Vergessliche Mörder: Nachwuchs schreibt für Kinder-Krimipreis

Schwabing · »Den Leser täuschen«

Constantin und Hanna grübeln: Wie wird wohl der selbst geschriebene Krimi ausgehen? Denn spannend soll es ja bis zum Schluss bleiben…	Foto: scy

Constantin und Hanna grübeln: Wie wird wohl der selbst geschriebene Krimi ausgehen? Denn spannend soll es ja bis zum Schluss bleiben… Foto: scy

Schwabing · Wenn ein Mörder vergesslich ist, hat er ein Problem. Dann kann es nämlich schnell passieren, dass der Revolver noch in seinem Wohnzimmerschrank liegt, obwohl er bereits vor seinem Opfer steht. Die goldene Regel heißt also: Mörder sollten immer an ihre Tatwaffe denken. Constantin weiß das. Denn Constantin, neun Jahre alt, kennt sich aus mit Mördern.

Auch Menschen, die herumtrödeln, so erklärt er, eignen sich nicht zum Mörder: »Wer ein Verbrechen begeht, muss immer schneller sein als die Polizei.« Auch Hanna, Sophia und Laura wissen das. Es ist Samstagvormittag, sie sitzen in der Kinder- und Jugendkulturwerkstatt der Seidlvilla, auf bunten Holzbänken, Stifte und halb beschriebene Papiere liegen auf den Tischen. Die Schwabinger Kinder sind hierher gekommen, um sich Kriminalgeschichten auszudenken. Und vielleicht, wer weiß das schon, treten sie irgendwann einmal in die Fußspuren von Agatha Christie, Donna Leon und Co.

Wie also schreibt man einen richtig guten Krimi? Tipps und Tricks gibt es von Kursleiterin Gitta Gritzmann, die mit ihrer Kollegin Geli Schmaus regelmäßig Schreibwerkstätten, unter anderem auch an Schulen und in Bibliotheken, anbietet. Hier werden die Nachwuchsschreiber fit gemacht für den Kinder-Krimipreis – ein Wettbewerb für Neun- bis 14-Jährige aus Stadt und Großraum München, der in diesem Jahr bereits zum neunten Mal stattfindet. Im Durchschnitt machen rund 350 Teilnehmer mit. »Wir wollen die Kinder und Jugendlichen an diese Form der literarischen Arbeit heranführen«, sagt Gitta Gritzmann. »Wir coachen sie sozusagen auf dem Weg zu ihrer eigenen Krimigeschichte.« Wichtig, und das lernen die jungen Autoren gleich am Anfang, sind beispielsweise die so genannten W-Fragen. Sie dienen als roter Faden, um die Geschichte aufzubauen. Also: Wo ist das Verbrechen passiert? Wer ist daran beteiligt? Wie ist es passiert? Und warum? »Details sind wichtig«, sagt Gritzmann. »Wir gucken uns auch an, wie kann ich das, was ich erzählen will, sprachlich so gut wie möglich ausdrücken.« Analysiert wird außerdem, was eigentlich das Geheimnis ist von erfolgreichen Kriminalautoren wie beispielsweise Agatha Christie, Elizabeth George und Arthur C. Doyle. Und natürlich geht es immer wieder um die Frage: Wie schreibe ich möglichst spannend?

»Man muss versuchen, viele Täuschungen einzubauen und den Leser auf eine falsche Fährte zu locken«, erklärt Constantin. »Er darf auf keinen Fall den Täter erraten.« Hanna nickt: »Der Schluss muss überraschend sein.« Und Sophia erzählt: »Wenn ich schreibe, dann ist das auch für mich spannend, denn ich weiß manchmal selbst nicht, wie die Geschichte weitergeht. Erst während ich schreibe, kommen mir die Ideen.«

Eine gute Idee, das ist natürlich die Voraussetzung, um überhaupt loszulegen. Doch daran mangelt es den Kindern nicht. Jemand wurde vom Eiffelturm geschubst – so startet beispielsweise eine der Krimigeschichten. In einer anderen wird die Queen im Buckingham Palace von einem Unbekannten per Giftspritze umgebracht. Und in einer Story mit dem Titel »Der Schrei von Obermenzing« schlägt Jacky Kingston, ein legendärer Verbrecher, einer Frau den Kopf ab. »Man muss den Lesern Angst machen«, sagt Hanna. »So richtig viel Angst«, bestätigt Laura.

Die nächsten Schreibwerkstätten, die auf den Kinder-Krimipreis vorbereiten, finden unter anderem am Freitag, 28., und Samstag, 29. Januar, von 15 bis 18 Uhr in der Internationalen Jugendbibliothek auf Schloss Blutenburg statt und am Freitag, 11., und Freitag, 18. Februar, von 15 bis 18 Uhr im Literaturhaus München. Wer gleich alleine losschreiben möchte, kein Problem. Auch Teams sind willkommen. Sie sollten allerdings möglichst aus Gleichaltrigen bestehen und es sollten nicht mehr als vier Kinder pro Team dabei sein. Umfang der Geschichte: maximal drei getippte Seiten. Einzureichen bis Donnerstag, 10. März.

Weitere Informationen im Internet unter www.kulturundspielraum.de.

Artikel vom 25.01.2011
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