Jagdverband protestiert gegen Ende des Blühflächenprogramms

Feldkirchen · Apotheke der Hasen

Artenreiche Wiesen sind wichtig für die heimische Fauna und Flora. Jürgen Vocke, (unten), Präsident d. Bay. Jagdverbandes, Helmut Brunner, (unten li.), Bay. Landwirtschaftsminister, Thomas Schreder, (oben), Biologe u. Pressesprecher des BJV. F.: BJV/stmel

Artenreiche Wiesen sind wichtig für die heimische Fauna und Flora. Jürgen Vocke, (unten), Präsident d. Bay. Jagdverbandes, Helmut Brunner, (unten li.), Bay. Landwirtschaftsminister, Thomas Schreder, (oben), Biologe u. Pressesprecher des BJV. F.: BJV/stmel

Feldkirchen · Die Ankündigung des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums, das Blühflächenprogramm zu stoppen, hat bei den bayerischen Jägern einen Sturm der Entrüstung entfacht. In der Feldkirchener Geschäftsstelle des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) stehen seit dem Bekanntwerden dieser Einsparmaßnahme des Ministeriums die Telefone nicht mehr still.

Außerdem treffen täglich Protestschreiben von Kreisgruppen ein. Jetzt kündigte der BJV eine Unterschriftenaktion an. Das Blühflächenprogramm im KULAP (Kulturlandschaftsprogramm) sollte innerhalb der intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen Rettungsinseln für Flora und vor allem Fauna schaffen. Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes: »Mit dem Blühflächenprogramm helfen wir in Zusammenarbeit mit den Landwirten nicht nur den jagdbaren Arten wie Hase, Reh und Fasan, sondern auch viele Insekten und Kleintiere profitieren davon.« Thomas Schreder, Biologe und Pressesprecher des BJV: »Der Hase, zum Beispiel, braucht eine sogenannte ›Hasenapotheke‹, eine Mischung aus verschiedenen Kräutern, die ihn gesund erhalten. Aber auch das Reh, als sogenannter ›Selektierer‹ ist darauf angewiesen, viele verschiedene Pflanzen zu finden. Gerade die bunten Blütenstände sind dabei besonders wertvoll für die Ernährung.«

Daher sei es falsch, beim Blühflächenprogramm jetzt den Rotstift anzusetzen, so der BJV. Auch der Bund Naturschutz in Bayern hält den Förderstopp für einen Fehler. »Das Blühflächenprogramm ist eine der wenigen Maß-nahmen auf Ackerflächen innerhalb des bayerischen Kulturlandschaftspro- gramms, das auf Grund seiner guten Honorierung von den Bauern auch in den intensiven Agrarvorranggebieten angenommen wurde. In den Intensivlagen herrscht heute ein dramatischer Mangel an Nahrungsangebot für Insekten, wie Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln.«

So will das der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner aber nicht stehen lassen: »In der Öffentlichkeit wird derzeit von verschiedensten Seiten der Eindruck erweckt, wir hätten das Blühflächenprogramm gestrichen. Das ist falsch: Die Verpflichtungen der Landwirte laufen weiter. Wir nehmen lediglich keine Neuanträge mehr an.« Und auch EU-Bestimmungen müssten eingehalten werden. »Wir mussten die Prämien korrigieren, weil die EU-Kommission das von uns verlangt hat. Grund für die Korrekturen ist, dass das Blühflächenprogramm deutlich überfördert ist.

Aus EU-rechtlichen Gründen dürfen wir nämlich lediglich die Einkommensverluste ausgleichen, die ein Landwirt in Kauf nimmt, wenn er auf die normale landwirtschaftliche Nutzung verzichtet. Und die sind sehr viel kleiner geworden, weil die Erzeugerpreise im Vergleich zu 2008 deutlich gefallen sind.« Da Bayern 2008 die Prämien im KULAP deutlich erhöht habe, sei die Zahl der Anträge hochgeschnellt. Allein im vergangenen Jahr seien von 5.000 Antragstellern rund 13.000 Hektar dazu gekommen, die bis 2014 weiter laufen und gefördert werden. Derzeit umfasst das Programm insgesamt rund 19.000 Hektar. Kein anderes Bundesland erreiche nur ansatzweise diese Größenordnung. In Baden-Württemberg seien es beispielsweise gerade mal 3.000 Hektar.

Sowohl bei der Fläche als auch bei der Prämienhöhe liegt Bayern an der Spitze der Bundesländer. Insgesamt wurden 2010 über 15 Millionen Euro an mehr als 7.000 Antragsteller ausbezahlt. Nichtsdestotrotz: Der BJV will offensichtlich den Anfängen wehren. Er hat eine Unterschriftenaktion gestartet. Vocke: »Die Bürger wollen in Bayern nicht nur Mais- und Rapsfelder sehen, sondern eine blühende Kulturlandschaft, in der die Wildtiere eine Heimat haben.« Jeder Naturinteressierte kann sich unter www.jagd-bayern.de in die Liste eintragen. Dazu noch einmal Vocke: »Wir sammeln die Unterschriften und werden sie dann den zuständigen politischen Vertretern übergeben in der Hoffnung, dass sich die Politik besinnt und sich für Natur, für Artenvielfalt und für die Wildtiere entscheidet.« Gabriele Heigl

Artikel vom 08.02.2011
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