Bewegende Erinnerungen an Imo Moszkowicz

Ottobrunn · Renommierter Theater- und Filmregisseur verstorben

Imo Moszkowicz. 	Foto: Claus Schunk

Imo Moszkowicz. Foto: Claus Schunk

Ottobrunn · Am 11. Januar verstarb in Ottobrunn der bekannte Theater- und Filmregisseur Imo Moszkowicz im Alter von 85 Jahren. Er inszenierte über einhundert Bühnenwerke und führte Regie in einer Reihe von Spielfilmen und etwa zweihundert Fernsehfilmen. Aus einer jüdischen Familie stammend hat er das Konzentrationslager überlebt, wo er sechs Geschwister und seine Mutter verlor.

Seit 1969 lebte Imo Moszkowicz mit seiner Familie in Ottobrunn. Nachfolgend erinnern sich Altbürgermeisterin Prof. Dr. Sabine Kudera, Jan Murken, Leiter des König-Otto-von-Griechenland-Museums und Horst Frank, Leiter des Wolf-Ferrari-Hauses an Imo Moszkowicz und nehmen Abschied. MO

Prof. Dr. Sabine Kudera:

Dass ich Imo Moszkowicz, der in seinen beruflichen Anfangsjahren Regieassistent des von mir so sehr verehrten Gustaf Gründgens war, als engagierten Ottobrunner Bürger kennen gelernt habe, zählt zu den schönsten Begebenheiten meiner Zeit als Bürgermeisterin. Die von ihm während seiner Tätigkeit als Intendant der Feuchtwanger Kreuzgangfestspiele Anfang der 90er Jahre inszenierten Theaterstücke und seine eigenen Leistungen in dem von ihm vor zehn Jahren geschaffenen Ottobrunner »Podium des Wortes« – ein großzügiges Geschenk an seine Heimatgemeinde – werden mir unvergesslich bleiben. In den gut zwanzig Jahren unserer Freundschaft und anlässlich vieler Zusammenkünfte auch mit berühmten Theater- und Medienpersönlichkeiten in seinem gastfreundlichen Haus habe ich neben dem großen Künstler den klugen, stets bescheidenen und lebensbejahenden Menschen immer mehr bewundern gelernt. Trotz der Ermordung seiner ganzen Familie in Auschwitz haben seine tiefe Bindung an die deutsche Sprache und Dichtkunst, die ihm zuteil gewordene Anerkennung als Künstler und Mensch und der Halt durch seine Ehefrau Renate und seine Kinder ihm geholfen, ohne Verbitterung in Deutschland zu leben und zu wirken. Seine schrecklichen Erfahrungen in Auschwitz hat er erst im Alter von 70 Jahren in seiner Autobiografie »Der grauende Morgen« öffentlich gemacht. Sein Tod bedeutet auch für mich einen unersetzlichen Verlust.

Jan Murken:

Im Herbst 1947 sah ich Imo Moszkowicz zum ersten Mal: Damals gastierte das »Westfalen-Theater« Warendorf in Gütersloh mit Goethes »Faust« und mir, dem damals 13-jährigen, prägte sich der Mephisto, gespielt von einem jungen hinreißenden Schauspieler, nämlich Imo Moszkowicz, unvergesslich ein. Es war mein erstes Theatererlebnis. Vier Jahrzehnte später, bei unserer ersten Begegnung in Ottobrunn waren wir uns auch durch unsere gemeinsame Herkunft aus dem Münsterland – unsere Geburtsorte Ahlen und Gütersloh liegen dicht beieinander - und die westfälische Sprache schnell nahe und vertraut. In zwei Bereichen ist Imo Moszkowicz für mich in den langen gemeinsamen Jahren, auf die ich dankbar zurückblicke, ein Vorbild geblieben: Der eine umfasst seine souveräne Toleranz, die er nach all den unsagbaren Schrecken, die er erlebt hatte, ausstrahlte: »Hass und Rache müssen aus unseren Gefühlen verschwinden, oder die Menschheit geht bald zugrunde.« Der andere Bereich umfasst seine Kunst: Wir durften aus nächster Nähe miterleben, wie ein Theaterstück für die Bühne gestaltet wurde, wie zwingend es für ihn war, Texte wortgetreu umzusetzen. Neben seiner Arbeit am »Podium des Wortes« war für mich seine Lesung aus der »Apologie des Sokrates« von Plato anlässlich der Wiedereröffnung des Otto-König-von-Griechenland-Museums im Jahr 2000 ein Höhepunkt. Imo Moszkowicz hat mir einen Blick auf die Welt ermöglicht, der mir, dem naturwissenschaftlich Orientierten, verborgen geblieben wäre. Für ihn, den Künstler, galt: »So suchte ich immer das Reale im Fantastischen und das Fantastische im Realen.«

Horst Frank:

Imo Moszkowicz war nicht nur ein großer Künstler, sondern auch menschlich eine beeindruckende Persönlichkeit. Acht Jahre lang durfte ich mit ihm im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Podium des Wortes« zusammenarbeiten. Dies war mir stets eine große Ehre. Eine professionelle Einstellung, wie er sie hatte, ist in der heutigen Zeit leider nicht mehr selbstverständlich. Sogar auf seinen Spaziergängen durch Ottobrunn hat er Flyer für seine Veranstaltungen im Wolf-Ferrari-Haus verteilt. Gerne erinnere ich mich auch an die eine oder andere unterhaltsame Geschichte über seine Zusammenarbeit mit Stars aus der Film- und Theaterszene, die mir Imo Moszkowicz bei unseren Treffen ab und zu erzählt hat.

Artikel vom 31.01.2011
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