Sozialunterstützungsverein Ebersberg gegründet

Ebersberg · Ersatz für Zivis?

Etwa Senioren helfen beim Einkaufen, beim Arztbesuch oder bei Behördengängen: Die Mitglieder des neu gegründeten Sozialunterstützungsvereins wollen für Ersatz sorgen, wenn künftig die Zivis wegfallen. Foto: Privat

Etwa Senioren helfen beim Einkaufen, beim Arztbesuch oder bei Behördengängen: Die Mitglieder des neu gegründeten Sozialunterstützungsvereins wollen für Ersatz sorgen, wenn künftig die Zivis wegfallen. Foto: Privat

Ebersberg · Nach einem Gesetzentwurf der Bundesregierung fallen zum 1. Juli 2011 sowohl die Pflicht zum Wehrdienst als auch zum Zivildienst weg. Rund 90.000 Zivildienstleistende (Zivis) waren zuletzt in verschiedenen sozialen und gemeinnützigen Einrichtungen beschäftigt.

Nun wissen viele dieser Einrichtungen nicht, wie sie das personelle Loch stopfen sollen, auch wenn mittlerweile Bundesfamilienministerin Kristina Schröder 35.000 Stellen durch einen neuen Bundesfreiwilligendienst schaffen will.

Die Ebersbergerin Maren Hilscher greift dem vor und hat Anfang des Jahres den „Sozialunterstützungsverein Ebersberg“ gegründet. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, Mitbürger zu gewinnen, die bereit sind, ehrenamtlich zumindest einen Teil der Aufgaben in sozialen Einrichtungen zu übernehmen, die bisher von den Zivis erfüllt wurden. Vereinsvorsitzende Hilscher ist zuversichtlich, dass in Zeiten, in denen das ehrenamtliche Engagement immer mehr an Bedeutung gewinne, genügend Mitbürger bereit sind, das Vereins­ziel durch ihre aktive Mitarbeit zu unterstützen. Gefragt ist Hilfe im Alltag: wie Einkaufen, Begleitung bei Arztbesuchen, Behördengänge, aber auch der soziale Kontakt für behinderte, kranke und alte Menschen. Daneben sollen auch karitative Einrichtungen in ihrer täglichen Arbeit unterstützt werden, soweit dies im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit möglich ist.

Ulrike Bittner, Geschäftsführerin des AWO Kreisverband Ebersberg, begrüßt diesen Vorstoß. „Den Verlust der Zivis können wir in den Kindertagesstätten und im Ambulanten Dienst durch FSJler und geringfügig Beschäftigte auffangen, aber in der Offenen Behindertenarbeit schmerzt es sehr.“

Eins-zu-eins-Betreuung erforderlich

Hier sei oft eine »Eins-zu-eins-Betreuung« notwendig, das bedeutet, dass ein Helfer sich den ganzen Tag um einen der zu Betreuenden kümmert. „Es ist wichtig, dass hier die Intimsphäre geachtet wird, es muss Vertrauen da sein.“ Selbst wenn sich ehrenamtlich jemand für die Betreuung finden würde, bestünde doch immer die Gefahr, dass er von heute auf morgen nicht mehr zur Verfügung steht. Bei einem Zivi habe man hier einen festen zeitlichen Rahmen gehabt. „Es ist also auch ein Verlust von Kontinuität“, so Bittner. Außerdem mangele es vor allem an jungen Männern. Von den 18 Beschäftigten im FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) seien nur zwei Männer, der Rest Frauen. Dass die freiwilligen Helfer sowohl zuverlässig, als auch geschult sind, dafür will der „Sozialunterstützungsverein Ebersberg“ durch geeignete Maßnahmen sorgen. „Wir werden intensive Gespräche mit den Leuten führen und einen Fragebogen entwickeln, der uns helfen soll, für die entsprechenden Aufgaben die geeigneten Menschen zu finden“, so Hilscher. Engelbert Reminger, Mitglied des Vereins und Mediziner, betont, dass eine Vermittlung nach Qualitätskriterien sehr wichtig sei. Das unterscheide auch den Verein von anderen Ehrenamtlichen-Vermittlungen. „Wir wollen die freiwilligen Helfer ausbilden, so weit das möglich ist“.

Denkbar sei dies beispielsweise durch Einführungskurse oder Praktika in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen im Pflegebereich, beispielsweise Altenheimen. Generell sieht Reminger den höchsten Bedarf im Pflegebereich. „Die Ehrenamtlichen in der behandelnden Pflege einzusetzen wird schwierig sein, es sei denn, sie verfügen über berufliche Erfahrung“, sagt Christian Kerschner-Gehrling, zuständig für drei Alten- und Pflegeheime im Landkreis München und Ebersberg. Schulungen würden nur im Bereich Betreutes Wohnen zuhause durchgeführt, „denn hier sind die Helfer ja außer Haus und auf sich allein gestellt“, erklärt er. Er würde es jedoch begrüßen, wenn es dem Verein gelänge, ehemalige Krankenschwestern oder Pfleger zu aktivieren, die dann auch in der Pflege einsetzbar wären.

Bandbreite für Einsatz Ehrenamtlicher groß

Doch auch über freiwillige Helfer im täglichen Umgang mit den Patienten, die etwa Spaziergänge mit ihnen unternehmen oder ihnen beim Essen helfen, wäre er dankbar. „Die Bandbreite für den Einsatz von Ehrenamtlichen ist groß“, so Kerschner-Gehrling.

Interessenten, die sich freiwillig engagieren und dem Sozialunterstützungsverein helfen möchten, können sich entweder unter der Telefonnummer 0 81 24/ 44 59 40 oder per E-Mail an suv_ebersberg@t-online.de melden.

Sybille Föll

Artikel vom 10.03.2011
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