Bürger fordern: Birkenleiten soll Birkenleiten bleiben

Giesing/Harlaching · Namensposse

Melly Kieweg, Ulrike Schemenz, Natalia Wolk und Rudi Schneider (v. li.) zusammen mit Fiona (vorne) wollen ihre Straße nicht umbenennen lassen. 	Foto: HH

Melly Kieweg, Ulrike Schemenz, Natalia Wolk und Rudi Schneider (v. li.) zusammen mit Fiona (vorne) wollen ihre Straße nicht umbenennen lassen. Foto: HH

Giesing/Harlaching · Sie wollen keine »Kunstmühlenstraße« – sie wollen dass die seit Generationen vertrauten »Birkenleiten« in Untergiesing als Straßenbezeichnung bleiben.

Sie, das sind rund 50 derzeit hochgradig verärgerte Bürger der Birkenleiten 48, 50 und 52, die sich vehement und mit Hilfe des örtlichen Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching gegen eine von der Stadt forcierte Umbenennung des südlich der Lebschèestraße gelegenen Teiltstücks wehren. Die Anwohner gehen für den Erhalt der »Birkenleiten« auf die Barrikaden, sammelten innerhalb weniger Stunden nach Bekanntwerden der Pläne bereits reichlich Unterschriften und machten ihrem Unmut jüngst in der Sitzung des Bezirksausschusses kräftig Luft. Beim städtischen Kommunalreferat verteidigt man die Pläne als »zwingend erforderlich«. Begründung aus dem Kommunalreferat: auf dem Terrain der benachbarten Kraemerschen Kunstmühle auf Birkenleiten 41 wird in den kommenden Jahren ein neues Quartier mit Wohnungen, Kunstwerkstätten, Ateliers und einem Veranstaltungszentrum entstehen.

Allerdings ist dieser Bereich der Birkenleiten vom Nordstrang durch einen Fußweg entlang des Templergeländes unterbrochen – die Zufahrt zu den südlichen Birkenleiten nur über die Lebschèestraße möglich. Die Stadt will deshalb den südlichen Strang umbenennen, um die »Auffindbarkeit der neuen Einrichtungen zu erleichtern.« Zudem sei laut Stadt eine Umbenennung auch unabdingbar, um den Rettungsdiensten die Zufahrtsfindung zu erleichtern. »Totaler Unsinn ist das«, schimpft beim Ortstermin mit dem Südost-Kurier dagegen Anwohnersprecher Rudi Schneider. Seit Jahrzehnten wohnt er wie viele andere in diesem Südbereich der Birkenleiten und kennt sich vor Ort aus.

»Wenn man vorne an der Schönstraße im Zufahrtsbereich zur Lebschèestraße ein Hinweisschild platziert und ein weiteres im Nordbereich der Birkenleiten bei den Templern, dann genügt das völlig«, unterstreicht er. Die Mühle sei jahrzehntelang von bis zu 30 Getreide-Lkw pro Tag angefahren worden. »Die kamen sogar aus den neuen Bundesländern«, erzählt Schneider. Die Rettungsdienste fänden das Terrain ohnehin leicht, »die haben Spezialisten und eine Einteilung für jeden Stadtteil«, so Schneider.

Jeder Fahrer habe die Mühle problemlos gefunden. Schneider macht aber auch namensästhetische Gründe für das Aufbegehren der Anwohner mit verantwortlich: »Birkenleiten ist ein schöner Name, wir identifizieren uns damit, den gibt es schon 150 Jahre!« Anwohnerin Natalia Wolk hat vor allem einen Verdacht: »Das ganze riecht doch nach einer reinen Marketingaktion, mit der Umbenennung soll Werbung für die Nutzung der alten Mühle betrieben werden«, meint die erboste Anwohnerin. Sie und Nachbarin Ulrike Schemenz sowie Schneider sind besonders der BA-Mandatarin Melly Kieweg (parteifrei, für die Grünen im BA 18) dankbar. »Ohne Frau Kieweg hätten wir gar nichts erfahren und nicht protestieren können«, ärgert sich Schneider über die aus seiner Sicht schlechte Infopolitik der Stadt. Immerhin nimmt er die Eigentümerfamilie der Kunstmühle von der Kritik aus. »Die haben da keinen Einfluss darauf und die Stadtentscheidung ebenso vorgesetzt bekommen«, hat Schneider bei Gesprächen mit den Eigentümern erfahren. »Man muss doch auch nicht alles dem Kommerz unterordnen«, fordert BA-Vize Melly Kieweg. Die Anwohner ärgert aber auch noch der bürokratische Aufwand: »Briefköpfe, KFZ-Papiere und, und, und«, zählt Rudi Schneider auf, »alles muss geändert werden, aber das interessiert die Stadt offenbar nicht.«

Der BA sah dies ebenso und votierte einstimmig gegen die Umbenennung des Straßenzuges. Eine breite Front der Ablehnung, die offenbar auch bei der Stadt zumindest zartes Neu-Nachdenken ermöglicht. Wie man im Kommunalreferat versichert, soll die Planung »noch einmal überdacht werden«. Insbesondere die Rettungsdienste will man noch einmal nach ihrer Einschätzung befragen. Das haben Kieweg und Co. indes längst getan. »Die Rettungsdienste wollen die alte Benennung behalten«, habe sie auf Nachfrage erfahren – die Bürger an den südlichen Birkenleiten sowieso. HH

Artikel vom 18.01.2011
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