Da schau her! Albrecht Ackerland berichtet exklusiv im Münchner SamstagsBlatt

Albrecht Ackerland über Sportglück

„Der Appetit kommt beim Essen“ ist mein aktueller Favorit der ewigen Lebensweisheiten. Kennen Sie das – wie ein Ohrwurm eines schrecklichen Gassenhauers, dessen Existenz in den eigenen Gehirnwindungen einem vor einem selbst peinlich ist, so kommt einem wie aus dem Nichts ein Spruch in den Sinn? Und geht nicht mehr?

Darunter leide ich von Zeit zu Zeit. Im Fall vom „Appetit“ habe ich versucht, den Wahrheitsgehalt auf Herz und Nieren zu prüfen und bestellte mir Leber. Ich war noch nie ein Anhänger von Innereien, außer von meinen eigenen, weil sie schließlich ihren Dienst ausgezeichnet verrichten. Aber als Speise? Dann doch lieber ein schönes Schnitzerl von der Biosau. Trotzdem also Leber, mit Apfel, vielen gilt sie als Delikatesse. Ich aß und aß. Der Appetit blieb aus. Der Spruch blieb drin, festgebissen im Hirn. Am Abend dann hatte ich die Erleuchtung: Kombinieren, das wär‘s – wenn schon ein Spruch allein nicht zieht, zu zweit geht alles besser. So schickte ich einen anderen Klassiker mit ins Rennen: „Glück im Spiel, Pech in der Liebe“.

Weil ich kein Spieler bin, es mich partout nicht reizt weder um Pfennigbeträge noch um große Scheine zu zocken, aber gerade eben ein kleines Zwischentief in Liebesdingen durchlebte, ist die Marschrichtung des Spielerfolgs klar. Und auch, wenn es mir so gar nichts gibt, Karten auf den Tisch zu knallen, so kommt die Freude beim Tun, Appetit beim Essen bringt Glück im Spiel. Ich verlor den ganzen Abend, hatte dabei großen Spaß, der Plan ging auf. Ich hatte immerhin Appetit bekommen. Am folgenden Tag sah die Welt schon wieder rosa aus, der Liebeskummer weggeblasen, was ganz sicher am Pech im Spiel lag. Ich musste an die Bayern denken. Spielen die Herrschaften vom FC Bayern im Moment deshalb so schlecht, weil ihnen das Essen nicht schmeckt, oder weil sie einfach gerade allesamt im unfassbaren Liebesglück schwelgen? Dann musste ich an den EHC denken und an deren fantastische Saisonerfolge, an denen selbst ein Eishockeyverweigerer wie ich nicht vorbeikommt. Trotzdem wurde ich traurig, müssen die EHC-Jungs sicher in diesen Tagen schweres Leid ertragen, kein Flirtversuch ist von Erfolg gekrönt, kein Herz schlägt höher, Frauen reichen die Scheidung ein, in den Schlafzimmern herrscht Ruh' – bei so viel Glück im Spiel.

Wenn die Bayern kommende Woche Inter Mailand erneut schlagen, dann wird mich das auch als Sechzger freuen, denn es ist immer schön anzusehen, wenn jemand Appetit hat. So wie beim sensationell schnellen Spiel in Mailand. So lässt sich auch das folgende Liebespech viel besser vertragen. Aber wehe, ich habe danach einen Ohrwurm („FC Bayern, Stern des Südens“).

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Artikel vom 10.03.2011
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