Gemeinde von Heilig-Kreuz muss für drei Jahre »auswandern«

Giesing · Großbaustelle

Pfarrer Engelbert Dirnberger inmitten seiner Großbaustelle im Innern der Giesinger Heilig-Kreuz-Kirche, die noch bis Ende 2014 andauern wird.	Foto: Hettich

Pfarrer Engelbert Dirnberger inmitten seiner Großbaustelle im Innern der Giesinger Heilig-Kreuz-Kirche, die noch bis Ende 2014 andauern wird. Foto: Hettich

Giesing · »Mittlerweile sehen wir ein helles Licht am Horizont!« Domvikar Engelbert Dirnberger ist auch Pfarrer der Giesinger Heilig-Kreuz-Gemeinde und blickt nach Jahren des Wartens auf den Renovierungsfortschritt mit Blick auf das so bedeutende neogotische Gotteshaus wieder optimistisch in die Zukunft.

Die aufwendige Sanierung der Heilig-Kreuzkirche geht mittlerweile bereits in die Jahrzehnte. »Seit sieben Jahren schlängeln wir uns im Kircheninneren um ein mächtiges Gerüst herum«, erzählt der Priester schmunzelnd – in den 20 Jahren davor wurde die Außenrenovierung vollzogen. Das vor 125 Jahren erbaute, stattliche Monument hoch über dem Giesinger Berg war stark baufällig und in die Jahre gekommen. Jetzt ist ein enger Terminplan für die Innenrenovierung festgezurrt.

Doch dafür heißt es zunächst umziehen für die Kirchengemeinde. »Kirchenasyl« bei St. Helena und in der Gemeinde »Königin des Friedens« ist gefragt für die Gläubigen von Heilig-Kreuz und ihren Hirten in den kommenden Monaten und Jahren bis 2014. Bis 2012 sollen die Giesinger Gemeinden Heilig-Kreuz, St. Helena und Königin des Friedens sowieso zu einem Pfarrverband verschmelzen – die künftige Eintracht kann und muss bereits jetzt aufgrund der Renovierungsarbeiten erprobt werden. In der Zeit der Renovierungsarbeiten werden die Hauptgottesdienste künftig an Sonn- und Feiertagen jeweils ab 10 Uhr in St. Helena in der Fromundstraße 2 stattfinden.

Werktagesgottesdienste und Andachten sollen in der Kapelle des St.-Alfonsheims am Bergsteig zelebriert werden. »Wir sind dankbar für diese Lösung«, atmet Pfarrer Dirnberger mit Blick auf die Nachbargemeinden auf. »Zunächst war ja sogar überlegt worden, ob wir nicht ein Zelt für die Gottesdienste aufbauen müssten«. Dies werde nun nicht notwendig sein. »Schön ist, dass wir von Heilig-Kreuz und St. Helena die Gottesdienste gemeinsam veranstalten und erarbeiten – das lässt uns auch diese Zeit der Einschränkungen leichter überwinden und meistern«, hofft der Hirte von Heilig-Kreuz.

Heilig-Kreuz ist indes nicht irgendeine Kirche in München. 1866 ließ König Ludwig I. diese mächtige Glaubenstrutzburg als eine von drei repräsentativen Kirchen rechts der Isar erschaffen. »Bis zum Bau des Fernsehturms war sie sogar einmal das höchste Gebäude Münchens«, erzählt Pfarrer Dirnberger stolz. In diesen Tagen beginnt der erste Bauabschnitt der Innenarbeiten. Ende Oktober diesen Jahres und damit rechtzeitig zum 125. Geburtstag des »Giesinger Doms« startet dann die eigentliche, rund drei Jahre dauernde Finalsanierung. »Wir hoffen, dass dann 2014 das Gerüst verschwunden ist«, blickt Pfarrer Dirn­berger optimistisch in die Zukunft. »Jetzt wird die Feuchtigkeit aus den Wänden gezogen und die Raumschale instandgesetzt«, beschreibt der über die Jahre fast zum Baufachmann avancierte Diener Gottes die anstehenden, rund zwei Millionen Euro teuren Arbeiten im ersten Abschnitt.

Im zweiten Baulos – avisiert von November 2011 bis 2014 – werden dann die Deckengewölbe, Wände, Fresken und Kunstwerke ebenso wie die beiden Sakristeien umfangreich renoviert. »Da wissen wir allerdings noch nicht genau, was an Kosten auf uns zukommt«, berichtet der Pfarrer. »Ein Großteil wird wohl aus den Ressourcen des Erzbischöflichen Ordinariates kommen müssen – dazu werden auch die Rücklagen der Gemeinde angezapft«. Dagegen seien die überschaubaren Mittel aus öffentlichen Töpfen »finanziell wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein«.

Doch die Arbeiten sind unumgänglich. »Angefangen hatte alles mit einem kleinen Stückchen Putz, das Mitte der 1980er-Jahre von der Decke fiel«, berichtet Dirnberger. »So wurde die Baufälligkeit augenfällig und die Notwendigkeit des Handelns allen deutlich«, blickt der Kirchenmann zurück. Außen erstrahlt das stolze Gotteshaus längst wieder in vollem Glanz – doch im Inneren bietet sich dem Betrachter dieser Tage noch ein wenig attraktives Bild. »In den letzten Wochen und Monaten haben sich hier nur noch Hartgesottene trauen lassen und so mancher hat immer wieder sorgenvoll nach oben geblickt! Das Warten dürfte sich indes lohnen. »Die Kirche wird nicht nur renoviert sein, sie wird auch in neuem Glanz erstrahlen und darüber hinaus behindertengerecht ausgestaltet sein«, freut sich Dirnberger.

Es soll auch vermehrt Kultur einziehen ins Gotteshaus und ins angrenzende Pfarrheim. »Konzerte, Theater und Kunstausstellungen werden hier eine Heimat haben«, blickt der Domvikar voraus. Harald Hettich

Artikel vom 25.01.2011
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