Meet and Greet – Michael Kobr über Kochen und Krimis, Sushi und Spätzle: „Es gibt schon genügend Tofu mit Curryschaum“

Münchner SamstagsBlatt-Leser treffen die Kommissar Kluftinger-Autoren

Schon das erste Buch „Milchgeld“ von Volker Klüpfel (l.) und Michael Kobr trägt ein Lebensmittel im Titel und  beginnt mit einer Essensszene. Denn ihr Kommissar Kluftinger hat immer Appetit.  Foto: Christian Verlag

Schon das erste Buch „Milchgeld“ von Volker Klüpfel (l.) und Michael Kobr trägt ein Lebensmittel im Titel und beginnt mit einer Essensszene. Denn ihr Kommissar Kluftinger hat immer Appetit. Foto: Christian Verlag

München · Endlich essen wie Kommissar Kluftinger, endlich die gleiche Figur wie Klufti, endlich in die Geheimnisse der Allgäuer Kochkunst eintauchen: mit dem Kochbuch „Mahlzeit“ ist das nun möglich für die zahlreichen Fans der beliebten Allgäu-Krimis vom Autoren-Duo Volker Klüpfel und Michael Kobr. All die Allgäuer Leckerbissen finden endlich ihre Würdigung:

Krautkrapfen und Zwiebelrostbraten, Weißlacker und Gschwollene, Pfannkuchen und Zwetschgendatschi. Und das Beste daran: Kommissar Kluftinger hat alle Rezepte selbst kommentiert und mit Anmerkungen versehen, außerdem gibt Doktor Langhammer Weinempfehlungen zu ausgewählten Speisen und schließlich haben die Autoren die Einführungstexte zu den einzelnen Kapiteln geschrieben. Wer die beiden live erleben möchte: Am 7. Januar, 20 Uhr, sind sie mal wieder in der Nähe, in der Erdinger Stadthalle, für eine ihrer bekannt launigen Lesungen. Über Krimi und Kochen sprachen wir vorab mit Michael Kobr.

Münchner SamstagsBlatt: Jeder Promi bringt jetzt ein Kochbuch raus! Warum Sie jetzt auch?

Michael Kobr: Also, Promis sind wir ja schon mal keine, der Volker Klüpfel und ich. Und der Klufti auch nicht. Und der ist ja dafür verantwortlich, nicht wir. Er will halt, dass seine Lieblingsrezepte unter die Leute kommen, damit die Langhammerisierung der Speisepläne nicht noch weiter fortschreitet. Es gibt schon genügend Tofu mit Curryschaum.

Münchner SamstagsBlatt: Daheim bei Mama und Gattin Erika schmeckts am besten, findet Kommissar Kluftinger. Wird mit Ihren Krimis nicht eine ganz klassische, etwas unzeitgemäße Rollenverteilung unterstützt?!

Michael Kobr: Nun, es wird dadurch keine Aussage darüber getroffen, ob Kluftinger kocht oder nicht, sondern nur, dass es bei Muttern und Erika halt am besten schmeckt. Aber man kann nicht verhehlen, dass in Kluftingers Generation viele Herren gerade mal einen abgebräunten Leberkäs mit Spiegelei zustande bringen. Kluftinger ist da sicher Anhänger eines klassischen Rollenbildes. Aber damit wäre er auch als reale Figur nicht allein.

Münchner SamstagsBlatt: Wie läuft das denn bei Ihnen daheim ab?

Michael Kobr: Na ja, in unserer Generation ist das schon anders geworden. Wir sind voll einsatzfähige Koch-Männer, also nicht nur die, die am Sonntag mal einen Spezial-Gewürzbraten im Schongarverfahren machen und ansonsten die Frauen werkeln lassen. Wir kochen auch im Alltag mal und wollen noch nicht einmal ein Lob von den Frauen dafür! Es wäre auch ziemlich seltsam, wenn wir als Autorenduo ein Kochbuch herausbringen würden, selbst aber nie am Herd stehen.

Münchner SamstagsBlatt: Was ist das Besondere an der Allgäuer Küche?

Michael Kobr: Die Allgäuer Küche setzt in all ihrer Tradition eigentlich ganz moderne Prinzipien um: Regionalität, Bodenständigkeit, Einfachheit, Klarheit in den Zutaten. Man verarbeitete früher natürlich das, was man zur Verfügung hatte. Wenn man aus Eiern, ein bisschen Mehl, Käse und Zwiebeln etwas so Schmackhaftes wie Kässpatzen machen kann, zeugt das nicht nur von Genügsamkeit, sondern auch von Einfallsreichtum.

Münchner SamstagsBlatt: Stichwort Verführung: Kann man mit der Allgäuer Küche auch ein romantisches Menü zaubern? Wenn ja, mit was?

Michael Kobr: Na ja, das kommt immer auf die Person an, die bekocht werden soll. Was soll schon an einem Rostbraten, also einem rosa gebratenen Rindersteak, weniger romantisch sein als an einem Rucolaschaumsüppchen? Wer die gute und echte Küche schätzt, der wird auch die Allgäuer Rezepte lieben.

Münchner SamstagsBlatt: Was unterscheidet die Allgäuer Küche von der bayerischen Küche?

Michael Kobr: Bei uns gibt es den Semmelknödel allenfalls zu Pilzen, während der Oberbayer ihn ja sogar zum Schweinebraten isst, hab ich mir sagen lassen. Im Allgäu regieren die Spatzen. Man kann das deutlich an den Kindergerichten ablesen, die man in Landgasthöfen bekommt. Franken: Kloß mit Soß. Oberbayern: Knödel mit Soß. Allgäu: Spätzle mit Soß.

Münchner SamstagsBlatt: Was unterscheidet den Allgäuer vom Oberbayern/Münchner?

Michael Kobr: Weniger als der Münchner wahrhaben will.

Münchner SamstagsBlatt: Haben Sie alles selbst gekostet und ausprobiert?

Michael Kobr: Wir konnten uns nicht zu den Kutteln durchringen.

Münchner SamstagsBlatt: Ganz ehrlich: Ist ein Rezept in dem Buch, das Sie gar nicht mögen? Warum nicht?

Michael Kobr: Kutteln.

Münchner SamstagsBlatt: Was lieben Sie selbst kulinarisch, wenn's mal nicht allgäurisch sein soll?

Michael Kobr: Da Volker und ich große Sushifans sind, haben wir in „Seegrund“ Kluftinger ins Sushilokal geschickt. Wir dachten, dann gibt es bei den Lesungen in der Pause nicht immer nur die ewigen Kässpatzen, sondern auch mal rohen Fisch. Hat aber leider nicht geklappt…

Münchner SamstagsBlatt: Was ist bei Ihnen immer im Kühlschrank?

Michael Kobr:: Auch wenn es wie aus Langhammers Munde klingt: Italienischer Schinken und ein Stück Parmesan.

Münchner SamstagsBlatt: Wie sieht es mit Ihren Kochkünsten aus? Ein Gericht, das Sie super drauf haben?

Michael Kobr: Die Frage ist ja oben schon beantwortet. Und ein Allgäuer würde nie behaupten, er habe irgendetwas super drauf. Dafür ist er doch zu bescheiden. Er würde vielleicht sagen, er kann einigermaßen kochen, …. gar nicht mal soo schlecht … nicht grundverkehrt jetzt halt …

Von Michaela Schmid

Gewinnspiel: Das Münchner SamstagsBlatt verlost 2 Karten zur Lesung mit dem Autoren-Duo und ein Treffen am 7. Januar in der Erdinger Stadthalle! Artikel vom 16.12.2010.

Artikel vom 16.12.2010
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