Verkauf von Mitarbeiterwohnungen ruft vielfachen Protest hervor

Harlaching · Noch viele Fragen bei Krankenhausplanungen offen

Ungewisse Zukunft: die Mitarbeiter des Klinikums Harlaching wissen derzeit noch nicht, wie lange ihnen ihre Wohnungen im Osten des Krankenhausgeländes noch zur Verfügung stehen werden. Foto: Hettich

Ungewisse Zukunft: die Mitarbeiter des Klinikums Harlaching wissen derzeit noch nicht, wie lange ihnen ihre Wohnungen im Osten des Krankenhausgeländes noch zur Verfügung stehen werden. Foto: Hettich

Harlaching · Der Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching hat Verständnis für die Sorgen der Anwohner des geplanten Dach-Hubschrauberlandeplatzes auf dem Gelände des Harlachinger Krankenhauses…

…doch das Gremium hat in seiner letzten Sitzung deutlich gemacht, dass es eine eigens zum Streitthema avisierte Informationsveranstaltung mit allen Planungs­beteiligten, Bürgern und lokalen Politikvertretern erst anberaumen werde, wenn sich die Informationslage verdichtet hat. »Es gibt derzeit keine neuen Informationen, die vonseiten der Stadt, der Klinikleitung und der Architekten nicht schon in der früheren BA-Sitzung im Januar vorgetragen wurden«, begründete der örtliche Bezirksausschuss-Vorsitzende Thomas Schwindel (CSU) die Entscheidung.

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Stellungnahme des Luftamtes

Auch müsse man vorab auf eine Antwort vom zuständigen Luftamt Südbayern warten. Dessen Votum zur künftigen Ausgestaltung und Situierung des Landeplatzes wird von allen Seiten mit einiger Spannung erwartet. Doch der BA kam auch den besorgten Anwohnern weiter entgegen. Einen entsprechenden Vorstoß der örtlichen CSU-Fraktion, wonach zur Neugestaltung des Klinikareals ein eigener Fassadenwettbewerb stattfinden soll, wurde im Stadtteilgremium einstimmig unterstützt. Man wolle so einen »unansehnlichen Klotz« verhindern. Wie berichtet, soll der Klinikneubau im Westen des Areals entlang der Geiselgasteigstraße vornehmlich konzentriert werden. SPD-Fraktionssprecherin Christa Knappik freilich warnte, Baualternativen dürften nicht nur nach dem Motto »der Landeplatz muss weg« abgewogen werden. Aber auch die Bürger sind dieser Tage aktiv. Klaus Jasper als Vertreter der eigens gebildeten Bürgerinitiative »Auf dem Boden bleiben« berichtete von ersten Sondierungsgesprächen mit der Klinikleitung und den Architekten. »Ergebnisse gab es dort aber nicht«, fasste Jasper zusammen. Man halte seitens der Klinikleitung doch sehr an der eingeschlagenen Baulinie fest. Für den April ist ein neuerliches Treffen beider Seiten geplant.

Einflussnahme auf Planungen

Die Bürgerinitiative drängt auf einen zeitnahen Dialog und umfassende Informationen – fürchtet sie doch laut Jasper, gerade die Landeplatzfrage werde von den Planern ansonsten »scheibchenweise und ungestört durchgedrückt«.

Die Initiative will davon nichts wissen und fordert neben einer breiten Diskussion auch die Erarbeitung von geeigneten Neubaualternativlösungen für Klinikgebäude und neuen Landeplatz. »Gravierende Folgen für Gesundheit und Wohnqualität« befürchten gerade die Anwohner der Geiselgasteigstraße und drohen neben intensiver Kontaktierung der politischen Entscheider auch mit gerichtlichen Schritten, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Dagegen verteidigt die Klinikleitung die Landeplatzplanungen. Anders als derzeit sollen die Hubschrauber mit den eiligst zu ver­sorgenden Notfallpatienten künftig auf kürzest mög­lichem Wege direkt auf dem neu zu entwickelnden, voraussichtlich fünf­stöckigen Notfallgebäude landen. Nachtflüge freilich sind derzeit überhaupt nicht vorgesehen – auch bei Tag sollen nur im notwendigsten Umfang Landeanflüge und Starts stattfinden. Grundsätzlich besteht gerade im Münchner Stadtrat offenbar klarer Konsens zwischen den Fraktionen, was den Neubau grundsätzlich betrifft.

266 Millionen Euro Kosten entstehen

Die Vollversammlung des Stadtrates hatte bereits vor Wochen der notwendigen Anmeldung des ersten, rund 137 Millionen Euro teuren Bauabschnittes im sogenannten Jahreskrankenhausprogramm des Freistaates einmütig zugestimmt. Ein wichtiger Schritt, denn das Land Bayern ist bei der vonseiten des Münchner Referates für Umwelt und Gesundheit (RGU) insgesamt auf rund 266 Millionen Euro taxierten, umfangreichen Teilneubaumaßnahme wohl der größte Kostenträger.

Nach heutigen Schätzungen wird der Freistaat fast 175 Millionen Euro stemmen, die Klinik GmbH wird etwa 45 Millionen Euro beizusteuern haben – der »Rest« soll von der Stadt kommen. Die gesamte Maßnahme soll 2012 starten und innerhalb drei Bauabschnitte bis zum Jahr 2020 abgeschlossen werden. Der Klinikbetrieb wird in der gesamten Bauzeit weiterlaufen. Erst nach Ende der jeweiligen Abschnitte sollen Abrissarbeiten vollzogen werden. Die denkmalgeschützten Klinikaltbauten bleiben bestehen.

Wohnungen nicht verkaufen

Fraglich ist derzeit noch die Zukunft für die auf dem Gelände wohnenden Beschäftigten. Deren Wohnareale im Osten des Klinikgeländes stehen nach der geplanten Gebäudemassierung im Westen zur Disposition. Ein Abriss und späterer Verkauf des dortigen Teilareals an einen Investor wird seitens der Stadt erwogen. Derzeit plant die Stadt den Verkauf von rund 1.400 Klinikwohnungen münchenweit an die beiden städtischen Wohnbaugesellschaften Gewofag und GWG. Entsprechende Überlegungen hatte zuletzt auch der örtliche CSU-Stadtrat Reinhold Babor im Rahmen der Januar-BA-Sitzung bestätigt. »Da steht allein der Kommerz im Vordergrund«, schimpfte Babor.

Weiter westlich an der Geiselgasteigstraße verabschiede man sich aufgrund der massiv geplanten Bauweise dagegen endgültig vom jahrzehntelang in Harlaching gepflegten Konzept der »Klinik im Grünen«. Teile der Politik wie auch viele Anwohner sehen einen möglichen Verkauf der Klinikwohnungen in Harlaching kritisch. Man beschneide sich hier nicht nur mit Blick auf mögliche Alternativbauplanungen wichtiger Flächenareale – auch befürchtet besonders die von der CSU angeführte Rathausopposition für die betroffenen Bewohner kurzfristig einen Anstieg der Mieten. »Die Mitarbeiter des Krankenhauses brauchen auch weiterhin bezahlbaren Wohnraum und werden wohl kaum im teuren Harlachinger Umfeld auf dem freien Markt fündig werden«, betonte auch der Fraktionssprecher der CSU im BA, Clemens Baumgärtner.

HH

Artikel vom 09.03.2011
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