Maxvorstadt: Berufsschüler erstellen »Karte der Spiritualität«

Maxvorstadt · Religion gesucht

Die künftigen Mediengestalter der Alois Senefelder Berufsschule sind stolz auf ihre Plakate zum Thema »Religion und Spiritualität in der Maxvorstadt«. 	F. ko

Die künftigen Mediengestalter der Alois Senefelder Berufsschule sind stolz auf ihre Plakate zum Thema »Religion und Spiritualität in der Maxvorstadt«. F. ko

Maxvorstadt · »Wenn unsere Schüler mit buddhistischen Schals im Schulhaus herumlaufen, dann weiß ich, die waren wieder wo«, sagt Oberstudiendirektor Karl-Heinz Schmid, Leiter der Alois Senefelder Berufsschule für Druck und Mediengestaltung an der Pranckhstraße.

Was er damit meint, ist das Projekt an dem seine künftigen Mediengestalter gemeinsam mit den Kartografen in spe der Berufsschule für Gartenbau, Floristik und Vermessung gearbeitet haben: Die Azubis beider Berufsgruppen haben sich für den Berufsschulunterricht auf die Suche nach »Religion und Spiritualität in der Maxvorstadt« begeben. Ergebnis ist eine Ausstellung in der U-Bahngalerie im Zwischengeschoss der U-Bahn-Haltestelle »Universität«.

Die Schaukästen dort gehören dem Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3). Am vergangenen Freitag wurde die Ausstellung eröffnet. Zu sehen ist sie noch zwei Monate lang. Die Kartografen haben eine Karte erstellt, auf denen alle Orte der Religion und Spiritualität im Viertel eingezeichnet sind. Die Mediengestalter haben entsprechende Plakate dazu erstellt. »Bei unserer Recherche war richtig was geboten«, sagt der künftige Mediengestalter Chris S. (22). Er hätte nie gedacht, dass man etwa eine buddhistische Einrichtung in einer Drei-Zimmer-Wohnung mitten in der Sendlinger Straße findet. Berufskollege Chris K. (22) hat darüber hinaus beim Projekt Einblick in viele Religionen und Kulturen gewonnen.

Ausgestattet mit Kameras und vorbereiteten Fragen besuchten die rund 100 am Projekt beteiligten Mediengestalter 30 Einrichtungen und führten dort Interviews. Bei der Feldforschung wurden sie unterstützt von Studierenden der Religionswissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Gezielt sollten die Berufsschüler auf die ästhetische Gestaltung der jeweiligen Einrichtungen achten, um sie bei der Gestaltung der Plakate berücksichtigen zu können. Solch eine Recherche ist wichtig, um einen guten Job abzuliefern. »Wir müssen richtig informiert sein, das Hintergrundwissen muss passen«, erklärt Chris S. Die Inhalte der Plakate seien ja aus den Erfahrungen an den Projekttagen entstanden, fügt Chris K. hinzu.

Das Projekt wurde entwickelt und ausgeführt von

Religionslehrer Michael Brinkschröder und der Kartografielehrerin Margret Prietzsch. Fachübergreifend setzten Mediengestalter und Kartografen ihre beruflichen und sozialen Kompetenzen ein. Ausgangspunkt war die Frage, ob München, das durch die Frauenkirche als Wahrzeichen in der ganzen Welt bekannt ist, heute noch eine überwiegend katholische Stadt ist. Die Auszubildenden der Kartografie recherchierten, welche Einrichtungen in der Maxvorstadt vorhanden sind und erfassten die Koordinaten mit GPS-Geräten. Mit Hilfe eines Geoinformationssystems erstellten sie aus diesen Daten topographische Karten. Im Anschluss besuchten die Mediengestalter die Einrichtung um sie für die Plakatgestaltung kennen zu lernen.

Bei der Vernissage am Freitag hat Michael Brinkschröder die erarbeiteten Zahlen der Schüler vorgestellt: Insgesamt gibt es in Maxvorstadt rund 200 religiöse und spirituelle Einrichtungen. Hinter dem Begriff »spirituelle Einrichtungen« verbergen sich Orte im Viertel, an denen Heilpraktiken ausgeübt werden, etwa Akupunktur oder Homöopathie. 98 dieser spirituellen Einrichtungen gibt es im Stadtteil, somit sind sie Spitzenreiter der Liste. Gefolgt von der katholischen Kirche mit 14 Kirchen und Klöstern sowie 32 Organisationen und Verbänden in Maxvorstadt. Platz drei erhält die evangelische Kirche mit zwei Kirchen im Viertel und 14 eigenen Einrichtungen.

Der »Clou« ist für Michael Brinkschröder, dass es im Stadtteil 13 buddhistische Einrichtungen gibt, zu denen Tempel, Klöster und Vereinigungen zählen. »Ich vermute, dass es in ganz Deutschland nirgends so viele buddhistische Einrichtungen in einem Viertel gibt«, sagt Brinkschröder. Für ihn ist die Maxvorstadt ein »Mekka des Buddhismus«. Alle anderen Religionen, wie etwa der Islam, sind laut dem Religionslehrer »nur unter ferner liefen« vertreten.

Brinkschröder und auch Margret Prietzsch sind stolz auf ihre Schüler und deren Projekt. »Die Teilnehmer konnten absolut praktische Erfahrung sammeln«, sagt Prietzsch. Schließlich hätten sie zum Beispiel gelernt, wie gehe ich »logistisch geschickt« durch die Straßen, wie erfasse ich Daten. Prietzsch hätte das früher selber gerne so gemacht. »Denn das bedeutet, den Job leben«. Kirsten Ossoinig

Artikel aktualisiert am 08.02.2011, 12:37 Uhr

Artikel vom 25.01.2011
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