Integration lebt vom Mitmachen

Haar · Es wird viel in Haar getan

Haar · Zum Thema »Integration von Zuwanderern« hatten die Christsozialen im Gemeinderat eine Anfrage gestellt, »um ein möglichst genaues Bild« darüber zu gewinnen, welche integrationsfördernden Maßnahmen in der Gemeinde derzeit stattfinden oder geplant sind.

Die Antworten aus dem Rathaus waren umfassend, die federführende Pressesprecherin Ute Dechent präsentierte eine Acht-Seiten-Studie, denn alle betroffenen Einrichtungen und Institutionen wurden befragt. Fazit: Ein Problemkomplex »Zuwanderer« ist nicht erkennbar. Erläuternd konstatiert die Verfasserin: »Mit allen Maßnahmen seitens des Gesetzgebers und der Kommune ist in den Kitas und Schulen bisher keine wirkliche Lösung zur Integration von bildungsfernen Schichten gefunden. Das gilt sowohl für ausländische Mitbürger wie auch für Migranten und Deutsche«. Und: »Entscheidend für die schulische Karriere eines Kindes ist immer noch die Bereitschaft der Eltern, sich dem Kind zuzuwenden, es zu erziehen, zu fördern und selbst die deutsche Sprache zu erlernen«. Die Fakten sprechen für sich: »Der Zugang zur höheren Schulbildung ist für Kinder mit Migrationshintergrund überproportional schlecht.«

Von vornherein klargestellt ist in der Untersuchung, dass die Zusammenfassung der wichtigsten Daten und Maßnahmen – vor allem der Sprachförderung in Kitas und Schulen – »auf Grund der unspezifischen Datenlage eher als Schlaglichter denn als belastbare Aussagen zu werten sind«. Bürgermeister Helmut Dworzak stellte zusammenfassend klipp und klar fest: »Die Angebote wirken nur, wenn die Eltern mitmachen«.

Nachdenklich ergänzte der Gemeindechef: »Das ist alles sehr vorbildlich, es ist aber nicht unser kommunales Aufgabenfeld. Wir mischen uns in Bereiche ein, da wird mir ganz schwindlig«. CSU-Anfragesteller Thomas Reichel lobte die Studie. Sie zeige, dass das Thema allseits präsent ist und sie biete Ansatzpunkte für Verbesserungen.

Einige Auszüge aus dem Zahlen- und Datenmaterial:

• Von den 21.416 Einwohnern Haars sind 3.137 Ausländer und mehr als 1.000 »Doppelstaatler« – allesamt aus 102 (!) Nationen.

• Die zahlenmäßig stärksten Nationengruppen mit jeweils mehr als 300 Personen stammen aus der Türkei, Kroatien, Italien, Serbien Montenegro und aus Österreich.

• Im Durchschnitt hat jedes vierte Kind bis 16 Jahre, insgesamt mehr als 850, ausländische Eltern oder Eltern mit doppelter Staatsbürgerschaft.

• In Haar gibt’s 1.070 Soziahilfeempfänger – gegenüber 2007 ein Anstieg um 35 Prozent –, davon 450 Personen mit Migrationshintergrund (MHG).

• Bei der Aktion »Kindern Chancen geben« wurden im aktuellen Schuljahr 28.000 Euro Zuschüsse für 196 Kinder geleistet, davon für 140 Kinder mit MHG.

• Die Kindergärten vor Ort besuchen 599 Mädchen und Buben, darunter 129 Kinder (21,5 Prozent) mit MHG. Davon sind 48 im Vorkurs Deutsch.

• Das Ernst-Mach-Gymnasium besuchen 1.300 Jugendliche, darunter 110 Ausländer (8,5 Prozent).

• Im Förderkurs »Nachhilfe für Kinder in der Grundschule« der Nachbarschaftshilfe sind 37 Kinder, davon 31 mit MHG.

• Im Jugendzentrum DINO zählt man täglich zwischen 20 und 50 Besucher (Alter von neun bis 23 Jahre); etwa 75 Prozent von ihnen haben einen MHG.

• Im Wohnbereich ist eine zunehmende Konzentration von ausländischen Mitbürgern mit MHG im Jagdfeld zu erkennen.

ikb

Artikel vom 26.01.2011
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