Neuer Verein: Polizeiunterkunft für Modelleisenbahn?

Vaterstetten · Loks im Container

Ernst Stegmeier in seiner »Eisenbahnwerkstatt«: Der Modellbaufan gründet am 18. März den Verein »Eisenbahnfreunde Vaterstetten«.	Foto: ed

Ernst Stegmeier in seiner »Eisenbahnwerkstatt«: Der Modellbaufan gründet am 18. März den Verein »Eisenbahnfreunde Vaterstetten«. Foto: ed

Vaterstetten · Seehofer und Beckstein haben eine, Wolfgang Fierek, Kurt Felix, Phil Collins und Neil Young sind bekennende Fans und auch der Vaterstettener Bürgermeister Robert Niedergesäß ist stolzer Besitzer einer Modelleisenbahn.

Und mal ganz ehrlich, so eine Miniaturlandschaft, obwohl aus Pappe und Plastik, dennoch naturgetreu und bis ins kleinste Detail dem großen natürlichen Vorbild nachempfunden, hat dann auch tatsächlich irgendwie etwas Mitreißendes.

Der Vaterstettener Ernst Stegmeier ist schon seit über vierzig Jahren von Modelleisenbahnen in den Bann gezogen und hat daher nun beschlossen, seine Gemeinde um einen Verein reicher zu machen. Er möchte nämlich einen Club der Modelleisenbahner gründen. Eine Satzung gibt es schon und laut Stegmeier auch genug Interessierte. Der Hobbyeisenbahner hat sich viel vorgenommen: »Der Traum wäre natürlich eine richtig große stationäre Anlage, die auch für die Öffentlichkeit jederzeit zugänglich ist.« Dazu braucht es aber Platz. Platz, von dem er hofft, ihn mit einem Verein besser bekommen zu können, als es für ihn als Privatmann möglich ist. Und Stegmeier hat da auch schon eine Idee: Sollte die Vaterstettener Polizei aus ihrem aktuellen Container-Domizil ausziehen, würden diese wahrscheinlich nicht mehr genutzt, glaubt Stegmeier. »Wenn wir die irgendwo anders hinstellen dürften, dann richten wir sie in Eigenleistung wieder her und hätten unsere Vereinsunterkunft.«

Stegmeier hat bereits mit einem Landwirt am Ort verhandelt, ob es denn nicht ein Eckerl gäbe, wo der künftige Verein sich niederlassen dürfte. Falls die Gemeinde grünes Licht in Sachen Baugenehmigung gibt, wäre somit auch die zukünftige Örtlichkeit schon gefunden. Dort auf dem Gelände des Erlebnisbauernhofes wären die Modellbahnler eine Bereicherung für die Besucher. Stegmeier kann sich vorstellen, den Container so umzugestalten, dass die Eisenbahnlandschaft von außen wie durch eine Art Schaufenster bestaunt werden kann. Wer dann draußen auf einen Knopf drückt, der kann den Zug fahren lassen. Ohne Öffnungszeiten, ohne Personal – schlicht nur Zuschauen.

»Und wer mit uns basteln möchte, der kommt einfach herein und macht mit«, so der künftige Clubvorstand. Seit knapp zwei Jahren verfolgt Ernst Stegmeier schon seinen Plan. Damals begann alles mit einem Projekt im Mehrgenerationenhaus. »Fünf Leute kamen zu unserem ersten Treffen«, berichtet er. Mittlerweile treffen sich jeden Donnerstag um 17.00 Uhr oft drei Mal so viele große und kleine Eisenbahn-Fans im Keller seines Büros, um zu kleben und zu hämmern.

Das Schlimmste sei es oft in Familien, wenn der Papa offiziell für seinen Buben eine Modellbahn kauft, dann aber selbst damit spielen will. Und der Sohn sich dann noch anhören müsse, »weg da, das ist zu kompliziert, das zerbricht«. Stegmeier erzählt von den »wilden Jungs«, die in seinem Team basteln: kaputtgegangen sei hier noch nie etwas. Seine Kids sind kreativ und wollen ihre Ideen verwirklichen. »Das können sie natürlich noch nicht ganz alleine, dafür braucht es Erfahrung.« Stegmeier bringt dem Nachwuchs bei, wie man fachgerecht arbeitet.

Leider ist trotz der ungebrochenen Bekenntnis zum Modellbau die Aktivität bei Erwachsenen und Kindern in den vergangenen Jahren weniger geworden. »Wohl schon wegen der Computerei«, glaubt Stegmeier, »aber man kann ja eine Eisenbahnanlage auch digitalisieren und über den Computer steuern, dann ist man doch schon wieder dabei«. Stegmeier kann seine Zuschauer begeistern. Zum Vaterstettener Christkindl­markt durfte er mit seiner Mannschaft (zu der übrigens auch Mädchen gehören) im Sitzungssaal des Rathauses seine Modellbahn aufbauen. Vor Ort konnten die Besucher beobachten, wie kleine Teams an einzelnen Modulen bastelten.

Bestand zweier Läden aufgekauft

Stegmeier hat noch viel mehr »rollendes Material« in seinem Besitz. Den Bestand von zwei Modellbauläden, die aufhören mussten, hat er einfach aufgekauft. Und so kommt der zukünftige Club in den Besitz von mehr als 2.000 Waggons und über 400 Loks. Geht es nach Stegmeier, darf es auch noch mehr werden: »Da wir dann als Verein berechtigt sind, Spendenquittungen auszustellen, hoffe ich einfach, dass wir Schätze angeboten bekommen, die seit Jahren auf irgendwelchen Dachböden ihr Dasein fristen.«

Und so hofft der Modellbauer, dass er seinen Elan in Zukunft in die Öffentlichkeit tragen und allen das Material zur Verfügung stellen kann, die Interesse haben. Auch an eine Zusammenarbeit mit Schulen im Rahmen des Werkunterrichts hat er schon gedacht, oder an einen Aufbau etwa in einer Seniorenresidenz.

Am kommenden Freitag, 18. März, wird der Verein »Eisenbahnfreunde Vaterstetten« gegründet: Um 18.30 Uhr sind alle interessierten Modelleisenbahnbauer eingeladen, ins Wirtshaus zur Landlust (Reitsberger Hof), Baldhamer Straße 99, in Vaterstetten zu kommen. Stefanie Ederer

Artikel vom 15.03.2011
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