Seit fünf Jahren hilft Kirchheimer Initiative Arbeitssuchenden

Kirchheim · Die Mutmacher

Der Austausch und die Netzwerk-Pflege stehen beim offenen Treff im Vordergrund (oben). Marie-Luise Achilles (rechts) hilft am Computer bei der professionellen Bewerbung. Rechts auf den Fotos jeweils Coach Nikolaus Mühle.	Fotos: gh, Perspektive Arbeit

Der Austausch und die Netzwerk-Pflege stehen beim offenen Treff im Vordergrund (oben). Marie-Luise Achilles (rechts) hilft am Computer bei der professionellen Bewerbung. Rechts auf den Fotos jeweils Coach Nikolaus Mühle. Fotos: gh, Perspektive Arbeit

Kirchheim · Er war selbst mal einer, dem man Mut zusprechen musste, jetzt gehört er zu den Mutmachern: Nikolaus Mühle. Der Jurist war 2007 auf Arbeitssuche und er wusste sofort: »Ich will aktiv sein, neue Felder kennen lernen, mein Wissen erweitern.« So traf Mühle auf den Arbeitslosenkreis Kirchheim, der inzwischen »Perspektive Arbeit Initiative Kirchheim« heißt.

Die Initiative richtet sich an Menschen in der Region, die ihre Arbeit verloren haben und Unterstützung suchen. »Der Verlust des Arbeitsplatzes zieht ja viele Probleme nach sich, soziale, psychische, juristische«, so Mühle. »Zusammenkommen ist ein Beginn«, so das Motto der Perspektive Arbeit.

Marie-Luise Achilles ist die treibende Kraft der Initiative. Seit fünf Jahren kümmert sich die Kirchheimerin ehrenamtlich um sämtliche Aufgaben in der Initiative. Ihr Konzept ruht auf drei Säulen. Beim offenen Treff, der immer mittwochs alle 14 Tage in den geraden Wochen in der Kirchheimer Cantate-Kirche in der Martin-Luther-Straße 7 stattfindet, können Betroffene in Kontakt kommen, Gemeinsamkeiten und Verständnis erfahren, sich austauschen, etwas gemeinsam planen. Das lässt neue Kräfte wachsen und eröffnet gangbare Perspektiven. »Wir wollen verhindern, dass ein Arbeitssuchender in ein Loch fällt«, so Nikolaus Mühle.

An diesem Vormittag nimmt ein alleinerziehender Vater an dem Treff teil: »Ich bin zusammen mit meinem 15-monatigen Kind vor kurzem von Frankfurt nach Kirchheim zu meiner Schwester gezogen und suche Arbeit.« Warum er zum Treff kommt? »Ich nehme jede Hilfe, die ich bekommen kann.« Wahrscheinlich wird er auch das zweite Angebot der Initiative in Anspruch nehmen: die individuelle Unterstützung in Einzelberatung. Unter den Telefonnummern 0 89/9 03 29 46 und 0 89/90 47 61 85 oder im Internet unter al-treff-kirchheim@t-online.de kann man einen Termin vereinbaren. Ohne Termin kann man immer montags von 9 bis 11 Uhr in die Grund- und Hauptschule Kirchheim, Heimstettener Straße 12, Tiefparterre, kommen.

Die Gemeinde Kirchheim hat der Perspektive Arbeit in der Schule einen mit PCs ausgestatteten Arbeitsraum zur Verfügung gestellt, in dem Marie-Luise Achilles Hilfe bei der Arbeitssuche im Internet oder bei der Erstellung einer professionellen Bewerbungsmappe geben kann. Die Initiative Kirchheim lässt auch ihre Kontakte spielen. Sie ist vernetzt mit der Gemeinde und dem Sozialen Netzwerk Kirchheim, der katholischen Arbeitslosenseelsorge München und dem Arbeitslosenkreis München Nord. Marie-Luise Achilles: »Wir bemühen uns, Arbeitsplatzangebote und Lehrstellen ortsansässiger Betriebe vorab zu erhalten und an unsere Arbeitssuchenden weiterzugeben.« Damit die Betroffenen auch selbst wieder aktiv werden, legt die Initiative besonderes Gewicht auf das dritte Angebot: Workshops, Seminare und Vorträge rund um Jobsuche und arbeitsspezifische Fragen.

Aktiv werden

Da wird ein Bewerbungsgespräch-Training oder ein PC-Kurs für Wiedereinsteiger(innen) angeboten, oder man bekommt Tipps, wie man eine Initiativbewerbung angeht. »Vor allem wollen wir aber, dass die Betroffenen auch selber Veranstaltungen durchführen«, betont Nikolaus Mühle. »Empowerment« ist das Stichwort. Marie-Luise Achilles: »Teilnehmer haben die Möglichkeit, ihre Fachkenntnisse als Angebot auszuprobieren«, auch zusammen mit anderen. So hat zum Beispiel ein arbeitssuchender Feinmechaniker und Hobby-Archäologe eine historische Tour zu den örtlichen Ausgrabungen für die Gruppe vorbereitet und organisiert. Ein voller Erfolg! »Er konnte zeigen, was er kann, gewann Motivation und vielleicht auch eine neue Perspektive«, so Mühle. Er spricht aus eigener Erfahrung. »Durch mein Engagement bei der Perspektive Arbeit habe ich meinen Blickwinkel erweitert und mich als privater Arbeitsvermittler selbstständig gemacht.« Gabriele Heigl

Artikel vom 01.02.2011
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