Workshops bieten Gebrauchsanweisung zum Klimaschutz

Maxvorstadt · Retten Sie die Welt!

Cristina Andrione (links) und Brigitte Günther haben Spaß am Klimaschutz – da lacht auch der Eisbär.	Foto: scy

Cristina Andrione (links) und Brigitte Günther haben Spaß am Klimaschutz – da lacht auch der Eisbär. Foto: scy

Maxvorstadt · Essen die alle Müsli? Tragen die alle Wollsocken? Was sind das eigentlich für Leute, diese Klimaschützer? Solche und ähnliche Fragen seien Cristina Andrione, wie sie verrät, vor dem ersten Treffen durch den Kopf gegangen. Die Schauspielerin aus Maxvorstadt hatte sich spontan entschlossen, bei dem Projekt Klimawerkstätten mitzumachen. Doch was würde sie da erwarten?

»Ich gebe zu, dass auch ich meine Vorurteile hatte. Es gibt ja immer diese Klischees, die man über Menschen hat, die sich für den Klimaschutz engagieren. Zum Beispiel, dass sie militante Spaßverderber seien.« Und? »Das stimmt aber überhaupt nicht«, antwortet sie lachend. »Ich habe in der Klimawerkstatt tolle Leute kennen gelernt. Ganz unterschiedliche Menschen. Eines aber haben alle gemeinsam: Ihnen liegt der Planet Erde sehr am Herzen und deshalb setzen sie sich für ihn ein«, sagt Cristina Andrione. »Und genau das ist mir auch wichtig. Deshalb fühle ich mich in der Klimawerkstatt richtig.«

Am 20. Januar fiel der Startschuss. Seitdem werkeln 40 Münchner an ihrer persönlichen Klimabilanz. Die Klimawerkstätten sind in vier Gruppen aufgeteilt und werden außerdem noch in den Stadtteilen Neuhausen, Untergiesing, Pasing/Laim und Schwabing/Maxvorstadt angeboten. »Mit den Werkstätten gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Klimaschutz im alltäglichen Leben konkret an«, sagt Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt. Das Konzept: Neue Impulse für den Alltag bekommen und gemeinsam den ökologischen Fußabdruck verkleinern – und zwar mit möglichst einfachen Mitteln. Die Teilnehmer werden im Umgang mit endlichen Ressourcen bewusster und tragen ihre Ideen für ein verändertes Konsumverhalten ins eigene Umfeld.

Nicht Weltverbesser-Theorien sind gefragt, sondern konkrete Ideen, die sich sofort umsetzen lassen. »Das ist leichter, als viele denken«, sagt Brigitte Günther, Leiterin der Gruppe Schwabing/Maxvorstadt. Und ja, das mache auch Spaß. »Man muss sich nicht quälen und im Jutesack durch die Lande ziehen«, erklärt sie lachend. Oft stehe nur die eigene Gewohnheit im Weg. »Vieles machen wir ja ohne groß darüber nachzudenken. Doch warum sich nicht mal fragen: Geht das eigentlich auch anders?«, rät Günther. »Ein kleiner Handgriff nur, und schon ist viel getan gegen die Erderwärmung.« Beispielsweise sollte man die Steckerleiste nicht auf Standby-Modus lassen, sondern komplett ausschalten, bevor man schlafen geht, oder das Licht löschen, sobald man den Raum verlässt. Oder aber man achtet beim Einkauf nicht nur auf »bio«, sondern auch auf saisonales Gemüse, das nicht in Treibhäusern wächst und nicht extra eingeflogen werden muss. »Zurzeit verzichtet man halt mal auf Tomaten. Dafür gibt es Feldsalat und Kohl«, empfiehlt Günther.

Bis Juni wird es regelmäßige Treffen geben. Die Teilnehmer bekommen Hausaufgaben, etwa: »Bringe beim nächsten Mal einen klimafreundlichen Snack mit.« In einem Handbuch notieren sie ihre Aktivitäten und persönlichen Fortschritte. »Ich achte bereits sehr darauf, was ich tun kann. Und doch habe ich wieder etwas dazu gelernt«, erzählt Andrione. Unter anderem lässt die Maxvorstädterin beim Wäschewaschen nun die Vorwäsche weg. »Total unnütz eigentlich. Das war mir vorher gar nicht klar«, sagt sie. Helmut Paschlau aus Schwabing schafft sich demnächst einen neuen Kühlschrank an, der möglichst wenig Energie verbraucht. Auch er lebt bereits sehr umweltbewusst. »Doch es geht immer noch mehr«, sagt er. »Beispielsweise bin ich noch nicht so fit in Sachen umweltfreundliche Dusch- und Körperlotionen. Hier kriege ich den nötigen Schubs.« Die Klimawerkstätten sind eingebettet in das Bündnis »München für Klimaschutz«. Darin setzt sich die Landeshauptstadt gemeinsam mit Engagierten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verbänden ein, um die CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren.

Unter www.muenchenfuerklimaschutz.de finden Interessierte das Handbuch und die dazugehörige Tabelle zum Down­load. »Manche Klimaschützer empfinden sich noch als Außenseiter«, berichtet Günther. »Aber das stimmt nicht. Wir sind Wegbereiter. Jeder kann etwas ausrichten. Und dann passiert etwas ganz Großes. Denken wir nur mal an den Mauerfall.« scy

Artikel vom 15.02.2011
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