Die Teatro-Akrobaten „Duo Vector“ sahnen einen Vertrag für Las Vegas ab

München · „...aber bitte mit Weltklasse-Künstlern!“

Die Künstler vor ihrem Auftritt in der Garderobe...

Die Künstler vor ihrem Auftritt in der Garderobe...

München · Es ist 19 Uhr – eine Stunde vor Beginn von Alfons Schuhbecks Dinner-Show „…aber bitte mit Sahne!“. Erste Gäste betreten das Foyer des Teatro-Zelts von Bayerns berühmtestem Koch in der Nähe des Riemer Messesees, sie sammeln sich um die Stehtische und stoßen mit Champagner oder Campari an.

Von hier aus haben sie einen hervorragenden Blick auf das Zeltinnere, dessen prunkvoll dekorierte Tafeln und Bühnen jede Menge Gaumen-, Ohren- und Augenschmaus versprechen; das Ganze erinnert jedoch mehr an einen Ballsaal als an eine Zeltmanege. Nur einen schmalen Gang vom Foyer entfernt wird auch getrunken – allerdings Melissentee.

Die beiden Artisten des polnischen „Duo Vector“, die als einer der Höhepunkte der Akrobatik- und Dinnershow gelten, versuchen in ihrer Kabine in die Konzentration zu fallen, die sie eine Stunde später bei ihrem ersten Auftritt im dann gefüllten Schuhbeck-Zelt brauchen. Als „Lucas und Michael – wie Michael Jackson“ stellen sie sich der Reporterin vom „Münchner SamstagsBlatt“ vor, die vor dem Auftritt einen Blick in ihre Kabine werfen darf; 28 und 25 Jahre alt sind die Artisten. Während im Foyer immer mehr Zuschauer die Mäntel abgeben und ihre edle Abendgarderobe zeigen, sind die Künstler im Backstage-Bereich erst dabei, sich in Schale zu werfen. Sängerinnen bekommen, eine nach der anderen, kunstvoll die Haare hochgesteckt. Lucas und Michael trinken, immer noch in Kapuzenpulli und Jeans, die zweite Tasse Tee. „Sie sehen: Wir sind ganz normale Menschen“, sagt Michael. „Es ist Alltag für uns, unsere Kunststücke zu machen, das üben wir seit 20 Jahren – es ist so normal, wie wenn andere Computer reparieren oder Zeitungsartikel schreiben.“

„Der Applaus gibt uns Energie“

Natürlich seien sie trotzdem stolz, wenn das Publikum begeistert applaudiert, wenn so manchem Zuschauer sogar der Mund offen stehen bleibt vor Staunen. „Das gibt uns Energie.“ Auch über die Berichte in der Presse freuen sie sich – und zeigen auf die Wand, an der unter anderem Artikel vom „Münchner SamstagsBlatt“ hängen. Doch die beiden Polen sind nicht nur auf ihre eigenen Kunststücke konzentriert: In der wenigen Freizeit, die sie haben, verfolgen sie auch, was andere Akrobaten auf die Beine stellen. Hier in München haben sie beispielsweise die Show des Circus Roncalli gesehen. Und auch sonst genießen sie die viele Kultur in der Stadt: „Wir haben die Pinakotheken besucht, sie sind richtig beeindruckend“, schwärmt Lucas.

Unterdessen nehmen die Zuschauer nebenan an prunkvollen Tafeln Platz. Vor ihnen wartet unter einer metallenen Haube die Vorspeise – Terrine vom Perlhuhn mit Trüffelkartoffeln. Lucas und Michael indes essen nichts mehr, bereits gegen 16 Uhr haben sie die letzte Mahlzeit vor der Show bekommen, zumal sie mit vollem Magen keine Akrobatik vollführen könnten. Schuhbecks Schmankerl haben die beiden übrigens auch schon probiert – mit großem Genuss. Meist aber essen sie spezielle Sportlernahrung, viel Käse, Eier, Hühnchen.

Bald wird es Ernst. Die beiden Polen verabschieden sich für die Dauer der Show virtuell von ihren Freunden, mit denen sie bis jetzt über die Internetplattform Facebook gechattet haben. Lucas wird ein bisschen sentimental – seit wenigen Tagen ist er mit seiner Freundin aus seiner Heimat verlobt. „Es ist nicht leicht, eine Fernbeziehung zu führen“, sagt er. „Michael und ich wissen nicht, wo wir in einem halben Jahr engagiert sind – und für wie lange.“ Mit jeder Menge Vertrauen funktioniere seine Beziehung dennoch. Doch natürlich sei es nicht schön, an Weihnachten nicht nach Hause fahren zu können, sondern wegen der Show in München bleiben zu müssen. „Aber das ist unser Leben. Es hat Vor- und Nachteile, als Künstler die Welt zu sehen.“ Und plötzlich wissen sie doch, wo sie im Anschluss an die Schuhbeck-Show, die bis 2. Februar läuft, auftreten werden: Just in dem Moment, in dem sie ihre Laptops zuklappen wollen, landet eine E-Mail aus Las Vegas in ihrem virtuellen Postfach.

Von Teatro direkt nach Las Vegas gebucht

Die Nachricht lautet: Lucas und Michael sind für die Show „Absinthe“ im berühmten Caesars Palace engagiert – für ein halbes Jahr! Von einem Hotel also, in dem derzeit die grandiose Cher gastiert, und wo sich auch schon Michael Jackson blicken ließ. „Unglaublich. Der helle Wahnsinn!“, freut sich Michael. Doch trotz der sensationellen Nachricht gilt es, sich jetzt auf den Auftritt im Teatro zu konzentrieren.

Das Heinz Erhardt-Look-alike, Bauchredner und 70er-Jahre-Entertainer Kay Scheffel, beginnt mit der Anmoderation nebenan im ausverkauften Zelt. Endlich ziehen dort auch alle Künstler ein, singend, tanzend – Lucas und Michael in weißen Sportleggings und mit freiem Oberkörper. Schwer zu glauben, dass es sich bei den muskelbepackten, glamourösen Show-Stars um dieselben jungen, etwas schüchternen Männer handelt, die eben noch backstage ihren Melissentee geschlürft haben. Etliche Darbietungen später – das Publikum ist bereits berauscht von dem sinnlichen, beeindruckenden und manchmal auch albernen Spektakel, das die Show bietet –, ist die Solonummer des „Duo Vector“ an der Reihe. Hochkonzentriert befinden sich Lucas und Michael in der Mitte des Zeltes und scheinen die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln. So steht Lucas, stark wie ein Bär, einfach da, während Michael einen einhändigen Handstand auf seinem Kopf macht.

Einen Moment später macht Michael einen Kopfstand, als Unterlage dient ihm Lucas’ Nacken. Das Publikum hält den Atem an. „Sowas hab ich noch nie gesehen“, murmelt eine Frau im paillettenbestickten Abendkleid. „Wie macht der das? Der ist doch nirgends befestigt?“ Applaus, der nicht enden mag, begleitet die Künstler zurück in die Kabine. Nach vier Gängen aus Schuhbecks Meister-Küche und unzähligen akrobatischen und komödiantischen Show-Acts gehen die Zuschauer glücklich und überwältigt nach Hause.

Für Lucas und Michael jedoch ist der Abend nicht zu Ende. Sie duschen und essen – und machen sich, wieder in Jeans und Kapuzenpulli, auf den Weg zu einem Neuperlacher Fitnessstudio, das rund um die Uhr geöffnet hat. „Für uns ist nach der Show der beste Zeitpunkt, um unser tägliches Training zu absolvieren, die Muskeln wieder zu lockern und anders zu belasten als während des Auftritts“, sagt Michael. Zwei Stunden lang hantieren sie an den Geräten – bis sie gegen drei Uhr ihre Wohnung betreten und ins Bett fallen. Von Nadine Nöhmaier

Showwechsel ab 3. Februar

Wer das „Duo Vektor“ in Schuhbecks „...aber bitte mit Sahne!“ erleben will, sollte sich beeilen: Das Duo ist nur noch bis 2. Februar in Riem zu sehen. Wer’s verpasst, ist selbst schuld und muss, will er den beeindruckenden Auftritt des „Duo Vector“ doch noch sehen, bis nach Las Vegas zur nächsten Spielstätte der beiden polnischen Weltklasse-Akrobaten reisen! Am 3. Februar gibt es dann einen Showwechsel beim Schuhbeck Teatro, das insgesamt noch bis 16. April läuft. Weitere Informationen stehen im Internet auf der Seite www.schuhbeck-teatro.de. Tickets gibt es auch telefonisch unter 089/2 55 49 37 20.

Artikel aktualisiert am 16.12.2010.

Artikel vom 16.12.2010
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