Ramersdorfer Bürger fürchten sich vor Jugendbanden

Ramersdorf · Die Angst geht um

Jugendliche in Ramersdorf treffen sich auf der Straße, weil es keine Freizeitangebote gibt – Bürger fühlen sich von den Gruppen bedroht.	Foto: Schunk

Jugendliche in Ramersdorf treffen sich auf der Straße, weil es keine Freizeitangebote gibt – Bürger fühlen sich von den Gruppen bedroht. Foto: Schunk

Ramersdorf · »Seit Sommer dieses Jahres eskaliert es immer mehr. Die Bürger haben richtig Angst vor den Gruppen von fünf bis 20 Jugendlichen, die durch die Straßen ziehen«, sagt Caroline Palminha vom Bewohnertreff Ramersdorf. »Die Jugendlichen ziehen umher und versuchen, die Zeit totzuschlagen. Das mündet dann leider oft in Vandalismus in Wohnanlagen«…

…konkretisierte ihre Kollegin Claudia Schön in der Bürgerversammlung Ramersdorf-Perlach das Problem und beantragte, im Bereich Karl-Preis-Platz/Innsbrucker Ring/ Kirchseeoner- und Rosenheimer Straße eine offene Kinder- und Jugendarbeit (OJA) zu installieren. Die Bürgerversammlung befürwortete den Antrag mit drei Enthaltungen.

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Das Problem sei, dass Bürger die Gruppen von Jugendlichen subjektiv als bedrohlich empfänden und Angst hätten, erklärt Palminha. Sie und Schön kennen viele der Jugendlichen früher aus der Mittagsbetreuung: »Diese Jugendlichen sind weder aggressiv noch gefährlich. Aber wenn da 20 von ihnen auf einem Haufen stehen, auch in Nähe des Bewohnertreffs, und nicht gerade leise und zimperlich miteinander umgehen, dann macht das Angst«.

Eine »Sicherheitswacht« zu beantragen, die vor allem abends in dem Bereich Präsenz zeigt, kommt für Palminha allerdings nicht in Frage: »Unserer Intention nach soll konstruktiv mit den Jugendlichen gearbeitet werden und nicht durch martialisches Auftreten der Bürger ein noch tieferer Graben zwischen den Fronten gezogen werden. Man kann die jungen Leute nicht einfach verdrängen wollen, sondern muss Ihnen Alternativen bieten, sich sinnvoll zu beschäftigen!«, sagt die Sozialpädagogin. Zumal die Jugendlichen selbst schon gebeten haben, dass etwas für sie angeboten wird. Die Freizeitstätten »Utopia« (Ottobrunner Straße 10) oder der »Kinder- und Jugendtreff Berg am Laim« (Haager Straße 14) sind für sie schwer zu erreichen.

Der Bewohnertreff in der Führichstraße würde sich gerne um die Jugendlichen kümmern, kann dies aber aktuell nicht, weil die Hälfte der Angebote für Erwachsene sein müssen und die Angebotszeit für Kinder und Jugendliche mit der Mittagsbetreuung für Grundschüler der Führichschule nahezu ausgefüllt ist.

Das gleiche Dilemma hat das Trambahnhäusl, da es ebenfalls als Nachbarschaftstreff konzipiert ist. Palminha und die ausgebildete Kinderpflegerin Schön haben schon ein Konzept entwickelt, wie sie den Zehn- bis 16-Jährigen am späten Nachmittag und frühen Abend etwas anbieten könnten. Es müssten jeden Tag mehrere Stunden sein. Aber sie brauchen dafür den Auftrag für eine OJA und vor allem Räume. Alle bisherigen Versuche, mit anderen Institutionen, darunter das Jugendamt und die Gewofag, etwas aufzuziehen, seien nicht fruchtbar gewesen, sagt Palminha.

Beim Jugendamt ist von der ganzen Problematik nichts bekannt. Auf Nachfrage war vom Zuständigen, Rudi Buffler, zu erfahren: »Wir müssen uns die Sachlage erst einmal genauer anschauen und mit den Betroffenen überlegen, was man machen kann.« Das Problem trete in ganz München verstärkt auf. Allerdings wollten viele Jugendliche gar nicht in eine betreute Einrichtung. Vielleicht könne man mit temporärer Hilfe »für ein Jahr« etwas machen. Man müsse sehen, ob das Ganze nicht eine Sache der Streetworker sei. »Ich habe den Eindruck, dass in Ramersdorf schon ­etwas schwelt«, sagt er schließlich. Damit spricht er Palminha aus dem Herzen: »Ich sage es ja schon seit Jahren, dass da etwas eskalieren wird. Wir sind hier ein sozialer Brennpunkt, aber als der wird Ramersdorf nicht gesehen«. Angela Boschert

Artikel vom 23.11.2010
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