Walter Angerer zeigt »Verwandlungen«

»Fraßbilder« im Bezirk Oberbayern

Schwabing/Zentrum · Bis zum 6. Mai 2001, sind in der Galerie im Foyer des Bezirks Oberbayern Werke von Angerer d. J. zu sehen, der im Jahre 2000 den Oberbayerischen Kulturpreis erhalten hat.

Der Ausstellungstitel »Verwandlungen – Fraßbilder« weist auf die Arbeitsweise Angerers hin. Natur und Mensch, Material und Inspiration sind hierbei auf besondere Weise miteinander verknüpft. In der Natur findet der Künstler auf Baumstämmen sogenannte Fraßspuren der Borkenkäfer vor, die er aufspürt und sammelt. Sie bilden für Angerer den Ausgangspunkt seines Schaffensprozesses. Das mit zahlreichen Fraßspuren des Borkenkäfers übersäte Holzstück wird mit schwarzer Druckerfarbe bestrichen und auf dem Papier im Hochdruckverfahren abgerieben.

Das Ergebnis ist meist ein kleinformatiger schwarz-weißer Fraßdruck. Für Angerer bildet er den Beginn seiner weiteren künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Geflecht der Käferfraßspuren, die ihn auf vielfältige Weise inspirieren. Der Künstler nimmt die Formengebilde der Fraßspuren in Figur und Grund auf und entwickelt diese weiter. Von dem Fundstück über den ersten abgenommenen Fraßdruck entwickelt Angerer großformatige Leinwandbilder.

Die Verschränkung von natürlich Vorgefundenem und assoziativer Interpretation wird besonders bei der Übertragung von einem Medium in das andere deutlich. Angerer greift sich immer wieder einzelne Geflechtteile der gesamten Fraßspuren heraus, um diese weiter zu bearbeiten. Einzelne Fraßspuren bilden Vorlagen für Figuren, Muster und Symbole. Seine Arbeitsweise führt ihn so konsequenterweise zurück zum dreidimensionalen Objekt.

Die Bronzeskulpturen verräumlichen die Fraßspuren, als wären sie der Negativ-Fraßspur positiv entsprungen. In der Technik des Aquarells schafft der Künstler zumeist kleinformatige Arbeiten mit spielerisch-bewegter Komposition. Angerers Arbeiten bieten dem Betrachter die Möglichkeit, die verschlungenen Wege des Borkenkäfers in künstlerischer Übersetzung zu erspüren. Die Arbeitsweise Angerers ist deshalb besonders spannend, weil durch die ständig umkehrende positiv-negativ Wirkung der Fraßspuren ein unterschiedlicher Zugang zum Raum deutlich wird.

Die natürliche Form der Fraßspuren zeigt sich als facettenreiche Verwandlung innerhalb der unterschiedlichen Ausdrucksmedien. Das Geheimnis liegt im künstlerischen Umgang mit der vorgefundenen Form. Diese wird nicht aufgehoben, sondern auf wunderbare Weise bewahrt.

Mit der Galerie im Foyer bietet der Bezirk seit 1997 Künstlern mit Wohnsitz in Oberbayern die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellungen bilden Werke psychisch kranker Menschen, die im Rahmen der Kunsttherapie in den Einrichtungen des Bezirks Oberbayern entstehen. Ausstellungsort: Galerie im Foyer des Bezirks Oberbayern, Prinzregentenstr. 14. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8.00 bis 17.00 Uhr, Freitag 8.00 bis 13.00 Uhr, Feiertage geschlossen. Der Eintritt ist frei!

Artikel vom 12.04.2001
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