Ausstellung im Gasteig noch bis 20. Januar

Haidhausen · Münchner Jazz-Geschichte

Jazz im Schwabinger »Domicile« in den 70er-Jahren, eines der Fotos, die auf der Ausstellung zu sehen sind.	Foto: Josef Werkmeister

Jazz im Schwabinger »Domicile« in den 70er-Jahren, eines der Fotos, die auf der Ausstellung zu sehen sind. Foto: Josef Werkmeister

Haidhausen · Die Ausstellung zur Münchner Jazz-Geschichte im Gasteig (1. Stock) mit zahlreichen Bildern, Dokumenten und Originalmaterial ist bis zum 20. Januar zu sehen. Kuratoren waren Gisela Kurz und Hermann Wilhelm. Der Eintritt ist frei.

Im Oktober 2003 wurde im Haidhausen-Museum an der Kirchenstraße 24 die von Gisela Kurz und Hermann Wilhelm gestaltete Ausstellung »Jazz-Treffpunkt München« – Anlass war das 25-jährige Bestehen des Jazzclubs Unterfahrt – eröffnet. Auf Grund dieser Ausstellung, die von vielen Jazz-Interessierten und fast allen Münchner Jazz-Größen besucht wurde, setzten sich zahlreiche weitere Protagonisten der Szene mit den Organisatoren in Verbindung. Eine mittlere Sensation war dabei der Besuch eines groß gewachsenen Herrn, der sich trotz seines Alters von über 90 Jahren auf den Weg zur Ausstellung macht. Heute leider und zu unrecht vergessen, ist Rudolf Ritter zu seiner Zeit einer der wichtigsten Orchestermusiker der Stadt.

Seine Erzählungen und Erinnerungen an die Münchner Jahre vor 1933 weisen auf ein bis dato unbekanntes Kapitel Münchner Jazz-Geschichte hin. Denn schon Mitte der 20er-Jahre traten auch in München Orchester auf, die jazzähnliche Tanz- und Unterhaltungsmusik in den großen Hotels und teuren Nachtlokalen anbieten. Anfang der 30er-Jahre entstehen erste Clubs, in denen ausschließlich moderner Jazz von jungen Musikern zu hören ist. Zu diesen Jazz-Pionieren gehören die Bandleader und Saxophonisten Frank Roy und Lutz Waldenburg ebenso, wie der junge Schlagzeuger Freddie Brocksieper, der Klarinettist Hans Rosenfelder oder der Trompeter und Geiger Rudolf »Rudi« Ritter.

Unter den Nazionalsozialisten ändert sich das Klima in München schnell. Jazz-Konzerte wurden gestört, verboten oder »freiwillig abgesagt«. Mit dem Einmarsch der Amerikaner im April 1945 aber zieht auch der Jazz wieder in München ein. Im Haus der Kunst wird der noble Offiziersclub »Hot Club Munich« eröffnet, in der Gaststätte »Orlando di Lasso« am Platzl richtet sich ein »Enlisted Men’s Night Club« ein und der Bürgerbräukeller am Rosenheimer Berg entwickelt sich mit Tanzsaal und eigenem Musikstudio zum größten amerikanischen Unterhaltungszentrum der Stadt. Auch aus der Kaulbachstraße ist inzwischen Jazz zu hören. Denn von dort sendet der Radiosender »AFN Munich« regelmäßig die neueste Musik aus den Staaten. In München entstehen nicht nur in Schwabing Jazz-Lokale und kleine Musik-Kneipen. Eine spannende Szene von Musikern, Gaststättenbetreibern, Konzert-Veranstaltern und jazzinteressiertem Publikum entsteht.

Das von Gisela Kurz und Hermann Wilhelm im Verlag der Lentnerschen Buchhandlung erschienene Buch »Jazz in München – von den 20er-Jahren bis zu den frühen 80ern« ist in der Cafeteria »Le copain« im Gasteig und in der Lentnerschen Buchhandlung in der Balanstraße 14 erhältlich.

Artikel vom 05.01.2011
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