TSV 1860 richtet Oberbayerische Meisterschaften aus

München · Boxen ist „Fechten mit Fäusten“

Treten bei den Oberbayerischen Meisterschaften für den TSV 1860 an – aber nicht gegeneinander: Josephine Schmidt und Barsegjan Howik, für Cukur einer der klaren Favoriten. Foto: ms

Treten bei den Oberbayerischen Meisterschaften für den TSV 1860 an – aber nicht gegeneinander: Josephine Schmidt und Barsegjan Howik, für Cukur einer der klaren Favoriten. Foto: ms

München · „Bei uns gibt es keine billigen Showkämpfe wie gerade wieder vor kurzem bei den Profis, als beim Klitschko-Kampf nach nicht mal zwei Minuten alles vorbei war und die Zuschauer auch noch ein Heidengeld dafür gezahlt haben“, sagt Ali Cukur, Leiter der Boxabteilung des TSV München von 1860.

Wer wirklich „sauberen Boxsport und die besten Boxer Oberbayerns“ sehen möchte, die „zehn Mal besser seien als die Profis“, der sollte zu den Oberbayerischen Meisterschaften kommen, die die Boxabteilung des TSV 1860 dieses Jahr ausrichtet: am 9. und 10. April in der Sporthalle in der Säbener Straße 49. Viertel- und Halbfinale finden am Samstag statt, von 14 bis 18 und 19 bis 21 Uhr. Das Finale am Sonntag dauert von 10 bis 14 Uhr und kostet 10 Euro Eintritt. Neben den Wettkämpfen gibt es ein buntes Rahmenprogramm.

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Trotz der „enormen Kosten und des riesigen Aufwands auch an freiwilligen Helfern“, mit der so eine Meisterschaft verbunden sei, erzählt Cukur, sei es für den Verein Ehrensache, diese Aufgabe zu übernehmen – „schließlich sind wir eine der führenden Abteilungen Bayerns und Deutschlands.“ Seit drei Monaten laufen die Vorbereitungen, 500 bis 1.000 Zuschauer werden erwartet, Veranstalter ist der Bayerische Amateur Box-Verband, Ausrichter der TSV, bereits zum zweiten Mal. Der Verein tritt bei den jetzigen Meisterschaften mit den meisten Teilnehmern an, erzählt Cukur: „Wir versuchen, mit 15 Leuten den Titel zu holen.“

Seit Jahren gehe der Wanderpokal für die besten Sportler an 1860, nur „leider die letzten zwei Jahre nicht“, bedauert der Trainer. „Aber heuer müssen wir wieder als bester Verein auftreten“, gibt Cukur eine klare Ansage. „Leider ist mein bester Boxer verletzt, den muss ich schonen für ein internationales Vier-Städte-Turnier Ende April in Istanbul, bei dem der TSV München vertritt. Auch im Ausland sei bekannt, dass 1860 eine gute Boxabteilung habe.

Als „Fechten mit Fäusten“, beschreibt Cukur den Boxsport. Mittrainieren könne jeder, der Jüngste sei sieben Jahre, der älteste Aktive 77. „Laut Studien ist Boxtraining das Allerbeste für die Körperertüchtigung, und das für 8 Euro pro Monat für Erwachsene und vier Euro für Kinder“, erzählt Cukur. Die 340 Mitglieder kämen aus allen Schichten. Ärzte seien darunter, viele Studenten und etwa 20 Prozent Frauen. Am meisten stolz mache ihn aber, „dass wir so multikulti sind!“, lobt er den Zusammenhalt der Abteilung. Kein Mitglied sei zudem verpflichtet, Boxhandschuhe anzuziehen. „Es gibt Leute bei uns, die in zehn Jahren noch nie gegen jemanden geboxt haben: es geht um die Körperertüchtigung, um die Gemeinschaft und den Sport.“

Nachwuchsprobleme plagen den Verein nicht, nur die unsichere Zukunft der stark renovierungsbedürftigen und denkmalgeschützten Halle in der Auenstraße 19, seit jeher Heimat von 1860 – auch wenn dem Verein das Haus schon lang nicht mehr gehöre, so Cukur. „Wir würden gern jeden Tag die Halle belegen und haben sechs Trainer am Start statt bislang zwei“. Sein Vorschlag: Die Stadt solle die Halle zu günstigen Konditionen der Boxabteilung übergeben. „Damit spart München einen Haufen Geld, weil wir die Jugendlichen von der Straße holen, das kann keine andere Sportart so gut wie Boxen“, meint Cukur, der den Antigewalt-Trainerschein gemacht hat und vor den Toren Münchens, etwa für die „Brücke Oberland“ aktiv ist. Boxen ist Sozialarbeit, findet er. „Der Sport ist wie das Leben selbst. Auch hier ist Selbstkontrolle wichtig.“

Weil die Meisterschaft in der Sporthalle in der Säbener Straße 49 stattfindet, Synonym für den Rivalen FC Bayern, hätten die Fans die Parole ausgegeben: „Dieser Tag wird weiß-blau!“. „Beim Boxen sind wir aber keine Konkurrenten“, betont Cukur, „Sechzger aus Leidenschaft“, wie er sagt, und seit 1973 Mitglied. „Ich bin stolz, den Löwen auf der Brust zu tragen“. Das liegt in der Familie: Schon Cukurs Vater, 1964 nach München gekommen, war Fan der Weiß-Blauen, „da war vom FC Bayern noch gar keine Rede, da gab es nur 1860 und seine Erfolge.“ Das ungewisse Schicksal der Fußballabteilung heute treffe auch die Boxabteilung hart, weiß er. Cukur hofft jedenfalls, dass es weitergeht: „Die sollen wieder nach der Ersten Liga greifen!“

Von Michaela Schmid

Artikel vom 31.03.2011
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