Kochen ist für den 13-jährigen Plieninger mehr als ein Hobby

Pliening · Leo zeigt, wie’s geht

Fabian, Jakob, Luis und Justus (von links) hatten beim Kochkurs im Plieninger Familienland viel Spaß mit ihrem Küchenchef Leo Stadler (Mitte).	Foto: gh

Fabian, Jakob, Luis und Justus (von links) hatten beim Kochkurs im Plieninger Familienland viel Spaß mit ihrem Küchenchef Leo Stadler (Mitte). Foto: gh

Pliening · »Weißt du, was du tun musst, damit du dich nicht schneidest?« Leo Stadler steht neben Fabian (14) an der Arbeitsplatte. Fabian hat eine enthäutete Zwiebel und ein großes Kochmesser in der Hand. Leo zeigt ihm die richtige Fingerhaltung. »Wenn du die Finger so aufstellst, kann nichts passieren.…

… Und atme beim Schneiden möglichst nicht durch die Nase, dann musst du nicht so viel weinen«, lacht er. An einem Tisch kneten Justus (13) und Luis (12) Nudelteig. »Leo, wie geht's jetzt weiter?« Leo wendet sich ihnen zu, erklärt die nächsten Schritte. Derweil braucht auch Jakob Hilfestellung bei der Zubereitung der Sauce. »Wieviel Brühe brauche ich?« Leo ist die Ruhe selbst. Er wendet sich von einem zum anderen, geduldig. »Machen wir jetzt das Cordon bleu?« Leo: »Nein, zuerst müssen wir die Sauce weiter machen, weil die ein bisschen länger dauert.« Wie ein richtiger Küchenchef behält der 13-Jährige den Überblick, hat die Kochkurs-Teilnehmer im Plieninger Familienland und den Küchenplan im Blick. Auf die Frage, ob er immer so ruhig ist, antwortet er: »Zu Hause nicht, da gibt’s manchmal Stress mit meinen drei Geschwistern und wegen der Schule. Aber beim Kochen kann ich mich entspannen.«

Wie kommt ein Teenager auf die Idee, sich eine Kochjacke anzuziehen, sich einen Samstagvormittag lang in die Küche zu stellen und Halbwüchsigen das Kochen beizubringen?

Angefangen hat alles in einem Südtiroler Hotel, wo seine Familie regelmäßig ihren Urlaub verbringt. Schon als Sechsjähriger durfte er in der Hotelküche helfen, zuschauen und dem Koch zur Hand gehen. Seine Leidenschaft war geweckt und hat ihn nicht mehr losgelassen. Bei Recherchen im Internet stieß er auf die Ankündigung einer Kinderkochshow mit dem »Küchenklatsch«-Team des Leipziger Kochprofis Jens Becher. Leo ließ´nicht locker, bis seine Mutter einwilligte, mit ihm nach Leipzig zu fahren. So kam es, dass er zum ersten Mal öffentlich am Herd stand. Es folgten »Auftritte« an der Seite von Fernsehköchen wie Ralf Zacherl, Johann Lafer und Stefan Marquardt. Und er verdient sich sogar schon ein bisschen Geld mit seiner Leidenschaft. Für einen bekannten Topf-Hersteller ist er auf Messen, wie der Frankfurter Ambiente, aktiv. Leo: »Das Geld wird auf einem Konto angelegt, auf das ich dann mit 18 Zugriff habe.« Kann er sich vorstellen, einen Beruf aus seinem Hobby zu machen? Leo zögert bei der Beantwortung. Er habe natürlich auch schon die Nachteile des Berufes kennengelernt: den Stress, wenig Zeit für eine Familie. Nein, er glaube nicht, dass er mal hauptberuflich Koch werde. »Aber ich kann mir vorstellen, eines Tages ein Restaurant zu haben.« Momentan spielt natürlich auch die Schule eine viel wichtigere Rolle. Leo Stadler besucht die 8. Klasse eines Gymnasiums. Die Lehrer, die von seinem Hobby wissen, »finden’s gut, meine Geschwister auch. Ich koche ja oft für sie.«

Einer der Koch-Lehrlinge hat die Zwiebel-Schneidetechnik nicht beherzigt. »Brauchst ein Pflaster?«, fragt ihn Leo. Seine Mutter Annette Stadler hält bereits eines in der Hand und verarztet den Finger. Sie steht bei Leos Kochkursen als dienstbarer Geist, als Küchenhelferin, dem »Kreativen« zur Seite. »Leo wollte unbedingt einen Induktionsherd für unsere Küche. Das war uns dann doch zu teuer. Aber die Nudelmaschine haben wir auf seinen Wunsch hin angeschafft.«

Die kommt auch beim Kurs für die Teenies zum Einsatz. »Frisch gemachte Nudeln schmecken einfach besser und sind schnell und einfach zubereitet«, so Leo. Er hilft Justus, die Teigplatte durch das Gerät laufen zu lassen. Die Jungs sind begeistert, drei haben schon einmal an einem Kurs teilgenommen. »Macht Spaß und Leo ist nett«, so Fabian. Das ist jetzt schon Leos 6. Kurs, aber der erste für Jugendliche; bisher hat er Kinder-Kochkurse im Familienland gegeben. Der nächste ist am Freitag, 14. Januar von 16 bis 19 Uhr für 8- bis 12-Jährige.

»So jetzt räumen wir alle kurz auf, dann können wir essen.« Es gibt kein Murren über die Aufforderung des 13-Jährigen. Das Menü des Tages: Lachsroulade, Cordon bleu mit selbstgemachten Nudeln und italienischer Gemüsesauce und als Dessert Apfelcrumble. Jeder der Jungs bekommt ein Rezeptblatt zum Nachkochen mit nach Hause. Luis: »Fleisch, Nudeln, Sauce: Alles Klasse!« Demnächst möchte Leo ein einwöchiges Praktikum beim Catering-Service »Sky Chef« der LSG Lufthansa Service Holding AG machen: »Ich will mal mitbekommen, wie so eine Massenproduktion funktioniert.«

Klar, dass Leo auch einen einschlägigen Wunsch für Weihnachten hat: ein teures asiatisches Kochbuch. Sein eigenes geplantes Kochbuch für Kinder hat er erst mal auf Eis gelegt: keine Zeit. Hört sich das alles so an, als wenn er mal was anderes werden würde als Koch? Man darf gespannt sein... Gabriele Heigl

Leos Schokokracher

Zutaten für 8 Portionen:

  • 250 g Butter
  • 400 g Schokolade
  • 100 g Zucker
  • 4 Eier

So wird’s gemacht:

  • 1. Schokolade und Butter im Wasserbad schmelzen. Achtung: Die Schokolade darf nicht wärmer als 37 Grad werden, sonst klumpt sie.
  • 2. Zucker und Eier schaumig schlagen. Die Masse unter die etwas abgekühlte geschmolzene Schokolade heben, in Muffinformen füllen.
  • 3. Den Teig im vorgehizten Backofen bei 200 Grad 8 bis 12 Min. backen.

Die Kracher schmecken gut zu Vanilleeis und Früchten.

Artikel vom 23.11.2010
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