine kleine Grünfläche im eigenen Stadtteil auswählen, für die sie eine Patenschaft übernehmen. Diese Flächen sind in der Regel karge Stellen rund um einen Baum oder entlang des Straßenrands, die öfter betreten werden oder auf die Fahrräder gestellt werden. Die Grünpatenschaft besteht darin, das Beet anzulegen und es zu pflegen. Green City unterstützt die Anwohner in der Pflanzplanung und organisiert zur Bepflanzung ein Nachbarschaftsfest. Das Baureferat stellt die notwendigen Pflanzen zur Verfügung und berät Green City bei der Standortauswahl.

Interessierte melden sich bei Green City

Wer sich an der Grünpaten-Aktion beteiligen will, kann sich unter Tel. 89 06 68 23 beim Verein Green City melden. Julia Stark

Artikel vom 05.04.2011
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