Ausstellung über Liebe und Sexualität im Jugendtreff ZAP

Ismaning · Aufklärungsbedarf

Zur Ausstellung »Jugend 2.0« gehört auch ein Verhütungsmittelkoffer, dessen Inhalt die 12- bis 14-Jährigen unter die Lupe nehmen können. Sozialpädagoge Daniel Wolf wird den Jungs den Inhalt erklären.	Foto: gh

Zur Ausstellung »Jugend 2.0« gehört auch ein Verhütungsmittelkoffer, dessen Inhalt die 12- bis 14-Jährigen unter die Lupe nehmen können. Sozialpädagoge Daniel Wolf wird den Jungs den Inhalt erklären. Foto: gh

Ismaning · Der Inhalt des Verhütungsmittelkoffers wird sicher viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Groß und prall gefüllt wartet er darauf, von kichernden Mädchen und Jungs geöffnet zu werden. Er ist Teil einer Ausstellung, die unter dem Titel »Jugend 2.0« am Mittwoch, 23. März, in der Jugendfreizeitstätte ZAP (Zur Alten Post) am Bahnhofsplatz in Ismaning eröffnet wird.

Die Ausstellung, die außer dem Koffer auch 14 Plakate und jede Menge Informationsmaterial bietet, setzt sich mit den Problemen von 12- bis 14-Jährigen in der Pubertät sowie deren alters- und geschlechtsspezifischen Lösungsmöglichkeiten auseinander.

Entwickelt wurde sie hauptverantwortlich von Daniel Wolf, Sozialpädagoge, Sozialarbeiter an der Grundschule Camerloherstraße und Mitarbeiter der Jugendfreizeitstätte. Unterstützung bekam er von seinen Kollegen in der Jugendsozialarbeit der Ismaninger Schulen und bei ZAP. Die Ausstellung ist angelehnt an die Ausstellung »Boys and Girls« der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern (LZG), die vor einigen Jahren auch in Unterföhring Station machte. An deren Umsetzung war Daniel Wolf damals schon beteiligt. Seine Erfahrungen konnte er jetzt in die Ismaninger Austellung einfließen lassen. Daniel Wolf: »Wir haben die Schülerinnen und Schüler in einem Fragebogen vorab gefragt, was sie besonders interessiert. Vor allem zu den Themen ›Liebe, Sexualität und Verhütung‹ und ›Typisch Jungen, Typisch Mädchen‹ wollen die Jugendlichen mehr wissen.«

Elf sechste, siebte und achte Klassen aus Ismaninger Schulen haben sich für die Ausstellung angemeldet. Die Schülerinnen und Schüler werden getrennt geführt, die Mädchen von einer Frau, die Jungs von einem Mann. »Wir haben die Ausstellung doppelt angelegt, die Mädchen und die Jungs sollen jeweils für sich und ungestört durch das andere Geschlecht Fragen stellen können«, so Wolf. »Wie sieht dein Traumboy aus?« – auch dieses Thema lässt sich besser besprechen, wenn die Jungs nicht mithören können und umgekehrt. Und die Hemmschwelle, selbst mal ein Kondom über ein Penis-Modell zu streifen, fällt auch schneller. Daniel Wolf: »Am Anfang trauen sich nicht alle, aber am Schluss wollen und dürfen alle mal versuchen.«

Die Lehrer werden bei den Führungen, die etwa zwei Schulstunden – also 90 Minuten – dauern, nicht dabei sein. »Die dürfen in der Küche Zeitung lesen«, lacht der 29-jährige Sozialpädagoge. Er und seine Kollegen unterliegen im Gegensatz zu den Lehrern der Schweigepflicht. »Darauf werden wir die Jugendlichen auch besonders hinweisen.« Die Auseinandersetzung mit den Themen erfolgt mit unterschiedlichen interaktiven und spielerischen Methoden. So wird es etwa eine Art Quiz geben, bei dem Begriffe pantomimisch oder durch Zeichungen erklärt werden müssen: Schwanger, verliebt sein, Zungenkuss, Kondom. Das lockert die Stimmung und stärkt den Mut, Fragen zu stellen.

Trotzdem kann es vorkommen, dass ein Jugendlicher ein Problem hat, das er lieber nicht vor der Gruppe ansprechen möchte, etwa Homosexualität. Daniel Wolf und seine Kollegen stehen den Pubertierenden aber auch nach dem Ausstellungsbesuch für Fragen zur Verfügung. »Die Kinder kennen uns von den Schulen oder vom ZAP und können uns jederzeit ansprechen. Es kommt häufig vor, dass Fragen erst nach dem Besuch auftreten.« Einige der Fragen werden wahrscheinlich in dem umfangreichen Prospekt- und Broschürenmaterial beantwortet werden, das sich jeder Besucher zur Lektüre mit nach Hause nehmen kann. Die Gefahren, die im Internet durch zweifelhafte, anonyme Kontakte in Portalen lauern, sind bei »Jugend 2.0« ausgeklammert. »Das würde die Ausstellung sprengen. Außerdem gibt es zu dem Thema Projekte an den Schulen«, so Wolf.

Angedacht ist, die Ausstellung im Drei-Jahres-Rhythmus zu wiederholen; das ZAP wird sie auch anderen Gemeinden oder Schulen leihen. Bis zum 9. April haben die Jugendlichen Gelegenheit, sich in der Freizeitstätte über körperliche Veränderungen in der Pubertät, über Liebe und Sexualität zu informieren. Die Ausstellung kann ´zu den üblichen ZAP-Öffnungszeiten (unter www.zap-ismaning.de) auch einzeln besucht werden. Gruppen ab drei Personen können sich zu einer Führung anmelden. Am 6. April von 16 bis 18 Uhr steht die Ismaninger Frauenärztin Dr. Birgit Beer für eine offene Sprechstunde unentgeltlich zum Thema Verhütung zur Verfügung. Alle interessierten Jugendlichen können ohne Anmeldung vorbeikommen. Gabriele Heigl

Artikel vom 22.03.2011
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