Ausstellung erzählt Geschichte des Münchner Nordens

München / Feldmoching · Kunst aus dem DP-Lager

Lager-Szene von Johann Naha. Foto: VA

Lager-Szene von Johann Naha. Foto: VA

Feldmoching · Kunst, die nach Kriegsende 1945 im »DP-Lager Schleißheim (Feldmoching)« entstanden ist, zeigt eine ungewöhnliche Ausstellung mit Bildern von Johann Naha, die auch ein wichtiges Stück Stadtteilgeschichte im Münchner Norden erzählt: vom 12. März bis 17. April beim Kunsthistorischen Verein Feldmoching, Josef-Frank-Straße 55, Samstag und Sonntag, 15 bis 18 Uhr. Führungen finden am Sonntag, 17 bis 18 Uhr, statt und auf Anfrage.

Der Eintritt ist frei. Schon der Titel der Ausstellung stiftet Verwirrung. Mancher wird sich fragen: Was hat das »DP-Lager Schleißheim (Feldmoching)« mit dem heutigen Stadtbezirk 24 zu tun? Und die »Kunst im Lager?« Vor allem Jüngere werden mit dem Begriff DP nichts anfangen können. DP, das waren »Displaced Persons«, »Entwurzelte und Heimatlose«, die nach dem 2. Weltkrieg in eigens für diesen Personenkreis geschaffenen Lagern untergebracht waren wie ehemalige Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge, Angehörige der »Wlassow-Armee«, Kriegsgefangene. Das »DP-Lager Schleißheim (Feldmoching)« war von 1945 bis 1953 das größte DP-Lager Bayerns. Hier wurden nach Kriegsende 1945 die DP aus verschiedenen Lagern gesammelt, um sie in ihre Herkunftsländer zwangsweise zurückzuführen. Von Mai 1945 bis Juni 1946 waren von etwa 9,5 Millionen DP bis auf etwa 750.000 alle DP in ihre Herkunftsländer zurückgeführt worden. Als das nicht mehr möglich war, weil sich die politischen Bedingungen 1946 grundlegend geändert hatten im Zuge des »Kalten Krieges«, musste für die verbliebenen DP eine neue Lösung geschaffen werden. Ein Teil von ihnen, etwa 1.298 Menschen, wurde 1953 etwa in der unter anderem mit Marshall-Plan-Geldern erbauten Siedlung Ludwigsfeld (»Kristallsiedlung«), ein kleiner Teil (151, darunter auch der Maler Johann Naha) in der Siedlung an der Prager Straße (Am Hart) angesiedelt. Ab 1953 – nach dem Kauf des Lagers durch die Landeshauptstadt München – wurde aus dem »DP-Lager Schleißheim (Feldmoching)« die »Wohnanlage Frauenholz«. Ab 1959 entstand südlich davon die »Großwohnanlage am Hasenbergl«. Diese Ausstellung versucht die sozialen Bezüge der Menschen im Lager darzustellen und wendet sich gegen das Vergessen der DP-Lager. Nicht zuletzt will diese Ausstellung auch zeigen, dass Menschen in heute nur schwer nachvollziehbaren Lebenssituationen in der Lage sind, sich kulturell und kreativ zu betätigen und Kunstwerke zu schaffen: Bilder, die heute historische Dokumente sind.

Artikel vom 23.02.2011
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