Seit 20 Jahren sorgt die Ungarnhilfe Haar für Menschen in Not

Haar · Hilfe, die ankommt

Christa Gebel (rechts) und einige der ehrenamtlich tätigen Helfer beim Beladen des nächsten Konvois Richtung Ungarn. 	Foto: Privat

Christa Gebel (rechts) und einige der ehrenamtlich tätigen Helfer beim Beladen des nächsten Konvois Richtung Ungarn. Foto: Privat

Haar · »Kontinuierliche Hilfe zur Selbsthilfe, keine Notfallhilfe!« Mit fester Stimme nennt Christa Gebel die beiden Grundkriterien, »denn sonst würde es nicht funktionieren. Unerlässlich sind vertrauenswürdige, zuverlässige Partner in den Betreuungsgebieten, die von den Menschen dort anerkannt und akzeptiert werden«, betont die engagierte Rentnerin.

Gemeint ist die Ungarnhilfe Haar, die seit 20 Jahre besteht, die in dieser Zeit fast 200 Transporte mit Spenden im Wert von rund 3,2 Milliarden Forint, etwa zwölf Millionen Euro, ins Hinterland der Hauptstadt Budapest organisiert hat. Zweimal im Jahr wird gesammelt – im Oktober und zu Jahresbeginn. Bald ist es wieder so weit: Ab Montag, 22. bis Freitag, 26. Februar, läuft die nächste Sammelrunde. Interesse, Erlebnisse, Engagement – so entstand wie viele andere Aktionen auch die Ungarnhilfe Haar. Persönliche Kontakte führten Christa Gebel ins Magyarenland, wo sie bei den Vorbereitungen für die ersten freien Wahlen half. Mit Erschütterung erlebte sie die bittere Not der Menschen: »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was los ist, da musste man einfach helfen. Und dann fragte mich eine Ärztin, ob wir ihnen nicht ein paar Kleider schicken könnten«, erzählt die Haarer Bürgerin.

Die Hilfsorganisation lebte auf, die ersten Pakete wurden per Post nach dem Motto »Beginne nicht mit einem großen Vorsatz sondern mit einer kleinen Tat« nach Ungarn versandt. »Das muss doch auch größer gehen«, sagte sich Gebel – 1990 startete in Zusammenarbeit mit der verwaltungstechnisch erfahrenen Malteser-Vereinigung daraufhin der erste Lastwagentransport. »Heute ist das Ganze ein logistisch großes Unternehmen, mehr als 40 ehrenamtlich Tätige, darunter auch Schüler, helfen mit, sortieren, packen, verladen auf die Fahrzeuge. Aber nicht nur Hilfe und Unterstützung, auch Freundschaft, menschliche Nähe sowie grenzenlose Verbundenheit zeichnen die Arbeit aus«, erläutert Christa Gebel. Doch beim allerbesten Willen – die finanzielle Grundlage macht das gemeinnützige Wirken erst möglich. Denn: »Ohne Geld kein Transport«.

Für jeden Euro ist die Ungarnhilfe dankbar. Die Organisatorin besucht jedes Jahr jede der 50 bedachten Einrichtungen, schaut also vor Ort nach, was Sache ist, bespricht mit den Verantwortlichen die Situation, um zielgerichtet helfen zu können. Ohne Ideen und Hartnäckigkeit geht aber nichts. So brauchte ein Kinderheim Stockbetten, »80 Stück«, erzählt Gebel, die sich sodann an geschlossene Bundeswehr-Kasernen erinnerte. Über den damaligen in der Gemeinde lebenden Landtagsabgeordneten Peter Paul Gantzer und viele folgende Hürden wurde das fast Unmögliche realisiert. Oder auch ein ausgedientes Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr ist in Ungarn im Einsatz. Und als ein großer deutscher Versicherungskonzern seine Verwaltung nach Unterföhring verlegte, war Christa Gebel zur Stelle.

»23 Tonnen nicht mehr benötigte Büromöbel wurden nach Délegyháza gebracht – die ersten Möbel nach 50 Jahren unter anderem im Rathaus«. Der humanitäre Brückenschlag zwischen Ungarn und Haar wurde vielseitig gewürdigt. 1996 erhielten die Helfer die »Goldene Ehrennadel der Gemeinde«, 2005 wurden Christa Gebel und das Team mit der höchsten Ehrung Ungarns, der Staatsmedaille, ausgezeichnet, die nur der Staatspräsident, damals Ferenc Mádl, verleihen kann. Im Herbst 2006 gab’s den Orden für »Besondere Verdienste« von Bundespräsident Horst Köhler. Auch der inzwischen pensionierte Malteser-Organisator Wolfgang Weber – er managte die Transporte und richtete in Budapest die Camps für die DDR-Flüchtlinge ein – wurde vom ungarischen Präsidenten gedankt. Richtig stolz sind alle der Ungarnhilfe Haar auf die erstmals verliehene Ehrenbürgerschaft der Kommune Délegyháza.

Wer mehr über die Arbeit der Ungarnhilfe erfahren möchte, findet weitere Infos unter Telefon 4 60 42 01 oder per E-Mail: ungarnhilfe-haar@arcor.de Hilfe, die ankommt. ikb

Artikel vom 11.01.2011
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