Haarer Bürgerstiftung nimmt ihre Arbeit auf

Haar · Bürger für Bürger

Jürgen Partenheimer (3. v. li.) und Bgm. Helmut Dworzak (3. v. re.) freuten sich über den gelungenen Auftakt zusammen mit den anderen Spendern.	Foto: ikb

Jürgen Partenheimer (3. v. li.) und Bgm. Helmut Dworzak (3. v. re.) freuten sich über den gelungenen Auftakt zusammen mit den anderen Spendern. Foto: ikb

Haar · Die aufwändigen Vorbereitungen dauerten Monate, diverse bürokratische Hürden galt es zu meistern, am 4. November vergangenen Jahres erteilte die Regierung von Oberbayern ihren Segen, die Urkunde ging am 11. November im Rathaus ein, die Gemeinnützigkeit wurde erteilt: Die »Bürgerstiftung Haar«, so die offizielle Bezeichnung, ist nunmehr eine örtliche Institution.

»Die Gemeinde«, erklärte Bürgermeister Helmut Dworzak anlässlich der festlichen Auftaktveranstaltung, »entlässt sie sozusagen mit dem heutigen Tag in ihre Selbstständigkeit«. Und: Die gemeinnützige Einrichtung greift bereits helfend ein. Sinn und Zweck, Mitarbeiter und Ziele wurden jetzt im Bürgerhaus erläutert und vorgestellt. »Was uns verbindet, ist der Leitgedanke der Bürgerstiftung. Was uns verbindet, ist Haar, hier leben wir, hier fühlen wir uns wohl, hier nehmen wir unsere Mitverantwortung für die Gemeinschaft wahr. Wir wollen sie mitgestalten und dazu beitragen, sie zu ­stärken«, heißt es erläuternd in einer Präsentationsbro­schüre. »Über Geld spricht man im Allgemeinen nicht – wir aber schon« ist das ­Thema der Stiftungsmitglieder, die eifrig um Spenden werben. Mit einer gemeindlichen Anschubfinanzierung von 250.000 Euro wurde der Grundstock gelegt, weitere 4.000 Euro kamen in den ersten Wochen zusammen. Bereits eine ansehnliche Summe, »aber nicht genug, um den Stiftungszweck ­dauerhaft erfüllen zu können«, wie Vorstandsvor­sitzender Jürgen Parten­heimer erläuterte. »Denn wir dürfen nur die ­anfallenden Zinsen des Grundstockvermögens neben den eingehenden Spenden für unsere Ziele verwenden«.

Durch so genannte Zustiftungen – diese Mittel werden dem Vermögen der Einrichtung zugeschlagen und müssen unangetastet bleiben – »streben wir in den nächsten Jahren ein Stiftungsvermögen von sechs bis sieben Millionen Euro an«, betonte Partenheimer und beeindruckte so sichtlich viele Gäste. Kurzum: Je größer das Vermögen, desto mehr Zinsen gibt’s, desto mehr kann ausgeschüttet, also geholfen, werden. Ein hehres Ziel, dem die Verantwortlichen noch am Abend zumindest einen kleinen Schritt näher gekommen sind: 20.000 Euro an Spenden und Zustiftungen flossen in die Kasse. Die Münchner Bank, vertreten durch Udo Gebhardt, übergab einen 10.000-Euro-Scheck, Peter Ziegler, Gemeinderat und Vorsitzender des Seniorenclubs, überreichte namens der Haarer Vereinigung 5.000 Euro, von der BBL Bau und Bauland GmbH, präsent durch Geschäftsführerin und Stiftungs-Kuratoriumsmitglied Gabriela Scheffel, gab’s 2.000 Euro, die Kreissparkasse München-Starnberg überreichte durch den örtlichen Filialleiter Günter Wiederer ebenfalls 2.000 Euro und die Firma Martin Bayer aus Ottendichl, anwesend waren der Senior- und der Juniorchef, stiftete 1.000 Euro.

Auch auf der »Ausgabenseite« sind Vorstand und Kuratorium vor Wochenfrist aktiv geworden, leisteten bereits Unterstützung. »Immer mehr Mitmenschen geraten im Alter in finanzielle Schwierigkeiten, Schuld sind die hohen Mieten«, erläuterte Jürgen Partenheimer die erste Maßnahme: 20 Bürger erhalten via kom­munales Sozialamt/Soziale Dienste je einen Gutschein über 100 Euro. Und an das Projekt Kindern Chancen geben gehen 2.000 Euro, denn »früh fördern ist besser als nachsitzen«. Lernschwache Kinder in der Grund- und Mittelschule erhalten im Rahmen des gemeindlichen Programms zusätzliche Förderstunden in Deutsch und Mathematik, um Wissenslücken so rasch wie möglich zu schließen. »Wir sind überzeugt, dass es sich unsere Gesellschaft auf Dauer nicht leisten kann, dass gut 20 Prozent der Schulabgänger nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können«, konstatierte der Vorstandsvorsitzende.

Zum Sinn und Zweck einer Bürgerstiftung zitierte Partenheimer den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler: »Bürgerstiftungen sind gelebter Bürgersinn, ein Beispiel dafür, dass Menschen sich umeinander kümmern und zusammenhalten«. Die Initiative dazu in der Südostgemeinde kam aus dem Rathaus, genauer von Bürgermeister Helmut Dworzak. Im Rahmen des Stiftungszwecks werden gesellschaftliche Vorhaben gefördert, damit Gemeinschaftssinn und Mitverantwortung gestärkt werden – damit sich »Haar weiter positiv entwickelt«, wie es dazu in der Präambel zur Satzung heißt.

Der Zweck der Institution ist in acht Punkten fixiert, und zwar die »ausschließliche und unmittelbare Förderung« von Jugend-, Alten und Behindertenhilfe, von mildtätigen Zwecken, von Bildung und Erziehung, des Brauchtums und der Heimatpflege, des Sports (insbesondere des Breiten- und Nachwuchssports), von Kunst und Kultur, des Natur- und Umweltschutzes sowie der Völkerverständigung und Integration. Dies alles natürlich ausschließlich für die Bevölkerung vor Ort. Ab einer Zuwendung von 1.000 Euro wird man automatisch Mitglied der Stifterversammlung, wer im Einzelfall 50.000 oder mehr Euro zur Verfügung stellt, kann »einen konkreten Zweck für die Verwendung benennen«.

ikb

Artikel vom 01.02.2011
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