Ausstellung zu Heilanstalt während NS-Zeit

Schwabing · »Wie durchsichtige Schatten…«

Schwabing · Am Donnerstag 17. März, wird um 19 Uhr die Ausstellung »Wie durchsichtige Schatten…« zur Geschichte der Heilanstalt Haar-Eglfing während der NS-Zeit mit Arbeiten der Kunsttherapeutin Ilse Merkle und Fotografien von Willy Zielke in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, eröffnet. Ab 19 Uhr gibt es bei der Veranstaltung eine Einführung von Michael von Cranach, ehemaliger Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren und Autor, und Dieter Hinrichs, Fotograf und Dozent.

In Ergänzung des Erinnerungsprojekts zur NS-Zeit in Schwabing, das mehrere Jahre in der Seidlvilla stattfand, thematisiert die Ausstellung die Methoden der NS-Psychiatrie und die medizinischen Zwangsmaßnahmen der Euthanasie an den Opfern. Ein historischer Abriss informiert über die NS-Gesetzgebung zur Euthanasie und wie diese Maßnahmen in Haar-Eglfing angewendet wurden. Die heute in Haar tätige Kunsttherapeutin Ilse Merkle hat dieses Thema aufgegriffen und zeigt Arbeiten in Mischtechnik und künstlerisch bearbeitete alte Krankenakten der Opfer, auf denen die Methoden der Euthanasie deutlich werden. Gekoppelt ist dieser informelle und künstlerische Teil der Ausstellung mit der Biografie und Fotografien eines der prominenteren Opfer, dem in Schwabing lebenden Fotografen und Regisseur Willy Zielke (1902 – 1989), der über das Schwabinger Krankenhaus in die Heilanstalt Haar-Eglfing eingewiesen wurde. Zielke unterrichtete Ende der 1920er-Jahre an der Fotoschule in der Clemensstraße und war in den 1930er-Jahren durch seine avantgardistischen Aufnahmen und Neuerungen im Bereich der Bildtechnik bekannt geworden. Unter anderem persönliche Krisen führten zu einem Nervenzusammenbruch und zu seiner Einweisung in die Heilanstalt Haar-Eglfing, wo Zielke in den Jahren 1937 bis 1942 Opfer der NS-Psychiatrie und ihrer medizinischen Experimente wurde und zudem schwere körperliche Arbeit leisten musste.

Von Aufenthalt nicht mehr erholt

Nach dem Krieg arbeitete Zielke noch an einigen Filmprojekten, von der Zeit seines Zwangsaufenthalts in Haar-Eglfing erholte er sich aber zeitlebens nicht mehr. Im Rahmenprogramm zur Ausstellung gibt es eine Lesung aus den Aufzeichnungen Willy Zielkes, die er über die Zeit in der Heilanstalt schrieb, einen Filmabend in Kooperation mit dem Filmmuseum München sowie einen Vortrag an der Münchner Volkshochschule.

Artikel vom 02.03.2011
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