Agathe Kopp ist der »Engel« im ASZ Schwabing-West

Schwabing · Riesengroßes Herz

Agathe Kopp (l.), die gute Seele der ASZ-Cafeteria und hier mit ASZ-Leiterin  Sophie Eder, wurde für ihr Ehrenamt mit dem »Weihnachtsengel« gekürt.  	scy

Agathe Kopp (l.), die gute Seele der ASZ-Cafeteria und hier mit ASZ-Leiterin Sophie Eder, wurde für ihr Ehrenamt mit dem »Weihnachtsengel« gekürt. scy

Schwabing · Freitagvormittag. Und sie sitzt einfach nur so da. Kaum zu glauben. Agathe Kopp ist eigentlich keine Frau, die länger als ein paar Minuten auf einem Fleck bleiben kam. Sie ist mal hier, mal da, mal dort. Immer in Bewegung. Mal ruft einer: »Bitte eine Cola«. Und Frau Kopp bringt eine Cola. Mal sagt ein anderer: »Ich hätte gerne die Speisekarte.« Und Frau Kopp gibt ihm die Speisekarte. Und mal verlangt eine: »Noch mehr Pfeffer.« Und Frau Kopp holt den Pfefferstreuer.

Seit elf Jahren arbeitet die 75-Jährige in der Cafeteria des Alten- und Servicezentrums (ASZ) Schwabing-West an der Hiltensperger Straße. Fünf Tage die Woche. Von acht Uhr morgens bis fünf Uhr abends. Ehrenamtlich. Sie gehört zu denen, ohne deren Engagement vieles in dieser großen Stadt nicht laufen würde. Ihr unermüdlicher Einsatz hat unsere Redaktion so beeindruckt, dass wir Agathe Kopp in diesem Jahr mit dem »Weihnachtsengel« der Schwabinger Seiten ausgezeichnet haben – ein alljährliches Dankeschön an die Menschen, die sich für andere selbstlos einsetzen.

Bei der Arbeit nimmt Agathe Kopp den Weihnachtsengel entgegen. Gerade noch sprach sie am Telefon mit einem Lieferanten und nur wenige Sekunden später, als zwei Seniorinnen in die Cafeteria stapfen, sprudelt aus ihr ein fröhliches »Guten Morgen, die Damen« heraus. Dann wirft sie noch einen prüfenden Blick über die Tische – »Sind denn alle sauber?« – und setzt sich, endlich, für das Dankeschön der Schwabinger Seiten auf die dunkelblaue Ledercouch. Freitagvormittag. Und sie sitzt einfach nur so da. Sie trägt einen weißen Arbeitskittel. Ihre bernsteinfarbenen Augen strahlen ununterbrochen. Keine Frage: wer sie ansieht, muss sich einfach wohl fühlen.

»Unsere Frau Kopp hat ein riesengroßes Herz«, schwärmt Sophie Eder, Leiterin des ASZ Schwabing-West. Sie gab den Schwabinger Seiten den Tipp, dass Agathe Kopp der ideale »Weihnachtsengel« wäre. »Ehrlich gesagt, ohne sie könnten wir keinen verbindlichen Mittagstisch anbieten. Sie ist der wichtigste Mensch in der Cafeteria. Von früh bis spät ist sie da. Auf sie ist hundertprozentig Verlass. Sie ist das, was man eine treue Seele nennt.«

Bei so viel Lob schießen Agathe Kopp Tränen der Rührung in die Augen. Und als sie den Porzellanengel von Pflanzen Kölle und einen Einkaufsgutschein fürs OEZ im Wert von 100 Euro überreicht bekommt, ist sie sichtlich bewegt. »Ich weiß jetzt gar nicht, was ich sagen soll«, bricht es leise aus ihr heraus. Knapp elf Jahre ist es her, da starb Agathe Kopps Ehemann. Ein Jahr zuvor nahm sich ihre einzige Tochter das Leben. »Kein Kind mehr, kein Mann mehr, da fällt man schnell in ein Loch«, erzählt Agathe Kopp. Doch weil sie keine ist, die sich unterkriegen lässt, hat sie sich gleich wieder ins Leben gestürzt und mitten hinein in das Ehrenamt. »Ich freue mich über jeden Tag, den ich hier bin. Das hält mich fit. Ich will doch nicht vor dem Fernseher versauern«, sagt sie energisch.

Längst kümmert sie sich um mehr als ausschließlich um das Mittagessen. Manchmal bietet sie Gesellschaftsspiele an, regelmäßig macht sie mit den Senioren Gedächtnistraining, und wenn eine Dame oder ein Herr unbedingt zum Frisör will, dann »organisiere ich das eben auch noch mit.« Ein offenes Ohr hat Agathe Kopp sowieso. »Wir sind doch eine große Familie. Wir halten zusammen. Wir sind füreinander da«, erzählt sie. »Ich mag die Senioren sehr.« An aufhören ist natürlich nicht zu denken. »So lange ich diese Arbeit machen kann, so lange mache ich sie auch.« Sagts. Lacht. Und sieht dabei einfach verdammt glücklich aus.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 21.12.2010
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