Ein Kommentar von Alfons Seeler

Zuhören, verstehen und handeln

Fans positionieren sich. Foto: A. Wild

Fans positionieren sich. Foto: A. Wild

München/Giesing · Die öffentliche Erklärung der 1860-Fanszene lässt an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig. Auch wenn der Rettungsplan für die angeschlagene TSV München von 1860 GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien gelingt, werden sich die Verantwortlichen im Klub mit der Position ihrer Fans auseinandersetzen und zukunftsweisende Antworten geben müssen.

Ein Weiter so wie bisher kann es nicht geben, will 1860 nicht riskieren, den Münchner Traditionsverein zu spalten. Welche Entwicklung es nehmen kann, wenn sich Fans von ihren Funktionären komplett unverstanden fühlen, zeigen Beispiele in England und Österreich.

Der 1889 gegründete FC Wimbledon zog im Jahr 2002 auf Wunsch seiner Eigentümer und gegen den Willen vieler Fans nach Milton Keynes. Die erzürnten Anhänger gründeten mit dem AFC Wimbledon ihren eigenen Verein, der weiter im Londoner Stadtteil Wimbledon spielt. Dem Fanverein gelang innerhalb kürzester Zeit der Durchmarsch in die höchste Amateurliga Englands, die „Conference National“. Auf seinem Weg durch die unteren Ligen wurde der AFC häufig von einem Zuschauerzuspruch begleitet, der über dem des Profiteams in Milton Keynes lag.

Im Sommer 2005 unterstützten Gründungsmitglieder des AFC Wimbledon die enttäuschten Anhänger von Manchester United bei der Geburtsstunde ihres eigenen Vereins – dem FC United of Manchester –, die damit gegen die Übernahme von ManU durch Investor Malcolm Glazer und die Radikalkommerzialisierung des englischen Fußballs protestieren.

Auch die österreichische Initiative Violett-Weiß hat in Anlehnung an das englische Vorbild, nachdem ihr Klub von Red Bull übernommen worden war, mit dem Sportverein Austria Salzburg im Jahr 2005 ihren eigenen Verein gegründet. Nach einer Reihe von Meisterschaften spielt Austria Salzburg heute in der Regionalliga, der dritthöchsten Spielklasse im österreichischen Fußball.

Das wackelige Profigebilde des TSV 1860 braucht seine aktive weiß-blaue Fanszene und würde eine Spaltung nicht überstehen. Die Fans mögen Funktionären oft unbequem und störrisch erscheinen, aber sie sind das wichtigste Kapital ihres Vereins. Geldgeber können einen Klub am Leben halten. Langfristig überleben kann er aber nur durch die Verbundenheit und Leidenschaft seiner Mitglieder und Fans.

Alfons Seeler

„Keine Rettung um jeden Preis“ – Öffentliche Erklärung der 1860-Fanszene

Artikel vom 24.03.2011
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