Straße in München soll nach Schauspielerin Carola Neher benannt werden

Haidhausen · Bühnenstar mit tragischem Schicksal

Vor 110 Jahren wurde sie geboren: Schauspielerin Carola Neher.	Foto: Privat

Vor 110 Jahren wurde sie geboren: Schauspielerin Carola Neher. Foto: Privat

Haidhausen · Zum Gedenken an die Schauspielerin Carola Neher findet am Sonntag, 12. Dezember, um 11 Uhr im Gasteig, Vortragssaal der Bibliothek, eine Matinée statt. Veranstalter ist der Verein Memorial Deutschland, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München sowie die Münchner Stadtbibliothek.

Memorial Deutschland regt anlässlich des 110. Geburtstags der in München gebürtigen Schauspielerin Carola Neher dazu an, einen Ort der Würdigung in ihrer Heimatstadt zu schaffen: Eine Straße soll nach ihr benannt werden. Die russische Historikerin Prof. Dr. Irina Scherbakova sowie Schauspieler des Ensembles der Münchner Kammerspiele erinnern in der Martinée an das ergreifende Leben dieser Schauspielerin.

In den politisch wie kulturell ereignisreichen Jahren der Weimarer Republik gehörte Carola Neher in die Reihe der ersten Schauspielerinnen der damaligen Theatermetropole Berlin. Als viel gefeierter Bühnenstar verkörperte sie Charaktere namhafter Dramatiker der Zeit, etwa von Bernhard Shaw, Bertolt Brecht sowie ihres Ehemannes Klabund. Auch trat sie mit großem Erfolg in Singspielen und Komödien auf. Die zeitgenössische Presse schrieb über die beim Publikum überaus beliebte Schauspielerin »Die Leute gehen ihretwegen in das Theater.« Ihren neuen Stil der Schauspielkunst charakterisierte sie als »leicht, unsentimental, optimistisch« und lobte: »Sie spielt mit ebenso beweglichem Körper wie beweglichem Geist.« Bertolt Brecht, der großen Wert auf ihre Mitwirkung in seiner Theaterarbeit legte, schrieb ihr Titelrollen auf den Leib, sodass sie häufig als Brecht-Schauspielerin bezeichnet wird.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten beendete ihre beeindruckende Glanzkarriere und wurde zum Auslöser ihres tragischen Schicksals unter dem Terror der Diktaturen Hitlers und Stalins. Wie viele Künstler aus linkskulturellen Kreisen war auch sie gezwungen, Deutschland zu verlassen. Nachdem sie in der sowjetischen Emigration einen Aufruf antifaschistischer Intellektueller und Künstler – darunter Heinrich und Klaus Mann, Lion Feuchtwanger, Erwin Piscator und Alfred Kerr – zur Wahl an der Saar mit unterzeichnet hatte, wurde sie von NS-Deutschland ausgebürgert und geriet in die Todesmühlen des stalinistischen Terrors. Im Zuge massenhafter Repressionen wurde sie 1936 verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Sie starb 1942 im sowjetischen Gefängnis Sol-Ilezk im Gebiet Orenburg.

Schauspieler der Münchner Kammerspiele lesen Texte von und über Carola Neher. Mit Caroline Ebner, René Dumont, Steven Scharf, Hildegard Schmahl. Moderatorin: Julia Cortis, Bayerischer Rundfunk.

Artikel vom 07.12.2010
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