Eine Verfügung des KVR macht’s möglich

Zamdorf/Berg am Laim · Qual der Tunnel-Wahl

Radler können wählen: Von Bogenhausen Richtung Berg am Laim auf dem Gehweg in der Autoröhre (re.) oder durch den breiten und hellen kombinierten Fußgänger-/Radlertunnel (li.).	Foto: ikb

Radler können wählen: Von Bogenhausen Richtung Berg am Laim auf dem Gehweg in der Autoröhre (re.) oder durch den breiten und hellen kombinierten Fußgänger-/Radlertunnel (li.). Foto: ikb

Zamdorf/Berg am Laim · Rund, blauer Untergrund, weißes Fahrrad – wo dieses Verkehrsschild, offiziell das Zeichen 237, steht, müssen Radler diesen Weg benutzen. Ein Verstoß kostet 15 Euro. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Ein mittlerweile erlassenes Grundsatzurteil erlaubt den Behörden Abweichungen von dem Gebot.

So dürfen künftig auf Verfügung des Kreisverwaltungsreferats (KVR) von Bogenhausen Richtung Berg am Laim durch die S-Bahn-Unterführung fahrende Radler wieder den Autotunnel nutzen, und zwar auf dem Gehweg, der kaum mehr von Fußgängern genutzt wird, da die Zugänge zu den S-Bahnsteigen in die neue seitlich gebaute kombinierte Fahrrad-/Fußgängerunterführung intergriert wurden. Und: Pedaltreter können in dieser Fahrrichtung auch »freiwillig«, so das KVR, den Radlertunnel benutzen, müssen dazu aber mehrfach die Fahrbahnseite wechseln, was laut Radl-Experten zu Zeitverlusten führt.

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Sicherheit kontra Bequemlichkeit, ängstliche versus mutige Radler, heller, breiter oder dunkler, enger und überdies gefährlicher Tunnel – so lässt sich die Wahlmöglichkeit des Weges kurz umschreiben. Fast 20 Jahre kämpften die Kommunalpolitiker aus Berg am Laim für die neue Röhre, die im Zug des Hochhausneubaus eines Verlags mit immensem Aufwand realisiert wurde. Josef Koch, Chef des Bezirksausschusses (BA) Berg am Laim, versteht in dieser Sache die Welt nicht mehr: »Jahrelang hatten die Radler geklagt, die Durchfahrt ist gefährlich, ja lebensgefährlich, man werde von den Autoabgasen regelrecht vergiftet.«

Der zweimalige vermeintlich zeitintensive Fahrbahnwechsel hatte vor kurzem den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) auf den Plan gerufen: »Das ist unheimlich umständlich, auch wenn sich dieses Stück Weg angenehmer fahren lässt, so hat sich doch die Situation für Radfahrer deutlich verschlechtert, für Autofahrer aber entstehen keinerlei Beeinträchtigungen«, klagte ADFC-Mann Michael Winkler.

Der BA Bogenhausen hatte im Februar den ADFC-Antrag vertagt, nach einer Ortsbesichtigung stimmten die Lokalpolitiker der KVR-Anordnung jetzt einhellig zu. Die Aussage von Karl Schneid von der Polizeiinspektion Bogenhausen, dass es seit 2004 nur einen Unfall im Tunnel mit Beteiligung eines Radfahrers gegeben hat, wurde im Plenum aufmerksam registriert. Offensichtlich waren sich die BA-Mitglieder aber nicht bewusst, dass es bis zur Eröffnung des Radlertunnels in der Autoröhre täglich mehrfach zu riskanten Ausweichmanövern gekommen war.

Die ADFC-Forderung, die Nutzung des Autotunnels auch von Berg am Laim nach Bogenhausen für die Radler zu erlauben, lehnte das KVR aus »Gründen der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer« ab. Diesem Entscheid schlossen sich die Bogenhausener Politiker an. ikb

Artikel vom 28.03.2011
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