Bezirksausschuss fühlt sich bei Dirtbike-Anlage übergangen

Johanneskirchen · »Wir sind empört!«

Auf diesem Gelände an der Fideliostraße soll die Dirtbike-Anlage für den Verein »Tretlager« entstehen (oben). 	Bald könnten die Dirtbiker dann wie der junge Sportler rechts auf der Bahn unterwegs sein.	Fotos: ikb, Thomas Girth/Tretlager e.V.

Auf diesem Gelände an der Fideliostraße soll die Dirtbike-Anlage für den Verein »Tretlager« entstehen (oben). Bald könnten die Dirtbiker dann wie der junge Sportler rechts auf der Bahn unterwegs sein. Fotos: ikb, Thomas Girth/Tretlager e.V.

Johanneskirchen · Der Münchner Radsportverein »Tretlager« bekommt ein Gelände für eine Dirtbike-Anlage an der Fideliostraße/Salzsenderweg. Das hat der Bildungs- und Sportausschuss des Stadtrats in seiner Sitzung am 1. Dezember beschlossen. Dirtbiking ist ein Sport, den man mit einer Art stabilem Mountainbike mit kleinem Rahmen ausübt.

Dirtbikes eignen sich besonders gut zum Springen über ins Gelände gebaute Hindernisse. Der Beschluss der Stadt ist eine prima Sache für die Sportler. Eine prima Sache auch aus Sicht der Mitglieder des Bezirksausschusses (BA). Doch die städtische Vorgehensweise stieß den Kommunalpolitikern bei ihrer Januar-Tagung mächtig auf. Kommunikation und Zusammenarbeit, aus Betroffenen Beteiligte machen – die Referatsvertreter im Rathaus am Marienplatz haben das in diesem Fall ignoriert, den Beschluss gefasst und die Lokalpolitiker »vor vollendete Tatsachen gestellt«.

Die Folge: Ein Beschwerdebrief – in seltener Einigkeit gestützt von Rot, Schwarz, Grün, Gelb und dem DaGG-Mann – an die Rechtsabteilung des Rathaus-Direktoriums und an die Referate Planung sowie Bildung/Sport. Der Bogenhausener Unterausschuss Soziales, Bildung, Sport formulierte in der Vorbesprechung durch Paula Sippl (Grüne), in Dreifach-Funktion Vorsitzende, Leiterin und Protokollführerin: »Der BA ist sehr erstaunt darüber, dass er bei dieser weitreichenden Maßnahme im Vorfeld nicht eingebunden wurde.« Diese Worte waren Sportjournalist Hans Eiberle »zu lasch«. Sichtlich angesäuert betonte Eiberle im Gremium: »Wir sind empört!« BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) sicherte eine schärfere Formulierung als in der Vorlage zu.

Jurist Wolfgang Helbig (SPD) zur Sache: »Der BA hat ein Anhörungsrecht, weil das Gelände im Bebauungsplan eine Sportanlage vorsieht.« Christiane Hacker, frühere langjährige BA-Chefin in Bogenhausen und SPD-Stadträtin, war als Besucherin bei der BA-Sitzung anwesend. Sie ist im beschließenden Bildungs- und Sportausschuss der Stadt vertreten. Auch sie zeigte sich auf Seiten des BA: »Auf dem Gelände sollte eine Bezirkssportanlage entstehen, aber die Abstände zur Wohnbebauung entsprechen nicht mehr den Richtlinien. Das weckt viele Begehrlichkeiten. Ich bin froh, dass sich der BA wehrt, der Brief kann gar nicht scharf genug werden!«

Auf Nachfrage erläuterte die Bogenhausen-Kennerin: »Der BA hätte zumindest informiert werden müssen. Ich habe mich im Rathaus für eine Anhörung eingesetzt, wurde aber stets abgewiesen. Der BA hätte damit gar nichts zu tun, das muss nicht sein, eine Anhörung sei in diesem Fall nicht notwendig, weil der Radsportverein eine überörtliche Angelegenheit ist – all das bekam ich zu hören. In dieser Sache gibt es leider unterschiedliche Bewertungen.«

Stadt investiert 45.000 Euro in die Erschließung

Die Hintergründe zum Verein, zur Bike-Anlage und zur Umgebung: »Tretlager« – 2004 gegründet, fast 250 Mitglieder, davon 28 Prozent Jugendliche, nach mehreren Umzügen seit 2006 auf Quartiersuche – erhält eine eingezäunte Teilfläche von rund 5.600 Quadratmetern auf vorerst zehn Jahre. München stellt, so Sportstadträtin Verena Dietl (SPD), »das Grundstück äußerst kostengünstig zur Verfügung und investiert 45.000 Euro in die Erschließung«. Die restliche Fläche des fast 40.000 Quadratmeter großen Areals wird vom Baureferat zur Freizeitnutzung für alle Altersgruppen und zu einem Bolzplatz umgestaltet.

Christiane Hacker bewertete den Beschluss: »Die Dirtbike-Anlage stellt für die Sportlandschaft im Stadtbezirk eine Bereicherung dar. Positiv dabei ist, dass die vorhandene Geländestruktur kaum verändert werden muss. Damit entfallen auch größere Erdbewegungen. Die Einrichtung der eigentlichen Dirtline lässt weite Teile des Areals unberührt. Wünschenswert wäre eine Zusammenarbeit des Vereins mit der Knappertsbuschschule.« ikb

Artikel vom 25.01.2011
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