Siegesserie des müden EHC reißt ausgerechnet vor ausverkauftem Haus

München · Falsches Gesicht zum falschen Zeitpunkt

Ernsthaft verfolgt Pat Cortina das Geschehen auf dem Eis. Nach der Niederlage gegen Hamburg fand er seinen Humor schnell wieder.	Foto: Oliver Rabuser

Ernsthaft verfolgt Pat Cortina das Geschehen auf dem Eis. Nach der Niederlage gegen Hamburg fand er seinen Humor schnell wieder. Foto: Oliver Rabuser

München · Benoît Laportes Fazit nach dem 4:2-Sieg der Hamburg Freezers beim EHC fiel kurz aus. Der Kernsatz des Trainers der Hanseaten: »Mein Team scheint auswärts befreiter spielen zu können.« Nur eines der letzten sechs Heimspiele konnten die Freezers gewinnen, ausgerechnet gegen den EHC. In fremden Stadien läuft es besser, ausgerechnet auch in München klappte es wieder mit einem »Dreier«. Das war für den EHC am Sonntag besonders bitter, weil die Olympia-Eishalle mit 6.016 Zuschauern ausverkauft war. Die Münchner schienen ob der Kulisse gehemmt – denn Stimmung kam nicht so richtig auf, zu viele Eishockey-Neulinge fanden zum ersten Mal den Weg ins Stadion. Der Funke wollte nicht so recht überspringen.

Von Jan Lüdeke

Freilich lag das auch an der Leistung des EHC auf dem Eis. Eigentlich lag es an der Leistung beider Teams, denn dass die Hamburg Freezers befreit aufspielten, mag wohl Laporte als einziger so gesehen haben. Vielmehr lieferten sich die beiden Mannschaften eine niveauarme Partie. Und so blieb am Ende nur ein nüchternes Fazit: »Schade, dass die neuen Eishockey-Fans nicht den echten EHC gesehen haben«, sagte Pat Cortina. Fraglich bleibt hier, ob sich wirklich viele der Zuschauer wirklich so sehr für den Sport begeistern konnten, dass sie wieder zu einem DEL-Spiel kommen werden. Durch das Kombiticket EHC plus Ski-Weltcup am Olympiaberg sollen rund 1500 Leute mehr den Weg in die Eishalle gefunden haben. Manager Christian Winkler zeigte sich über das Spiel ein wenig enttäuscht. »Schade, dass diese Leute nicht unser wahres Gesicht gesehen haben.«

Der EHC ließ am Sonntagnachmittag so ziemlich alles vermissen, was ihn im bisherigen Saisonverlauf ausmacht. Kein Kampf, kein unbedingter Siegeswille, kein Zug zum Tor. »Wir hatten im zweiten Drittel keinen einzigen Schuss aufs gegnerische Tor«, bilanzierte Pat Cortina. Außerdem habe das »Gefühl der Notwendigkeit« gefehlt. Denn vor dem Hamburg-Spiel hatte der EHC viermal in Folge gewonnen, dreimal davon auswärts. Die Tendenz ist deshalb weiter absolut positiv. Beim 3:2-Erfolg in Straubing einen Tag vor Silvester hatte beim »Duell müde gegen müde« noch der »größere Siegeswille« des EHC den Ausschlag gegeben, gab Christian Winkler zu Protokoll.

Wegen dieser positiven Tendenz hatte Cortina nach der Niederlage gegen die Freezers auch nicht seinen Humor verloren. »Es ist gut, dass wir Hamburg in dieser Saison nicht mehr sehen müssen«, sagte mir mit einem verschmitzten Grinsen, »und wenn wir uns doch wiedertreffen sollten, wäre das für beide Seiten eine schöne Sache.« Das wäre dann nämlich in den Playoffs. Und dank der kürzlichen Erfolgsserie ist der EHC weiterhin geradewegs auf Kurs dorthin. Rückschläge sind dabei eingeplant. »Solche Spiele wie gegen Hamburg wird es immer wieder geben. Die Spieler sind ja keine Maschinen. Die sind einfach irgendwann mal müde«, fand Winkler Verständnis für den kraftlosen Auftritt der Münchner.

Schon am Mittwoch, 5. Januar, (20.20 Uhr, live bei sky) steht das nächste Heimspiel in der Olympia-Eishalle an. Dann kommen die Grizzly Adams Wolfsburg, aktueller Tabellenführer. »Das ist die beste Möglichkeit für uns, zurückzuhauen«, findet Winkler, »die kennen uns noch nicht richtig.« Bislang setzte es für den EHC drei Niederlagen, das Torverhältnis steht bei 2:11. Auch Cortina sieht das Aufeinandertreffen mit dem Ligaprimus positiv. »Wolfsburg war bisher das Team, mit dem wir am schlechtesten zurecht gekommen sind. Sie werden uns dazu zwingen, die Dinge zu tun, die wir tun müssen, um zu gewinnen.« Die da wären: Kampf, Siegeswille, Zug zum Tor.

Artikel vom 03.01.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...