MTSV-Nachwuchs schwärmt für seinen schnellen Sport

Schwabing · Heimat für Handball

Für Daniel, Dustin und Florian (v.l.) vom MTSV Schwabing, hier mit Jugendtrainer Andreas Zinn, ist Handball das Größte. 	Foto: scy

Für Daniel, Dustin und Florian (v.l.) vom MTSV Schwabing, hier mit Jugendtrainer Andreas Zinn, ist Handball das Größte. Foto: scy

Schwabing · Wer sagt denn, dass Jungs immer nur Fußball im Kopf haben? Stimmt doch gar nicht. Es gibt nämlich Jungs, bei denen ist es ganz anders. Und zwar solche Jungs, für die sich alles um Handball dreht. »Das ist der allergrößte Sport, den es gibt«, sagt Dustin Konkel, 12 Jahre alt. Lässig steht er da in seinem knallgelben Trikot.

Um ihn herum werfen sich ein paar Jugendliche rasant den Ball zu. Man hört schnelle Dribbelgeräusche und manchmal Sportschuhe, die auf dem Hallenboden quietschen. Es ist Freitagnachmittag. Jugend-Handballtraining des Männer-Turn-und Sportvereins (MTSV) Schwabing in der Morawitzkyhalle. »Hier in Schwabing hat Handball eine Heimat«, sagt MTSV-Jugendleiter Mario Michel. Doch wie lange noch? Wie in vielen anderen Vereinen, gibt es inzwischen auch beim MTSV Nachwuchssorgen. »Wir sind gerade dringend auf der Suche nach neuen Mitspielern«, sagt Michel. Es sei leider gar nicht so leicht, Kids zu finden, die Lust auf Handball haben. In einer Fußballstadt wie München freilich tut sich der Handball schwer. Überhaupt, anders als Schweden und andere skandinavische Länder, ist Deutschland nun nicht gerade eine Handball-Nation.

Während Tausende die Namen der Fußballnationalspieler fast schon im Schlaf aufsagen können, findet man so schnell niemanden, der sich bei Handballmannschaften ähnlich gut auskennt. »München ist das reinste Entwicklungsland, wenn es um Handball geht«, bestätigt Jugendtrainer Andreas Zinn. Zudem wurde dem MTSV noch eine andere Hürde in den Weg gelegt: Die Morawitzkyhalle fiel wegen Renovierungsarbeiten über eineinhalb Jahre lang als Trainingsort aus. Und schwinden Mitglieder, dann ist das ansteckend. »Im Extremfall standen nur drei Spieler auf dem Feld«, berichtet Zinn. Das motiviere natürlich nicht gerade. Wer aber erstmal Handball-Blut geleckt hat, lässt sich nicht mehr abbringen: Dustin beispielsweise ist erst seit sechs Wochen dabei, doch kein Tag vergeht ohne Handball. »Das macht einfach Spaß«, sagt er begeistert.

Startschwierigkeiten? Dustin schüttelt den Kopf. »Überhaupt nicht. Alle kamen total nett auf mich zu und fragten ›Hey, wie geht’s?‹. Ich fühlte mich sofort wohl.« Daniel Schmölling (11) und Florian Zinn (9) sind bereits »alte Hasen« und seit zwei beziehungsweise drei Jahren dabei. »Klar, im Fernsehen sieht Handball manchmal echt brutal aus, aber bei uns läuft es fair ab. Teamgeist ist extrem wichtig«, berichtet Florian. »Wir hauen uns nicht wie wild die Ellbogen rein«, sagt auch Daniel. Aber man dürfe natürlich nicht langsam sein. »Handball ist ein schneller Sport. Doch gerade das ist toll.«

Jugendleiter Mario Michel nennt noch andere Gründe, die Handball zu einer attraktiven Sportart machen. »Hier hat man schnelle Erfolgserlebnisse, denn man wirft schneller und viel mehr Tore als beispielsweise beim Fußball«, erklärt er. Außerdem sei Handball sehr vielfältig. Es gebe keine Abwehr- und keine Angriffsformation. Jeder müsse auf jeder Position spielen können.

Handball ist auch was für Mädchen

Training gibt es bereits für Fünfjährige bis hoch zu den 18-Jährigen. Einsteiger müssen nicht unbedingt Erfahrung mitbringen. »Jeder, der Lust hat, ist herzlich willkommen«, sagt Andreas Zinn. Übrigens dürfen sich auch Mädchen angesprochen fühlen. Aktuell gibt es bereits eine erste Mädchen-Mannschaft. »Aber wir freuen uns natürlich, wenn es mehr werden«, so Zinn. Wer dabei sein will, muss pro Woche für ein 90-minütiges Training Zeit haben. Außerdem gibt es von Mitte September bis Ende März an den Wochenenden regelmäßig Spiele.

1925 gründete Hans Kubitscheck die MTSV-Handballabteilung. Im Jahr 1939 wurde der MTSV Schwabing dann erstmals Münchener Meister. 1983, endlich in die Erste Bundesliga aufgestiegen, belegte der Verein sofort Platz vier und ein Jahr später wurden die MTSV-Handballer Tabellendritter. Einige MTSV-Spieler waren sogar bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles dabei.

Zdravko Radjenovic beispielsweise holte mit der jugoslawischen Nationalmannschaft Gold. Ulrich und Michael Roth gewannen mit der deutschen Nationalmannschaft die Silbermedaille. In der Saison 1985/86 feierte die Mannschaft dann ihre größten Erfolge. Der MTSV wurde Vize-Meister und gewann den DHB-Pokal. Damit war die Europapokalqualifikation geschafft. 1987 mussten sich die Schwabinger dann mit dem siebten Platz begnügen und im Jahr 1988 sogar in die zweite Bundesliga absteigen. Heute spielt die Erste Mannschaft in der Bezirksoberliga.

Harter Gegner
Trudering

Die D-Jugend, in der Dustin, Daniel und Florian mitspielen, tritt demnächst gegen Trudering an. »Das sind harte Gegner«, kommentiert Florian. »Da müssen wir uns echt reinhängen.« Und wenn sie trotzdem verlieren sollten? »Macht nichts. Handball macht so viel Spaß. Und eigentlich kommt es nur darauf an, dass man gerne spielt«, meint Daniel. Mannschaftskamerad Dustin nickt und sagt: »Ich finde, wer nie Handball spielt, der hat echt was verpasst.« Wer Lust hat, beim Jugend-Handball des MTSV Schwabing mitzuspielen, kann sich auf der Homepage www.mtsv-schwabing.de informieren und gerne beim Training vorbeischauen. Oder er meldet sich bei Jugendleiter Mario Michel per E-Mail unter mario.michel@mtsv-schwabing.de.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 22.03.2011
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