Dafür und doch dagegen

Holzkirchen · Mehr Gewerbe

Holzkirchen · Für eine kleine Überraschung sorgten bei der letzten Gemeinderatssitzung die Vertreter der Holzkirchner Grünen-Fraktion. Entgegen ihrer bisher vertretenen Linie stimmten Robert Wiechmann und Ulrike Küster bei der Behandlung der Zuschriften aus der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung gegen die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung des Bebauungsplans für das neue Gewerbegebiet »Holzkirchen-Nord« in Föching.

An und für sich seien die Grünen ja nach wie vor für das Gewerbegebiet, legte Wiechmann im Vorfeld der Abstimmung die Haltung seiner Fraktion dar. Aber die Grünen wollen ein »Zeichen gegen den zunehmenden Flächenverbrauch setzen« und das Vorhaben nicht mit Einstimmigkeit »adeln«, argumentierte er. Trotz der sieben Hektar Ausgleichsflächen die von Holzkirchen ausgewiesen und ökologisch aufgewertet werden müssen, werden seiner Ansicht nach in den letzten Jahren Flächen zu sorglos verbraucht. Als nächstes würde jetzt noch eine »Umgehung für die Umgehungsstraße zur Verbindung der beiden Gewerbegebiete gefordert«, befürchtete er. Dabei sei Föching ohnehin schon die »Gemeinde mit der höchsten Umgehungsstraßendichte«. Trotzdem gäbe es dort immer noch Verkehrsprobleme. »Was lernen wir daraus? Straßen sind keine Lösung, sondern Teil des Problems«, so Wiechmann. Die Vertreter der anderen Fraktionen zeigten sich angesichts des plötzlichen Sinnenswandels der Grünen überrascht und teils verständnislos. »Der Landkreis hat 46 Prozent Wald und 43 Prozent Landwirtschaft. Ähnlich ist es in Holzkirchen. Hier von einem Raubbau an der Natur zu reden, ist völlig daneben«, wehrte sich Bürgermeister Josef Höß (CSU) gegen die Vorwürfe. »Das ist, als würden Sie an einem Fünf-Gänge-Menü teilnehmen aber vor dem Dessert aufstehen und eine Fastenpredigt halten«, wunderte sich auch Irmi Ammer von der SPD.

Da das Vorhaben aber trotz der Gegenstimmen der Grünen weiterhin eine bequeme Mehrheit im Rat hat, kann es wie geplant weiter voran getrieben werden. Sobald 2011 die Erschließung des zirka 14 Hektar großen Gebietes abgeschlossen ist, soll damit begonnen werden, die Flächen zu vermarkten. Die Gemeinde rechnet – nicht zuletzt dank der hervorragenden Verkehrsanbindung – mit regem Interesse. »Ich betrachte das allerdings auch als Vorratsfläche, wir sollten nicht alles in zwei Jahren verprassen«, mahnte dabei Hubert Müller (FWG).

Ohnehin darf sich nicht jedes Unternehmen dort niederlassen, denn die Ansiedlung von Einzelhandel, Läden und Logistik-Unternehmen (Speditionen) ist laut Bebauungsplan ausgeschlossen.

Ursprünglich sollten auch Vergnügungsstätten ausgeschlossen sein, die Gemeinderäte einigten sich jedoch bei der letzten Sitzung darauf, möglicherweise eine Diskothek mit solventem Betreiber zuzulassen. Das ist das Besondere an diesem Gebiet, dass Holzkirchen alle Flächen besitzt, und wir deshalb entscheiden können, was wir zulassen, freute sich Elisabeth Dasch (SPD).

aba

Artikel vom 15.12.2010
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