Kein Vollsortimenter

Neubiberg · Absage erteilt

Neubiberg · Das Nein war einstimmig und wurde von den vielen in der Sitzung erschienenen Bürgern mit spontanem, heftigem Applaus belohnt: Der Gemeinderat hat am Montag die Änderung des Bebauungsplans für die Ansiedlung eines Vollsortimenters in Unterbiberg abgelehnt.

Damit kassierten die vier Vertreter von Investor und Grundstückseigentümer nach fast drei Stunden die rote Karte für ihr geplantes Projekt auf der grünen Wiese im Osten Unterbibergs. Zuvor hatten sie Räten und Bürgern sehr umfangreich sich, ihre Unternehmen und irgendwann auch das konkrete Unterbiberger Vorhaben präsentiert. Dabei ging es vor allem darum, die vom Investor geplanten Überschreitungen des Baurechts plausibel zu machen. Wie berichtet, sollte die geplante Geschossfläche mit gut 5.000 Quadratmetern um rund 3.500 Quadratmeter größer sein als im Baurecht vorgesehen, die Grundfläche mit 6.000 Quadratmetern um gut 700 Quadratmeter größer und die geplante Stellplatzzahl mit 180 doppelt so hoch wie im Bebauungsplan festgelegt.

Dass ein Einkaufsmarkt dieser Dimensionen viel Verkehr an sich ziehen und damit sowohl die Ruhe und Wohnqualität stören als dadurch auch die Immobilienpreise ins Wanken bringen würde, hatten die Unterbiberger schon in der Woche zuvor befürchtet. Bei zwei Veranstaltungen zum Thema, eine von der SPD und den Grünen, die andere von der CSU, wurden die Bürgerbedenken mehr als deutlich. Passend dazu hatten die Christsozialen dazu den Begriff »Kein Neubiberg 21« geprägt. Dieses Signal ist offenbar bei allen Fraktionen im Neubiberger Gemeinderat und auch Bürgermeister Günter Heyland angekommen. Hatte der vorberatende Planungs- und Umweltausschuss dem Investor noch ein grundsätzlich positives Signal mit auf den Weg gegeben, so verschlossen sich die Kommunalpolitiker den zwischenzeitlich deutlich artikulierten Befürchtungen der Bürger nicht.

Auch in der langen Sitzung gelang es Investor und Grundstückseigentümer zudem nicht, das große Thema Verkehrsbelastung zufriedenstellend zu entschärfen. Nicht nur dies. »Es geht nicht nur um die Belastung durch das Verkehrsaufkommen, sondern auch um die Sicherheit«, betonte Wirtschaftsreferent Michael Jäger von der CSU und erinnerte an die vielen kleinen Besucher der Grundschule am Hachinger Bach. Nicht konform gingen die Räte auch mit dem vom Investor immer wieder ins Feld geführten stattfindenden Kaufkraftverlust in Neubiberg und seiner Abwendung durch das Vorhaben. Dass der Kaufkraftverlust durch einen weit vom Ortszentrum entfernten Vollsortimenter zu verhindern sei, bezweifelte nicht nur Jägers Fraktionskollege Thomas Pardeller. FDP-Rat Wilhelm Nehls warf dem Investor vor, er gefährde mit seinem Vorhaben nicht nur die Existenz der drei örtlichen Metzger oder des Buchhändlers. »Das wäre das Ende, die Hauptstraße würde aussterben«, befürchtete Nehls. Ihre Bedenken sahen die Räte schlussendlich nicht zerstreut, auf inhaltliche Statements verzichteten die Fraktionen indes zu fortgeschrittener Stunde. Stattdessen stimmten sie geschlossen gegen eine Weiterverfolgung des Projekts.

Ka

Artikel vom 15.12.2010
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