Radlerverein und BAs streiten sich über Wegführung

Zamdorf/Berg am Laim · »Die spinnen total!«

Schilder und Zeichen auf dem Boden markieren kurz vor der Einfahrt in den Tunnel den Radweg in beide Richtungen.	Foto: ikb

Schilder und Zeichen auf dem Boden markieren kurz vor der Einfahrt in den Tunnel den Radweg in beide Richtungen. Foto: ikb

Zamdorf/Berg am Laim · Was geht vor, die Sicherheit der Radfahrer verbunden mit zweimaligem Wechsel der Fahrbahnseite oder die bequeme, aber äußerst gefährliche Route, die ein paar Minuten Zeitersparnis bringt? Das ist der Knackpunkt an der S-Bahn-Unterführung in der Hultschiner Straße zwischen Bogenhausen und Berg am Laim.

Vor einer endgültigen Aussage wollen die Kommunalpolitiker aus dem 13. Stadtbezirk am Dienstag, 1. März, um 16.45 Uhr, die Situation vor Ort begutachten. Bis vor eineinhalb Jahren gab es einen Tunnel gemeinsam für Auto- und Radfahrer, die teils die Fahrbahn nutzten, vielfach aber auch den Gehweg. Mittlerweile besteht einseitig eine breite, kombinierte Fußgänger-/Radlerunterführung.

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Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) lehnt nun in einem Schreiben an die beiden Kommunalparlamente »die zumindest teilweise Sperrung des alten Tunnels für den Radverkehr ab und wird auch weiterhin versuchen, eine Änderung zu erreichen«. Der Verein will auch auf der anderen Seite der Straße einen Radweg durchsetzen bzw. die Sperrung des großen Tunnels für Radfahrer verhindern. Sperrschilder auf beiden Seiten der Röhre sucht man bisher vergebens. Allerdings ist auf Höhe der Zamilastraße ein Schild angebracht, wonach der Radlertunnel in beide Richtungen zu nutzen ist.

Auf Nachfrage erläutert Michael Winkler vom ADFC: »Für Radler, die von Bogenhausen kommen, ist das unheimlich umständlich. Absteigen, die Straße überqueren, wieder aufsteigen, durch die neue Unterführung fahren, absteigen und nochmals die Straße überqueren, um weiterradeln zu können.« Sein Vorschlag: »Man könnte doch das Radfahren durch den Autotunnel auch auf dem Bürgersteig erlauben.« Paula Sippl (Grüne), Mitglied des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen, will den Gehweg gar ausschließlich für die Radler reservieren, »weil es den S-Bahnzugang dort nicht mehr gibt, weil niemand mehr auf dem Weg läuft«.

Josef Koch (SPD), BA-Vorsitzender in Berg am Laim, versteht wegen des Ansinnens die Welt nicht mehr: »Jahrelang wurde von Radlern moniert, die Durchfahrt sei gefährlich, ja lebensgefährlich, man werde von den Autoabgasen vergiftet.« Tatsächlich war es zwischen Auto- und Radfahrern immer wieder zu riskanten Ausweichmanövern gekommen, gegenseitige Beschimpfungen waren alltäglich, mehrfach touchierten Radler Autos und umgekehrt. Die neue Unterführung wurde von den Pedalrittern sehnsüchtig erwartet, eine gefährliche Passage wurde entschärft. »Wenn man von Bogenhausen kommt, muss der Radler doch nur die Straßenseite wechseln. Was ist besser, Sicherheit oder …?«, fragt Koch erzürnt, bricht seinen Kommentar ab, will sich nicht im Wort vergreifen.

Winkler schreibt zur Sache »von einer nicht immer sachlichen Diskussion, von einem entbrannten Streit, ob denn nun der ADFC oder die Mitglieder der Bezirksausschüsse die bessere Interessensvertretung der Radfahrer sei«. Die Streitaussage dementierte Josef Koch vehement. Und einige Bogenhausener Lokalpolitiker waren verdutzt, vernahmen sie doch erstmals das vermeintliche Problem. »Das Ziel ist einfach eine schnelle und sichere Verbindung herzustellen, bei der es keine Benachteiligungen für die Radfahrer gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern gibt«, argumentiert Winkler. Er erklärt weiter: »Es ist auch von Seiten des ADFC unbestritten, dass sich dieses kurze Stück des Weges angenehmer in dem Fuß-/Radtunnel fahren lässt als im gemischten Auto-/Radverkehr in dem bisherigen Tunnel. Tatsache ist aber, dass dieses kurze Stück eben nicht isoliert betrachtet werden kann. Der Radfahrer ist jetzt quasi Geisterradler auf der falschen Fahrbahnseite.« Der Begriff »Geisterfahrer« trifft allerdings zumindest rechtlich nicht zu, da die Radlerröhre mehrfach zum Fahren in beide Richtungen markiert ist.

Winklers Fazit: Für Autofahrer entstehen keinerlei Beeinträchtigungen, »dem Radfahrer wird eine Unzahl an zusätzlichen, ungewollten Ampelquerungen zugemutet. Die komplette Fahrtroute zum Unterqueren der Bahnlinie stellt zwischen Bogenhausen und Berg am Laim eine deutliche Verschlechterung dar.« Diese schriftliche Zusammenfassung kommentierte nach der Erörterung ein Bogenhausener Lokalpolitiker unter vier Augen kurz und bündig: »Die spinnen wohl total!«

ikb

Artikel vom 22.02.2011
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