Mehr als 4.600 Anfragen bei der SuchtHotline

München · Von Alkohol bis Medien

München · Die SuchtHotline verzeichnete 2010 mehr als 4.600 Anfragen. Dies bedeutet, dass durchschnittlich alle 114 Minuten das Telefon der 24-stündigen Krisenberatung klingelte oder eine E-Mail-Anfrage eintraf. Ein erneuter Anstieg von 5 Prozent war bei den Onlineberatungen zu verzeichnen, die vor allem jüngere Menschen in Anspruch nahmen.

Die meisten Anrufe drehten sich rund um das Thema Alkohol (48 Prozent), an zweiter Stelle kamen mit 20 Prozent die illegalen Drogen, hier überwiegend Probleme mit Cannabis und Kokain. Erneut zugenommen haben Anrufe zum Thema Mediensucht (plus 6 Prozent) – das kann exzessives Internet­surfen oder Computerspiele bei Jugendlichen über sechs Stunden täglich sein. Meistens sind es die Angehörigen, die sich nicht mehr zu helfen wussten und um Rat fragten. Dies betraf auch das Thema Komasaufen (binge drinking), ein Phänomen, das bei der SuchtHotline erst seit drei Jahren auftaucht. Hier besteht bei den Jugendlichen kaum ein Problembewusstsein.

Für das vergangene Jahr weist die Statistik insgesamt 4.388 Anrufe und 272 Onlineanfragen aus, davon in der Mehrzahl von Frauen (56 Prozent). Der Anteil der Frauen ist höher, da sie prozentual häufiger als Angehörige von dem Thema betroffen sind und sich eher Hilfe holen. Die Altersspanne von 30 bis 45 Jahren lag mit 40 Prozent am höchsten, gefolgt von 25 Prozent der 18- bis 30-Jährigen. Am seltensten riefen die unter 18-Jährigen (4 Prozent) oder über 60-Jährigen (6 Prozent) an. Handelt es sich bei jüngeren Menschen eher um illegale Drogen oder Mediensucht so steht bei älteren Menschen der Alkohol im Vordergrund, dessen Abhängigkeit schleichender entsteht und der oft erst nach 20 Jahren Missbrauch massiv Leidensdruck erzeugt. Häufigster Grund, sich an die SuchtHotline zu wenden, erklärt Leiter Christian-Peter Teich, sei zunächst nicht die Einsicht in die Abhängigkeit, sondern Druck des Partners oder des Arbeitsgebers, gesundheitliche oder finanzielle Probleme sowie Ärger mit der Justiz.

Mehr als 60 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der telefonischen Beratung ausgebildet und zum Teil selbst betroffen sind, wechseln sich an der SuchtHotline ab und geben ihre Erfahrung weiter. Dazu kommen Juristen und Ärzte. Patentrezepte gegen die Sucht gibt es nicht, aber die Mitarbeiter versuchen, gemeinsam mit den Hilfesuchenden einen Weg zu finden. Die SuchtHotline (anonym und kostenlos) erreicht man rund um die Uhr unter Tel. 089/28 28 22 oder E-Mail: kontakt@suchthotline.info.

Artikel vom 13.01.2011
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